21.11.13

Lukas Erler
Bilanz des Todes


Der dritte Band der sogenannten Ölspur-Trilogie um die Abenteuer des Münchener Neuropsychologen Thomas Nyström. In München wird ein Mann ohne Gedächtnis aufgefunden und Nyström betreut ihn wegen der Amnesie. Schnell stellt sich anhand von Ermittlungen heraus: Der Unbekannte ist ein Belgier - Jean -Philippe Morrell – und er wird gesucht, weil er seine Familie ausgelöscht hat.
Morell arbeitete bei der IMSS, dem großen Gegner von Thomas Nyström, einer Art Think-Tank des Bösen, eine Multifunktions-PR-; Trouble-Shooter- und Spin-Doctor-Agentur, die im Auftrag der Ölindustrie tätig ist und schon einmal einen Killer auf Nyström und seine Lieben angesetzt hat.
Jetzt begleitet Nyström die Auslierferung von Morell nach Brüssel und wird Zeuge wie die abholenden Polizeibeamten den Mann erschießen. In letzter Sekunde kann Nyström fliehen….

In Lukas Erlers Wirtschafts-Thrillern geht es um die schwindenden Öl-Vorräte, bzw um die Prospektierung und Erforschung der Arktis und ihrer Rohstoffreserven. "Bilanz des Todes" ist die Geschichte des "normalen" Kerls, der ganz wie in den klassischen Thrillern von Eric Ambler ins Fadenkreuz multinationaler Wirtschaftsmächte gerät.

Der Roman ist brillant geschrieben, extrem unterhaltsam und ungewöhnlich informativ. Ein würdiger Nachfolger für die Agenten-Klassiker von Eric Ambler bis Frederick Forsyth.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Lukas Erler
Bilanz des Todes
Kein und Aber

Rezension zu Lukas Erlers "Mörderische Fracht" bei Focus online:
„Mörderische Fracht“Terror in gefährlichem Gewässer
Von FOCUS-Online-Autor Reinhard Jahn
Lukas Erler hat mit seinem Krimi-Debüt „Ölspur“ nicht nur die Kritiker begeistert. Dass die Erwartungen vollkommen berechtigt waren, beweist er mit seinem perfekten Thriller „Mörderische Fracht“.
HIER

20.11.13

Karen Sander
Schwesterlein komm stirb mit mir


Elizabeth "Liz" Montanari ist Psychologie-Professorin, ihr Spezialgebiet sind Profile von Serienmördern. Sie hat mit ihrer Dissertation nicht nur eine unerkannte Mordserie nachgewiesen, sondern mit dem Buch auch einen veritablen Beststeller gelandet, von dessen Honoraren sie derzeit lebt.
Sie wird vom Kommissar Stadler von der Kripo um Unterstützung bei einem seltsamen Mordfall gebeten: Eine Frau ist bestialisch getötet und ausgeweidet worden, in den leeren Bauch hat der Täter eine Barbiepuppe gelegt. Die Frau war früher ein Mann, sie hatte eine komplette Geschlechtsumwandlung hinter sich.
Parallelen sieht der Kommissar zu einem tödlichen Angrif auf einen Transvestiten (auch hier: eine Frau, die keine ist) und einer verschwundenen Frau, die ebenfalls keine ist: eine Maklerin, die biologisch noch ein Mann
Während Liz zögernd beginnt, sich für den Fall und den Kommissar zu erwärmen, wird sie brieflich bedroht, ihr Universitäts-Assistent Ruben wird bei einem Autounfall getötet. Schon bald begreift Liz, dass die Lösung dieses Falles eng mit ihrer eigenen (Familien)Geschichte zu tun hat – mit ihrem Bruder, der als Vergewaltiger verurteilt wurde.

Spannend, geschickt aufgebaut und gut erzählt. Karen Sander schreibt ihren Düsseldorf-Serienkiller-Roman auf internationalem Niveau.
Reinhard Jahn (Bochumer Krimi Archiv)

