7.1.15

Sie erfand zwei Meisterdetektive: Agatha Christie

Die englische Schauspielerin Margaret Rutherford verkörperte in vier Filmen nach Romanen von Agatha Christe die schrullig-scharfsinnige Amateurdetektivin Miss Jane Marple. Mit ihren mehr als 80 Krimis erreichte Agatha Christie eine Gesamtauflage von mehr als 400 Millionen.

Ihre Helden waren der kleine belgische Privatdetektiv Hercule Poirot und die eigensinnige Miss Jane Marple aus dem Städtchen St. Mary Mead. Die Könnerschaft, mit der Agatha Christie in ihren Romanen, Kurzgeschichten und Theaterstücken verwickelte Mordgeschichten erzählte, machten sie zur "Queen of Crime". Ihr Theaterstück "Die Mausefalle" wurde seit seiner Uraufführung 1952 unzählige Male gespielt und gilt als eines der erfolgreichsten Bühnenstücke der Welt.

Agatha Christie wurde 1890 als Mary Clarissa Miller in Torquay geboren. Mit 24 Jahren heiratete sie den Luftwaffenoffizier Archibald Christie. Während des Krieges arbeitete sie in der Krankenpflege und als Apothekenhelferin in ihrer Geburtsstadt. In ihrer Freizeit schrieb sie ihren ersten Kriminalroman "The mysterious affair at Styles" ("Das fehlende Glied in der Kette"). Nach zahlreichen Absagen fand sie schließlich 1920 einen Verlag, der ihr Buch veröffentlichte. Ihren Durchbruch als Kriminalschriftstellerin hatte sie allerdings erst 1926 mit ihrem sechsten Roman "The murder of Roger Ackroyd" ("Alibi"). Nachdem im gleichen Jahr ihre Mutter gestorben war und sie erkannte, dass ihre Ehe gescheitert war, verschwand Agatha Christie für zwei Wochen spurlos. Sie wurde von der Polizei gesucht und schließlich in einem Hotel in Yorkshire ausfindig gemacht, wo sie sich unter dem Namen der Geliebten ihres Mannes eingemietet hatte. Agatha Christie gab an, kurzfristig ihr Gedächtnis verloren zu haben. Die Hintergründe der mysteriösen Episode, die durchaus aus einem ihrer Romane hätte stammen können, wurde niemals genau aufgeklärt.
Nach ihrer Scheidung 1928 lernte Agatha Christie auf einer Reise in Ägypten den britischen Archäologen Max Mallowan kennen. Sie heiratete ihn 1930.

Mit ihren zahlreichen Kriminalromanen hatte sie sich inzwischen weltweiten Ruhm erschrieben. Agatha Christies Erfolg fiel in die Blüte des sogenannten "golden age" des Detektivromans zwischen 1920 und 1940. Kennzeichnend für die Kriminalgeschichten jener Zeit war die komplizierte Konstruktion eines Mordfalles mit zahlreichen Verdächtigen, vielen irreführenden Spuren und der letztendlichen Lösung des Geheimnisses durch die Kombinationsgabe eines Meisterdetektivs. Die Meisterschaft Agatha Christies bestand darin, diesem Schema stets neue Varianten abzugewinnen. Zu ihren Spezialitäten gehörten "Locked Room"-Geschichten, bei denen es um das Geheimnis eines Mordes in einem geschlossenen Raum geht. In mehr als der Hälfte ihrer 80 Romane trat dabei ihr Detektiv Hercule Poirot auf. Der in England lebende Belgier ist in seiner Exzentrizität seinem literarischen Vorbild Sherlock verwandt und legt großes Gewicht auf den Scharfsinn seiner "kleinen grauen Zellen", mit dem er seine Fälle löst.
Neben ihren Kriminalromanen schrieb Agatha Christie mehr als ein Dutzend Kriminalstücke für das Theater und eine Reihe von romantischen Thrillern unter dem Pseudonym "Mary Westmacott". Mehr als zwei Dutzend ihrer Romane wurden für das Kino verfilmt, zu den erfolgreichsten Produktionen zählten die Filme, in denen Peter Ustinov den Hercule Poirot verkörperte.
In Anerkennung ihrer Erfolge wurde die Autorin 1971 zur "Dame of the British Empire" ernannt und durfte den Titel "Dame Agatha" führen.

Agatha Christie starb 1976, ein Jahr nachdem Hercule Poirots letztes Abenteuer "Curtain" ("Vorhang") veröffentlicht worden war. Wenige Monate nach ihrem Tod erschien dann auch der letzte Miss Marple-Roman "Sleeping Murder" ("Ruhe unsanft"), den Agatha Christie bereits in den Kriegsjahren geschrieben und bis zuletzt unter Verschluss gehalten hatte.
(Reinhard Jahn)

6.1.15

Robert Harris
Intrige

Paris 1894 – der aus dem Elsass stammende Offizier Alfred Dreyfus gerät unter Verdacht, Geheimnisse aus dem französischen Generalstab an die Deutschen verraten zu haben.
Man macht ihm den Prozess – verurteilt ihn, degradiert ihn und verbannt ihn zur Verbüßung seiner Haft auf die "Teufelsinsel", um zu verhindern, dass er noch weiter Kontakt zu seinen angeblichen Hintermännern aufnimmt.
Das alles erlebt und erzählt der Oberst Marie-Georges Picquart, Kommandant des Statistikamts, einer wichtigen Unterabteilung des französischen Geheimdienstes Er erkennt schenll, dass Dreyfus in Wahrheit unschuldig ist und das Opfer antisemitischer Intrigen im Generalstab wurde. Das bedeutet aber auch, dass der wahre Verräter noch unentdeckt ist und weiter arbeitet.

Nach den den historischen Fakten erzählt Robert Harris die Geschichte eines Whistleblowers, der mit seiner Suche nach der Wahrheit die etablierten Kreise aufschreckt. Das Ende ist bekannt – es ist der berühmte offene Brief J'ACCUSE in dem der Schriftsteler Emile Zola 1898 den Präsidenten des Republik über die wahren Umstände des Falles Dreyfus zu informieren versuchte.

Robert Harris
Intrige
Heyne

Autoren-Info:
Robert Harris

studierte am Selwyn College der Universität Cambridge Geschichte. Danach arbeitete er als BBC-Reporter, politischer Redakteur bei der Zeitung The Observer und als Kolumnist bei dem Daily Telegraph. Zurzeit ist er als ständiger Kolumnist der Sunday Times tätig.
Sein erster Roman Fatherland (dt. ‚Vaterland‘) wurde 1992 veröffentlicht. Vaterland spielt 1964 im Berlin eines Nazideutschlands, das, der Fiktion des Autors nach, den Zweiten Weltkrieg nicht verloren hat.

Vaterland
war der erste Bestseller von Robert Harris, übersetzt in 30 Sprachen und mit einer Auflage von mehr als sechs Millionen Stück. Auch in seinen anderen Romanen nahm Harris historische Ereignisse als Grundlage für die Handlung und vermischte Fiktion und Wirklichkeit. So geht es in Imperium und Titan etwa um die Lebensgeschichte Ciceros.

Harris ist dabei um möglichst große Faktentreue bemüht. Ghost, ein Roman über den Ghostwriter eines Politikers, wurde als Abrechnung mit dem früheren britischen Premierminister Tony Blair gewertet, mit dem Harris lange Zeit befreundet war..