25.7.20

Krimi der Woche

Lästiges Bruderherz oder:
Die Bratwurst-Brüder

 

Von Michael Rolandt


Gerade als Hauptkommissar Ludger Becker seinen Bereitschaftsdienst beenden wollte, war die Alarmierung hereingekommen. Also stand er jetzt im kalten Wind am Rand der Altstadt leitete die Ermittlung im Mordfall Leo Brennecke. Der Inhaber von »Brenneckes Bratwurstbraterei« war um 22 Uhr vor seiner stadtbekannten Luxus-Imbissbude im Kugelhagel gestorben. Der Fahrer eines Volvos hatte auf ihn geschossen, als Leo neben der Tür eine Zigarette rauchte.
  »Leo hatte kurz zuvor noch die Tageseinnahme von etwa 2000 Euro nach oben in seine Wohnung gebracht, um sie im Tresor einzuschließen«, fasste Beckers Kollege Kosslowski zusammen. »Sein Bruder Günni vermutet, dass Schutzgelderpresser hinter dem Attentat stecken. Leo weigerte sich, auf die Forderungen dieser Gangster einzugehen. Leos Sprössling Rico hat dagegen seinen Onkel Günni in Verdacht. Der ist Teilhaber der Imbissbude und muss sich jetzt nicht mehr mit einem lästigen Bruder und Partner herumplagen.«
  Kommissar Becker sah, wie drinnen im schicken Imbiss ein kräftiger älterer Mann auf einen jungen Burschen einredete, der an den Friteusen stand. »Das sind die beiden«, sagte Kosslowski, der den Blick seines Kollegen bemerkte. »Beide ohne Alibi. Rico hatte um 21.50 Uhr seine Pause genommen. Günni sagt, er sei kurz nach 21 Uhr hinauf in Leos Wohnung gegangen, um die Buchhaltung zu machen. Er wurde danach erst um 22.10 Uhr wieder gesehen.«
  »Ich vermute, dass die Schutzgelderpresser jetzt Ernst gemacht haben«, sagte Günni gleich darauf im Verhör. Doch dann streifte sein Blick Rico, den Sohn des Toten. »Obwohl dieser junge Mann auch allen Grund für den Mord gehabt hätte. Leo wollte Rico nämlich enterben, weil er ihm nicht zutraute, die Bratwurstbraterei nach seinem Tod weiterzuführen.«
  »Bullshit!«, meinte Rico.
  Beckers Kollege Kosslowski hatte inzwischen telefoniert. »Man hat den Volvo gefunden, aus dem geschossen wurde«, meldete er. »Der Wagen ist zwanzig Minuten vor dem Attentat im Park-Center gestohlen worden. Eine Kamera hat den Diebstahl gefilmt.«
  »Damit«, sagte Kommissar Becker, »scheidet Rico als Verdächtiger aus. Oder was meinen Sie, Günni? Der Anschlag fand um 22 Uhr statt, das Tatfahrzeug wurde 20 Minuten vorher gestohlen. Rico wurde aber noch um 21.50 Uhr gesehen - er hatte nicht genügend Zeit für die Tat. Sie dagegen...«
  »Hiergeblieben«, rief Kosslowski, als Günni herumwirbelte um zu fliehen. Handschellen klickten.
  »Er wollte mich aus dem Geschäft drängen«, jammerte Günni.
  »Das ist noch lange kein Grund, seinen Bruder umzubringen«, sagte der Kommissar.
ENDE


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Die Achtziger – das waren die Jahre, als man noch überall rauchen durfte, der Marlboro-Mann und der Camel-Tramp im Kino Werbung machten und die Hollywood-Hits »Dirty Dancing«, »Shining« und »Zurück in die Zukunft« hießen. Zum Telefonieren benutzte man Festnetztelefone, und wenn man unterwegs war, musste man sich zum Anrufen eine Telefonzelle suchen – das waren gelbe Kabinen mit einem Münztelefon und einem gestohlenen Telefonbuch.

Zwei Dutzend clevere Kriminalstorys aus der guten alten Zeit – als im Fernsehen immer dienstags »Dallas« lief und freitags »Derrick« ermittelte. Die Hits des Jahrzehntes waren »Take On Me« von a-ha , Nena mit »99 Luftballons« und natürlich »Jeanny« von Falco. Wie immer zu Ihrem Vergnügen ausgesucht und zusammengestellt von Krimikenner H.P. Karr.


