Simon Beckett: Verwesung 3/4
Kap 1 bis 7
Kap 8 bis 15
Kap 16 - 23
Kap 24 bis Ende
Wie erwartet hat der Autor den guten Professor Wainwright als spannungsförderndes Opfer geopfert - wie David Hunter gemeinsam mit Sophie entdeckt. Bei den Ermittlungen zum Tod des Profs tauchen jetzt noch die restlichen Figuren des Prologs auf, die wir bisher zwar nicht vermisst haben, die aber wohl der Vollständigkeit halber auch wieder da sein müssen: Detective Chief Superintendent Simms, der mittlerweile Assistent Chief Constable geworden ist (ja, ich liiiebe diese Titel), was vom Übersetzer wahlweise mit "stellvertretender Polizeipräsident" und "stellvertretender Polizeichef" wiedergegeben wird. Und als Funktionsfigur - so sieht es jedenfalls bis jetzt aus - ist auch der Bulle Roper wieder da, ein Ex-Kumpel von Terry Connors.
Der wiederum - erfahren wir - hat Hunter zuletzt ganz schön verarscht - er ist gar nicht bei der Fahndung nach Monk beteiligt, sondern schon lange degradiert und jetzt sogar suspendiert, weil er Kolleginnen belästigt und gesoffen hat (oder umgekehrt). Sowas merken wir uns als Krimileser natürlich sofort, weil es mit einiger Sicherheit darauf hindeutet, dass Connors bei der Auflösung/dem Finale eine wichtige Rolle spielen wird. Beim weiteren Hin- und Hergeschiebe der Figuren kommt noch raus, dass Conners damals was mit Sophie hatte. (Auch das merken wir uns!).
Irgendwie sollte ich jetzt wohl
VORSICHT SPOILER
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schreiben. Obwohl eigentlich - abgesehen von Hin- und Herfahrerei in der Dartmoor-Gegend - kaum was passiert. Hunter will eigentlich nach London zurück - ganz besonders nachdem man Sophie polizeilicherseits zwei tapfere Bodyguards gestellt hat, die dermaßen lustlos routiniert eingeführt werden, dass sie eigentlich selber riechen müssten, dass sie knapp 20 Seiten später geopfert werden - als nämlich Monk - mit Details halten wir uns hier nicht auf - endlich Sophie in seine Gewalt bringt - und Hunter sie sich im total nebligen Moor auf der Suche nach ihr in einer Höhle verirrt und auf einmal dort festsitzt. Um es mal so zu sagen: ich hab ein paar Fünf Freunde-Bücher gelesen, die spannender waren als das, was ich hier bisher erlebt habe. Mit Sophie in Monks Hand und Hunter in auswegloser Lage hat der Autor jetzt alles für den oder das showdown in Stellung gebracht. Ich erwarte: noch mehr düstere Höhlengeschichten bis Hunter und Sophie sich wieder finden und dann irgendeine Auflösung - ja, von was eigentlich? - bei der sich rausstellt, dass alles gar nicht so war, wie wir gedacht haben, sondern ganz anders. Und langsam wird mir auch klar, wieso das Buch bisher so langweilig - also spannungsarm - ist: Unser Held und Erzähler steht eigentlich die ganze Zeit am Rand. Er handelt nicht, er wird meist nur behandelt. Er ist nicht an der Suche/Fahndung nach Monster-Monk beteiligt. Er hat auch kein erklärtes Interesse daran, den Monk zu fassen. Wieso auch? Er hat sich von Sophie nach Dartmoor locken lassen, ohne dass er etwas von ihr will. Er lässt sich - ehrlich gesagt - von ihr die ganze Zeit verarschen, ohne dass das auch nur ein einziges Mal thematisiert wird. Das einzig wirklich emotionale Interesse, das Hunter und wir mal haben, ist bei der Geschichte von Connors und dessen Versuch, Hunters Frau anzugraben.
Weshalb ich vermute, dass Connors sich Ende als Showdown-Gegner von Hunter entpuppen wird, wie auch immer Beckett es schafft, die Handlung dahin zu drehen. Also schaun wir mal - der Blick auf die Kapitelanzeige sagt mir, dass wir morgen zum letzten Teil des Selbstversuchs kommen.
Lieblingssatz: "Ich saß fest."
Simon Beckett:
Verwesung (The calling of the grave)
Deutsch von Andre Hesse
Reinbek: Wunderlich, 2011
Selbstversuch
Kap 1 bis 7
Kap 8 bis 15
Kap 16 - 23
Kap 24 bis Ende