25.4.18

Elisabeth Herrmann: Stimme der Toten


Toter Banker
Ein toter Bankmanager ist für Tatortreinigerin Judith Kepler zunächst einmal nur ein Job. Bis sie Spuren dafür findet, dass der Finanzmensch nicht das Opfer eines Unfalls ist – sondern eines Mordes. Judith Kepler ist neben dem Anwalts-Luftikus Joachim Vernau die zweite Serienheldin der Berliner Krimi-Queen Elisabeth Herrmann. Düsterer, dramatischer und vielen Bezügen zur dunklen deutsch-deutschen Vergangenheit angelegt, sieht sich Judith jetzt in  der "Stimme der Toten" wieder einmal mit der Frage nach ihrer Herkunft und Identität konfrontiert. Die wurde diverse Male von DDR-Stasi und BRD-BND manipuliert. Dass der Autorin darüber die Story um den toten Banker und den geplanten Hackerangriff auf das Finanzhaus manchmal etwas aus dem Blick gerät, stört nicht. Denn Judith Keplers Identitätssuche ist allemal spannend genug.     rja
Saubere Schicksalsgeschichte
(Vier Sterne)
Elisabeth Herrmann:
Stimme der Toten
Goldmann, 544 Seiten

NRZ / WAZ / Funke-Medien
25.04.2018
WAZ  / Funke-Medien
25.04.2018

20.4.18

Arno Strobel: Im Kopf des Mörders - Kalte Angst


Spannungs-Empfehlung
Eine Empfehlung von Deutschlands Thriller-Papst Sebastian Fitzek und ein "Bestseller"-Aufkleber auf den Cover – beste Startbedingungen für den neuen Roman von Arno Strobel. Band zwei seiner Serie "Im Kopf des Mörders" führt den Düsseldorfer Profiler Max Bischoff wieder einmal bis an seine psychischen und physischen Grenzen. "Kalte Angst" ist Spannungsstoff aus der Oberliga: Ein Killer mit einer Fliegenmaske mordet immer wieder und mit wachsender Brutalität in der Landeshauptstadt. Die Ermittler stehen unter Erfolgsdruck. Da behauptet ein Insasse der Forensischen Psychiatrie in Langenfeld, weitere Taten vorhersehen zu können. Doch er will einen Deal - Freiheit gegen sein Wissen. Versiert jagt Strobel seine Story von einem Cliffhanger zum nächsten – schießt dabei aber Gott sei Dank nie wie sein Vorbild Fitzek übers Ziel hinaus.    rja
Unterhaltsam (drei Sterne)
Arno Strobel:
Im Kopf des Mörders – Kalte Angst
Fischer, 368 Seiten


NRZ / Funke Medien
20.04.2018

17.4.18

Das Krimi-Ranking: Die schrägsten Ermittler

Die vier schrägsten Detektive und Ermittler:

Platz 4
Nick Knatterton
Von Manfred Schmidt (1913 – 1999)

Ein im wahrsten Sinn aus"gezeichneter" Krimiheld. Besondere Kennzeichen: Das markante Kinn und der gegen alle Gesetze der Zeichenkunst durchkarierte Mantel. Flottester Spruch: "Kombiniere!" Pfeifenraucher. Geigenspieler.  Eine Verwandtschaft zu den US-Helden "Nick Carter" und "Nat Pinkerton" konnte nie ganz belegt werden. Nach anderen Quellen ist sein richtiger Name Nikolaus Kuno Freiherr von Knatter und er entstammt einem uralten Adelsgeschlecht bei Kyritz an der Knatter.

Delikte: Ein Comic-Strip (1950-59), mit Episoden wie „Der Schuss in den künstlichen Hinterkopf“ oder " Der Drohbrief im Pyjama", eine Zeichentrick-Fernsehserie, ein Realfilm

Platz 3
Major Adolf Kottan
von Helmut Zenker (1949 – 2003)

"Inspektor gibt's kaan!" Major Adolf Kottan ermittelt in Wien für das dortige Sicherheitsbüro. Von seinem Naturell her eher mürrisch tritt er auch seinen Kollegen gegenüber mitunter so auf. Vor allem sein Assistent Schrammel, nicht gerade eine Leuchte, hat unter dem unwirschen Kottan zu leiden. Für die Beschaffung der Leichen ist oft der Obdachlose Drballa zuständig, der sich sogleich direkt mit dem Major in Verbindung setzt.

