28.8.21

Krimi der Woche

Mord unter heißer Sonne

Von Don Ridgemond

Die Streifenrunde von Polizeihauptmeister Rudi Hansen führte von Kleinberghusen an Bruno Eybes Hühnerfarm vorbei bis zu Rita Grabbes Tankstelle. Vierzig Kilometer, bei 30 Grad im Schatten kein Vergnügen.
   Dass Hansen die Streife trotzdem gern fuhr, lag an dem warmen Lächeln und der kalten Cola, mit der Rita Grabbe ihn stets empfing.
   An der Bushaltestelle bei Eybes Hühnerfarm lehnte ein Fremder in einer alten Jeansjacke. Fünf Minuten erreichte Rudi die Tankstelle - und fand Rita. Sie lag neben der leeren Kasse. Ein Zündkabel war um ihren Hals geschlungen.
   »Erwürgt«, sagte Doktor Schiller aus Kleinberghusen wenig später. Mit ihm war Hansens Revierleiter, Hauptmeister Bolker zur Tankstelle gekommen.
   Hansen ballte die Fäuste. »Den Kerl bringe ich um!«
   »Kühl dich ab!« Bolker warf zwei Euro in Ritas Cola-Automaten. Eine Dose polterte aus dem Warenschacht und wurde dabei kräftig durchgeschüttelt. Eine Anzeige blinkte: Leer
   Bolker riss die Dose auf. Die geschüttelte Cola spritzte auf sein Hemd.
   Bolker fluchte. Hansen lief zum Streifenwagen. Er ahnte, wo er den Mörder finden konnte.
   Als er die Bushaltestelle erreichte, war der Fremde verschwunden. Nur der alte Hinnerk hockte auf der Bank.
   »Hier stand vorhin noch ein Kerl?«, fragte Hansen.
   »Den hat der Ole mitgenommen«, sagte Hinnerk. »Ins Dorf!«
   Oles Pickup parkte vorm Dorfkrug vom Kleinberghusen. Hansen ging hinein. Der Fremde kam gerade von der Toilette. Die Jeansjacke hatte er sich um die Schultern gehängt.
   »Waren Sie vorhin an Ritas Tankstelle?«, fragte Hansen.
   »Kann mich nicht erinnern!«
   Hansen riss dem Fremden die Jeansjacke herunter. Auf dem Hemd des Mannes waren große, feuchte, braune Flecke zu sehen.
   »Der Cola-Automat in Ritas Tankstelle war fast leer«, sagte Hansen und zog seine Waffe. »Die letzten Dosen wurden durchgeschüttelt, bevor sie herauskamen. Und wenn man eine geschüttelte Dose aufmacht, passiert natürlich so etwas.«
   Der Fremde wich zurück. Hansen hob die Waffe.
   »Das reicht!« Hauptmeister Bolkers Stimme dröhnte durch die Kneipe. »Steck ein, Rudi!«
   Hansens Hand zitterte. Dann senkte er die Waffe und sah zu, wie Bolker dem Fremden Handschellen anlegte.
   ENDE

   
 

 


Don Ridgemond
Mord unter heißer Sonne
BNN 34/2021
© by author / R.Jahn
Verbreitung nur mit Genehmigung