Karen Sander
Schwesterlein komm stirb mit mir
Rowohlt Taschenbuch

19.11.13

Martin Krist
Drecksspiel


Das geht schon ordentlich zur Sache: ein korrupter koksender Bulle, ein runtergerockter halbkaputter Schnüffler, ein entführter Teenager und irgendwo dazwischen verschwundene zwei Millionen und ein gesuchter brutaler Serienkiller. Irgendwas vergessen? Ja genau: eine Mutter mit Baby in der Gewalt eines Killers und ihr Ehemann auf der schiefen Bahn. Das alles spielt in Berlin, in einem Berlin, durch dessen Topographie und Soziologie Martin Krist mit den Perspektiven seiner Figuren einen Querschnitt legt: die schicken Viertel, der Stadtrand, die heruntergekommene Ecken, die Bronx. Wer Berlin kennt, wird Berlin im »Drecksspiel« sofort wiederereknnen. Und wer Berlin nicht kennt, wird sich nach dem »Drecksspiel« hüten, hinzufahren.
Die drei Geschichten, die Martin Krist im Achterbahntempo runterreißt, zusammenschneidet wie in einen von diesen neuen dreckigen Action-Thrillern, sind, jede für sich genommen, schon mal einen eigenen Roman wert: Toni Risse, der koksende Bulle, der auf einmal das kalte Grausen kriegt, als seine – ja was? Freundin? – die Hure Leyla ihm sagt, dass sie schwanger ist. Und dann kurz darauf schrecklich brutal umgebracht wird. Was Tonis Handlungshorizont erstmal konsequent verengt: erstens muss er seine Polizeikollegen daran hindern, die Spuren zu verfolgen, die von Leyla zu ihm führen. Und zweitens will er den finden, der Leyla auf dem Gewissen hat.
Dann David Gross, Musikfreak, tätowiert, Ex-Polizist, knallhart. Derzeit ein – sagen wir: Problemlöser. Für Probleme wie sie der Nobelarchitekt und seine Gattin haben, deren Teenie-Tochter Shirin entführt wurde, für die sie schon zwei Millionen bezahlt haben und die trotzdem noch immer nicht zurückgekommen ist. Was tun? David Gross weiß, wen er fragen muss, wo er dranbleiben muss: er schnüffelt sich auf Shirins Spur durch die halbseidene Welt der Clubs und Discos, der schleimigen Fotografen und schmierigen DJs, nur um am Ende herauszufinden, dass das gekidnappte Mädel… aber lassen wir das.
Dieser David Gross ist von allen, die das »Drecksspiel« bevölkern, noch die positivste Figur – einer, der weiß, wofür er lebt, mit Frau und Kind. Natürlich auch da nicht harmonisch, aber in immerhin halbwegs geklärten Verhältnissen.
Die dritte Geschichte im »Dreckspiel« ist der Weg, den die zwei Millionen Lösegeld nehmen, und letztlich hält diese Geschichte die beiden anderen zusammen, wie einem nach knapp der Hälfte des furiosen Spektakels klar wird, das Martin Krist bis dahin mit Tempo und einem bemerkenswerten Gespür für Spannungseffekte aufgezogen hat. Und man verfolgt gespannt weiter, was noch alles passiert in diesem wilden, temporeichen Thriller voller Musik, schlimmer Wörter und böser Menschen.

Martin Krist zeichnet sein Berlin noir mit einer guten Portion Tarantino, seine Dialoge sind rasiermesserscharfe Studien und Soziolekt und Kiez-Weisheiten und über allem steht Scott Fitzgeralds Ratschlag für Schriftsteller: "Action is Character." Beziehungsweise wie Chandler meinte. "Wenn es langweilig wird, schick einen Kerl mit einer Maschinenpistole rein."

Das »Drecksspiel« ist ein must-read für den Berlin-Fan, den Noir-Fan, den Tarantino-Fan, also für jeden, der Krimis und Thriller mag.
Reinhard Jahn (WDR5 Mordsberatung)

Martin Krist
Drecksspiel
Ullstein

18.11.13

Thomas Krüger Erwin, Mord & Ente


Erwin Düsedieker einen "seltsamen Zeitgenossen" zu nennen, wäre schlichtweg untertreiben. Erwin ist ein Original. DAS Original im westfälischen Bramschebeck – das liegt jenseits der Bundesstraße 61C und auch irgendwie jenseits von Gut und Böse. Ein westfälisches Kleindorf, in jahrhundertealter Feindschaft zum Nachbarort gefangen. Erwin ist der Sohn des ehemaligen Dorfpolizisten. Er wohnt im alten Polizeirevier, trägt die alte Polizeimütze seines Vaters und… nun ja: lebt in den Tag hinein, als schrulliges Original, das gern in der freistehenden Badewanne im Wintergarten badet und sich dabei mit seiner Ente Lothar unterhält, die draußen im Garten ihr Revier hat.
Eine Idylle.
Bis man die Leiche findet. Also keine ganze Leiche, sondern nur ein paar Knochen, alte Knochen auf dem Hof von Jasper Thiesbrummel, Großbauer und Schweinezüchter. Das ist ein Fall für den Polizisten in Erwin Düsedieker und seine tapfere Ermittlungsente Lothar. Die beiden nehmen die Spur auf, findet neben Knochen noch alte Handschellen und ein altes Buch: Die "Sturmhöhen" von Emily Bronte. Sollte darin die Lösung des Falles liegen? Oder doch eher in den dunklen Schatten der Vergangenheit, die auch über Westfalen liegen?

Thomas Krügers Krimi-Debüt ist absolut fesselnd, originell, einzigartig und witzig, dass es auf der aktuellen Krimiszene keinen Vergleich gibt. Erwin und seine Ermittlerente vereinigen die mobiden Witz von "Fargo" mit dem Slapstick der Münster-Tatorte und der ausgefeilten Sprachwitz von Heinrich Steinfest
Krimi total abgedreht. Beste Unterhaltung. Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Thomas Krüger
Erwin, Mord & Ente
Heyne