Delikte: So um die acht Romane, mindestens ein Hörspiel, eine Fernsehserie (19 Folgen von 1976 bis 1983). Posthume Fälle, aufgeschrieben von seinen Nachkommen. Eigene Webseite, jede Menge Franchise-Artikel. Außerdem eigene Musikformation: Kottans Kapelle. Mit einem Wort: Kottan ist Kult.
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Platz 2
Chico Pipa
von Carlo Manzoni (1909 – 1975)

Chico Pipa ist einer der härtesten Detektive ever. Supercool, supersmart, superhart. Nur übertroffen von seinem Partner Gregorio Scarta, dem Meister der Undercover-Recherche. Ach ja: Gregorio Scarta, genannt Gregg, ist ein Hund.

Delikte: Knapp 10 "Superthriller", etwa "Blut ist kein Nagellack" (1960), "Der Finger im Revolverlauf (1960) oder "Der tiefgekühlte Mittelstürmer" (1963)
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Platz 1
Paul "Die Wanze" Muldoon
von Paul Shipton (1963 - )

"Die Wanze" Muldoon ist genau das und von Beruf Privatdetektiv. Aus Langeweile nimmt er einen eher langweiligen Fall an: Ein Ohrenkneifer ist spurlos verschwunden. Muldoon stößt bei seinen Nachforschungen auf jede Menge Ungereimtheiten.

Delikte: Ein Roman, ein Hörbuch, eine Bühnenfassung, ein Sequel "Heiße Spur in Dixies Bar".



(Text: Reinhard Jahn, mit Material von wikipedia, krimilexikon.de, flensburg-online.de und kottan-ermittelt.at)


9.4.18

Krimi der Woche: Eine Frau mit Tic


Eine Frau mit Tic


Von H.P. Karr


»Sie müssen Albert finden«, sagte sie, und ihr rechtes Augenlid zuckte. Annette Bahlsen-Krämer saß auf der Veranda des großen Hauses und alles hätte wunderbar sein können, wenn ihr nicht ihr Mann weggelaufen wäre. Allerdings fragte sich Vicky Kant, was sie als Annettes Anwältin damit zu tun hatte. Sie hatte vor Jahren den Kauf des Hauses beurkundet und sich seitdem nur um juristische Kleinigkeiten gekümmert.
     »Als er ging, sagte er, dass er Zigaretten kaufen wollte«, sagte sie. »Erst später ist mir aufgefallen, dass er überhaupt nicht raucht.«
     Vicky beobachtete fasziniert, wie das rechte Augenlid ihrer Klientin wieder zu zucken begann.
     »Kommen Sie mal mit!« Annette zeigte Vicky die große Modelleisenbahn im Keller. »Ich habe genug Geld. Mein Mann musste nicht arbeiten. Also hat er sich hiermit beschäftigt.«
     Sie schaltete die Anlage ein. Fasziniert beobachtete Vicky, wie sich die Modellzüge über die Gleise bewegten. Albert hatte einen ganzen Ort samt Güterbahnhof aufgebaut. »Weilsheim« stand auf den Modellstraßenschildern.
     »Finden Sie Albert.« Annettes Augenlid zuckte. »Bitte! Er ist doch mein Mann«
     »Ich versuche es«, sagte Vicky und zuckte mit dem Augenlid.
     In dem vierten Modellbahngeschäft, das Vicky am nächsten Tag aufsuchte, wurde sie fündig. »Herr Krämer-Bahlsen, ja«, sagte der Verkäufer. »Ein Top-Kunde. Er hat den Güterbahnhof von Weilsheim nachgebaut.«
     »Nachgebaut?«, fragte Vicky überrascht. »Es gibt den Bahnhof tatsächlich?«
    
     Fasziniert schaute Vicky von der Hügelkuppe. Der wirkliche Bahnhof von Weilsheim glich Alberts Modell wie aufs Haar. Am Rande der Anlage lag das Stellwerk und eine Viertelstunde später stand Vicky neben Albert Krämer-Bahlsen in der Glaskanzel. Mit ihm arbeiteten drei Kollegen hier. »Ist es nicht wunderbar?«, fragte Albert. »Ich habe die Ausbildung als Stellwerks-Assistent mit einem Videokurs übers Internet gemacht! Ich war der beste des ganzen Lehrganges!«
     »Sie konnten ja auch daheim üben«, meinte Vicky.
     »Ich habe jetzt auch eine kleine Wohnung«, sagte Albert. »Und verdiene mein eigenes Geld.«
     »Ihre Frau würde Sie gerne wieder sehen!«, sagte Vicky.
     Albert kratzte sich am Kopf. »Sie … haben bemerkt, dass sie einen Tic hat?«
     »Das rechte Auge«, nickte Vicky.
     »Es hat mich verrückt gemacht«, sagte Albert. »Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Verrückt, nicht wahr? Bitte verraten Sie Annette nicht, dass Sie mich gefunden haben. Bitte, Frau Kant!«
     Vicky sah ihn an. »Vielleicht haben Sie Recht«, sagte sie.
     »Danke!« Albert drückte Vicky die Hand. Sein rechtes Augenlid begann zu zucken. »Danke, Frau Kant!« Und sein Augenlid zuckte wieder.
 