14.8.21

Krimi der Woche

 Ein Fall für Käthe

Von H. P. Karr

Kommissarin Käthe Hammerschmidt war zwar mit ihren 71 Jahren die älteste Kriminalbeamtin im Präsidium, aber zum alten Eisen zählte sie damit noch lange nicht. Sie konnte nicht nur auf vierzig Jahre Berufserfahrung zurückblicken, sondern kannte auch fast jeden aus ihrem Revier von Kindesbeinen an. Entsprechend überrascht war sie, als sie erfuhr, dass man Dirk Bronnen verhaftet hatte – wegen Mordverdacht.
   »Bronnen ist in das ›Alte Eck‹ am Markt eingebrochen«, sagte Käthes Kollege. »Wollte den Spielautomaten knacken. Als Kurt Brendel, der Wirt, ihn überrascht hat, hat er ihn erschlagen.«
   Käthe schüttelte den Kopf. »Dirk ist kein Mörder.«
   Ihr Kollege klopfte auf die Akte. »Am Tatort waren seine Fingerabdrücke, der Tote hatte Dirks Halstuch in der Hand. Den Einbruch gibt Dirk zu. Aber nicht den Mord.«
   Im »Alten Eck« spülte Ina Brendel Gläser.Sie musterte Käthe erstaunt. »Kripo? Sind Sie nicht zu alt dafür?«
   Käthe lächelte. »Der Tote war Ihr Vater?«
   Ein junger Rotschopf kam aus der Küche.
   »Rolf Dengler, mein Verlobter«, sagte Ina. »Wir wohnen über die Kneipe. Vater lebte in der zweiten Etage. Als wir letzte Nacht etwas hörten, sah Rolf nach ... und fand Vater.«
   »Er hatte Dirks Halstuch in der Hand«, sagte Dengler.
   Käthe sah sich in der Kneipe um. »Die Geschäfte laufen schlecht?«
   Rolf lächelte. »Wir modernisieren bald. Bloß Inas Vater wollte das nicht. Und er war der Besitzer.«
   Am Abend saß Käthe Hammerschmidt mit ihrer Tochter und deren Mann zusammen. Käthe wohnte seit dem Tod ihres Mannes in der Dachgeschosswohnung.
   »Morgen früh werfe ich dich höchstpersönlich aus dem Bett, wenn das Frühstück fertig ist«, sagte ihre Tochter. »Mein Rufen hörst du ja sowieso nie!«
   Käthe stand auf. »Ich muss noch einmal weg!«
   Es war kurz vor Mitternacht, als sie in das »Alte Eck« kam. Ina bediente. Rolf stand hinter dem Tresen. Käthe nahm Ina beiseite. »Rolf hat Ihren Vater umgebracht, nicht wahr?«
   Ina wurde blass.
   »Ihr Vater konnte im zweiten Stock die Geräusche des Einbrechers nicht hören«, sagte Käthe. »Sie und Rolf schlafen dagegen über der Kneipe. Sie haben den Einbrecher gehört. Rolf ging nachsehen, Dirk Bronnen floh. Dann hat Rolf Ihren Vater heruntergelockt und ihn getötet. Er will die Kneipe modernisieren.«
   Ina schluckte. »Ich ... ich liebe ihn doch!«
   »Er ist ein Mörder!«, sagte Käthe und zog ihre Handschellen heraus.
    
ENDE

 

Werbung

Ein Mord in einem verschlossenen Raum, ein tückisch arrangierter Unfall, ein vergifteter Drink – in jedem Fall ein Fall für Kommissarin Katja Kampp von der SOKO RUHR. Mit messerscharfer Kombinationsgabe ermittelt die clevere Kriminalistin innerhalb kürzester Zeit, wer der Täter ist.
H.P. Karr

Ein Fall für Kommissarin Katja Kampp

bei amazon

 

 
      


H.P. Karr
Ein Fall für Käthe
Badische neueste Nachrichten
32/2021 vom 14.8.2021
© by author / R.Jahn
Verbreitung nur mit Genehmigung