 
Michael Rolandt
Lästiges Bruderherz
(Krimi2039/xxx)
Badsiche neueste Nachrichten
30/2020 25.7.2020
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18.7.20

Krimi der Woche

Immer Ärger mit den Nachbarn

 

Von Michael Rolandt

 

Kommissarin Ellen Schwartz traf gegen neun Uhr am Tatort in der Billingheimer Straße ein. In den Briefkästen der Reihenhäuser steckte ordentlich gefaltet die Tageszeitung – heute durchweicht von einem Regenschauer, der um sieben Uhr  morgens niedergegangen.
   Der pensionierte Oberstleutnant Frank Beck hatte im letzten Haus in der Straße gelebt. Hier wehte eine Deutschlandfahne im Vorgarten. Die Tageszeitung fehlte im Briefkasten – sie lag in der Küche auf dem Tisch, neben einer halbvollen Tasse Kaffe. Die nasse Zeitung war auf der Seite mit den Rätseln aufgeschlagen, doch Frank Beck war nicht mehr dazu gekommen, sie zu lösen. Der ehemalige Soldat lag erschlagen neben den Tisch. Tatwaffe war ein faustgroßer Kieselstein aus der Unfassung des Fahnenmastes im Vorgarten. »Einbruchsspuren gibt es nicht«, überlegte die Kommissarin. »Also hat Beck seinen Mörder gekannt und ihn eingelassen.«
   »Tatzeit war zwischen sechs und acht Uhr«, sagte der Rechtsmediziner. Um kurz vor neun Uhr hatte Frank Becks Putzfrau den Toten gefunden kam.
   »Herr Beck hatte dauernd Streit mit seinen Nachbarn«, sagte die Frau. »Besonders mit Lionel Hoffmeister und Steffen Waldner. Mal ging es um Becks politische Ansichten und seine Deutschlandfahne im Vorgarten, dann wieder um Lärmbelästigung, wenn Beck abends bei offener Terrassentür Marschmusik hörte.«
   Waren die kleinen Streitereien eskaliert? »Um acht habe ich noch geschlafen«, behauptete Waldner, als die Kommissarin ihn befragte. »Aufgestanden bin ich erst um halb neun.« Und zwar mit einem ordentlichen Kater, wie die Kommissarin aus der Batterie leerer Bierflaschen in seiner Küche schloss.
   Lionel Hoffmeister erklärte: »Ich bin um sieben zu meiner Joggingrunde aufgebrochen –  um zehn nach sieben habe ich meine Mitläufer vorn am See getroffen und zusammen haben wir unsere Runde gedreht.«
   Kommissar Ellen Schwartz nahm sich noch einem Steffen Waldner vor. »Sie haben Beck auf dem Gewissen, nicht wahr?«
   »Der verflixte Kerl hat mich immer wieder provoziert. Als heute morgen seine Zeitung aus dem Briefkasten holte, hat er wieder seine Deutschlandfahne hochgezogen. Da hab ich die Nerven verloren und bin zu ihm rüber…«
   »Ja, die Zeitung«, meinte Kommissarin Schwartz. »Die hat Sie verraten. Die nasse Zeitung auf Becks Frühstückstisch bewies, dass er um sieben, als der Regenschauer niederging, noch lebte. Für diese Zeit hatte Lionel Hoffmeister aber das Alibi seiner Joggingfreunde. Also blieben nur Sie übrig, Herr Waldner…«


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H.P. Karr: Heißer Tipp von Thorsten

Da ist was zu holen!, denkt sich Klammroth, als er von der halben Million erfährt, die Rentrop angeblich beiseitegeschafft hat. Aber warum muss ein Mann mit so viel Geld auf der hohen Kante noch Boote verleihen? Weil er einfach Pech gehabt hat, erklärt Rentrop. Aber ist die Sache wirklich so einfach?

Michael Rolandt: Eine Frau steht ihren Mann

Die beiden Gangster halten Inga für ihre wohlhabende Freundin Viola. Sie glauben, mit ihr eine gute Geisel für den Raubzug in Violas Firma in der Hand zu haben. Und je länger Inga schweigt, desto gefährlicher wird es für sie.




Immer Ärger mit den Nachbarn
(C 1610 / KRIMI2114)
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