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H.P. Karr:
Eine Frau mit Tic
Badische neueste Nachrichten
Nr 14 vom 7.4.2018


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5.4.18

Krimi der Woche: Duell in der Sonne

Duell in der Sonne

Von Don Ridgemond
 

Die Streifenrunde von Wachtmeister Rudi Hansen führte von Kleinberghusen an Bruno Eybes Hühnerfarm vorbei bis zu Rita Grabbes Tankstelle. Vierzig Kilometer, und bei 30 Grad im Schatten kein Vergnügen.
   Dass Hansen die Streife trotzdem gern fuhr, lag an dem warmen Lächeln und der kalten Cola, mit der Rita Grabbe den durchgeschwitzen Dorfpolizisten immer empfing.
   An der Bushaltestelle bei Eybes Hühnerfarm lehnte ein Fremder, groß, drahtig, in einer Fliegerjacke.
   Fünf Minuten erreichte Rudi Ritas Tankstelle. Er spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Rita lag neben der aufgebrochenen Kasse. Ein altes Zündkabel war um ihren Hals geschlungen.
   *
   »Erwürgt«, sagte Doktor Schüller. Mit ihm war Hauptwachtmeister Bolker aus Großberghusen gekommen, Hansens Revierleiter.
   Hansen ballt die Fäuste. »Den Kerl bringe ich um!«
   »Du kühlst dich erst einmal ab!«, blaffte Bolker. Er schob Hansen neben den Cola-Automaten und warf einen Euro ein. Polternd fiel eine Dose aus dem Schacht und wurde kräftig durchgeschüttelt, ehe sie in die Ausgabe rollte. Eine Leuchtanzeige blinkte: Leer
   Bolker riss die Dose auf. Die geschüttelte Cola spritzte auf sein Hemd.
   Bolker fluchte. Hansen kümmerte sich nicht mehr um seinen Chef. Er lief zum Streifenwagen. Er ahnte, wo er den Mörder finden konnte.
   * * *
   Als er die Bushaltestelle erreichte, war der Fremde verschwunden. Nur der alte Hinnerk hockte auf der Bank.
   »Hier stand vorhin noch ein ein Kerl!«, fragte Hansen.
   »Den hat der Ole mitgenommen«, knurrte Hinnerk. »Ins Dorf!
    * * *
   Oles Pickup parkte vorm Dorfkrug. Hansen ging hinein. Der Fremde kam gerade von der Toilette zurück. Die Fliegerjacke hatte er sich um die Schultern gehängt.
   »Sie waren vorhin bei der Bushaltestelle!«, sagte Hansen. »Waren Sie auch an Ritas Tankstelle?«
   »Kann mich nicht erinnern!«
   Wütend packte Hansen den Fremden an der Schulter. Dabei riß er ihm die Fliegerjacke herunter. Auf dem Hemd des Fremden waren ein paar große, feuchte, braune Flecke.
   »Und was ist das hier?« Hansen deutete auf die Flecken. »Der Cola-Automat in Ritas Tankstelle war fast leer. Die letzten Dosen wurden durchgeschüttelt, bevor sie herauskamen. Und wenn man eine geschüttelte Dose aufmacht, passiert natürlich so etwas.«
   Hansen riss seine Waffe aus dem Holster und richtete sie auf den Fremden.
   »Sie hat sich gewehrt!«, keuchte der Fremde. »Ich wollte doch nur das Geld.«
   »Jetzt bekommst du, was du verdienst!« Hansen entsicherte die Waffe.
   »Das reicht!« Hauptwachtmeister Bolkers Stimme dröhnte durch die Kneipe. »Steck ein, Rudi!«
   Hansens Hand zitterte. 
   »Rudi!«, sagte Bolker.
   Langsam steckte Hansen die Waffe weg. Manchmal war es verdammt schwer, ein Polizist zu sein.
   ENDE



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Quelle:
Don Ridgemond:
Duell In der Sonne
Erstveröffentlichung:
Rhein-Ruhr-Markt, Essen,
Ausgabe 7/1991
© by author / Jahn facts&fiction
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