13.8.21

Ein Fall für Kommissarin Marlene Kemper

Abrechnung am Hellweg

Bochum-Ratekrimi von H. P. Karr

Enno Jung ist von einem Wagen überrollt worden. »Zweimal«, stellt der Rechtsmediziner fest. »Einmal vor, einmal zurück. Gegen drei Uhr nachts.« Der Tote liegt am Harpener Hellweg an der Zufahrt zum Berghofer Holz, unweit der Walderlebnisschule. Reifenspuren gibt es zuhauf.
   »Das ist kein Unfall mit Fahrerflucht!«, sagt Kommissarin Marlene Kemper zu ihrem Kollegen Fuchs. »Enno Jung hat sieben Jahre wegen Raubes in der Krümmede gesessen. Gestern wurde er entlassen. Heute ist er tot. Und die Beute des Raubes von damals ist immer noch verschwunden.«
   Fuchs untersucht die Taschen des Toten. Zieht dicke Geldbündel heraus. »Fünfzehntausend Euro!«
   »Das war in etwa der Wert der Juwelen, die Jung und sein Komplize Gerold Benneter damals beim Überfall auf das Geschäft am Kurt-Schumacher-Platz erbeutet haben. Jung hat den Schmuck wohl jetzt aus dem Versteck geholt und versilbert. Aber dann kam er nicht mehr dazu, mit Benneter zu teilen.«
   »Gab es damals bei dem Raubüberfall nicht eine Tote?«, erinnert sich Fuchs.
   »Richtig«, sagt Marlene Kemper. »Vera Schmitt, 22, Verkäuferin, verlobt mit Peter Holl. Einer der Räuber schoss sie rücksichtslos über den Haufen.«
   Das Handy der Kommissarin läutet. »Ich möchte Ihren Schutz!«, sagt ein Mann hysterisch. Es ist Gerold Benneter, Jungs Komplize von damals. Er hat ebenfalls für seine Beteiligung an dem Juwelenraub gesessen. »Aber nur drei Jahre, weil ich nicht geschossen habe«, sagt er gleich darauf, als er im Büro der Kommissarin im Präsidium an der Uhlandstraße sitzt. »Das war Enno. Der hatte auch die Beute versteckt und sieben Jahre den Mund gehalten. Hat mich immer wieder vertröstet. Wollte erst teilen, wenn er aus dem Knast heraus war. Aber dann hat ihn wohl dieser Irre umgelegt.«
   »Welcher Irre?«
   »Der Verlobte der toten Verkäuferin!«, sagt Benneter. »Schwor damals Rache für seine Vera. Mich will er bestimmt auch töten.«
   Peter Holl, der Verlobte der toten Vera, ist ein vergrämter Mann in einer muffigen Wohnung in Gerthe.
   »Enno Jung ist tot«, sagt Marlene Kemper. »Überfahren!«
   Holls Augen leuchten auf. »Der hat's verdient!«, sagt er. »Er hat mir meine Vera genommen.«
   »Sie sind verdächtig«, sagt die Kommissarin. »Wie sieht es mit einem Alibi aus?«
   »Hab ich nicht!« Holl zuckt mit den Schultern. »Vielleicht war's sein Komplize Benneter. Hat ihm da am Berghofer Holz aufgelauert und ihn überfahren!«
   »Nein, hat er nicht«, sagt Marlene Kemper. »Der Mörder sind Sie, Holl!«
Warum?
Lösung nach der Werbung....




Werbung

Ein Mord in einem verschlossenen Raum, ein tückisch arrangierter Unfall, ein vergifteter Drink – in jedem Fall ein Fall für Kommissarin Katja Kampp von der SOKO RUHR. Mit messerscharfer Kombinationsgabe ermittelt die clevere Kriminalistin innerhalb kürzester Zeit, wer der Täter ist.
H.P. Karr

Ein Fall für Kommissarin Katja Kampp

bei amazon

 

Lösung: 

Holl weiß, dass Jung am Berghofer Holz überfahren worden ist, was die Kommissarin niemals erwähnt hat.
   
   
   

6.8.21

Peter Kersken:
Zechensterben

Oberhausen in der Mitte der 60 Jahre, während der Fussballweltmeisterschaft 1966.
Ein 14jähriger ist von einer Brüclke gefallen - Unfall, Mord, Selbstmord?
Inspektor Manfred "Manni" Wagner von der Kripo nutzt seinen Urlaub, um den Tod des Jungen zu untersuchen.
Die Recherchen führen ihn tief ins Arbeitermilieu von Oberhausen - das ist für ihn auch eine Rückkehr zu seinem Bruder, der dort wohnt, und zu dem der Kontakt lange abgerissen war. Das Rätsel um den Tod des Jungen scheint bis in die Zeit des Krieges und die Nachkriegszeit zu führen.

Der Roman hat eine schön gezeichnete, dichte Atmospähre. Das Leben in den Sechzigern wird detailfreudig beschrieben. Auch die damalige Situation des "Zechensterbens" im Ruhrgebiet, der großen Bergbaukrise, findet Eingang in die Geschichte. Den roten Faden bildet die Fußballweltmeisterschaft und der Weg der deutschen Mannschaft zum Spiel von Wembley.
Viel Lokakolorit, eine spannende Krimihandlung - ein rundum gelungener Ruhrgebietskrimi.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

ZECHENSTERBEN ist der 3.Teil der Reviersaga von Peter Kersken
1.Tod an der Ruhr
2.Im Schatten der Zeche

Peter Kersken
Zechensterben
Köln: EMONS
2011