25.12.21

Weihnachtskrimi

Schöne Bescherung

Von Jackie Kowal

Im vorweihnachtlichen Trubel am 21. Dezember wurde Kommissar Stein am Abend wegen eines Raubüberfalls alarmiert. Lydia Eybe, Goldschmiedin und Schmuck-Designerin war auf dem Parkplatz des Hotels Luxor am Reinoldisee überfallen worden. Sie war mit Broschen im Wert von fast 20000 Euro unterwegs zu einem Interessenten gewesen. »Ein schweizer Geschäftsmann auf der Durchreise«, sagte sie. »Er wollte ein Weihnachtsgeschenk für seine Frau kaufen. Er bat mich für 19.30 Uhr ins Hotel Luxor, mit den Stücken, die er auf meiner Homepage gesehen hatte. Bei Interesse wollte er sofort kaufen und in bar bezahlen.«
  Doch Lydia hatte weder schweizer Geschäftsmann noch Bargeld gesehen. Denn kaum war sie auf dem Hotelparkplatz aus dem Wagen gestiegen, da hatte man ihr ihren Wertkoffer geraubt. »Es war kurz nach sieben, ich war zu früh«, sagte sie. »Ich wollte noch kurz die letzten Sonnenstrahlen über dem See genießen. Da wurde mit von hinten ein Tuch mit Chloroform aufs Gesicht gedrückt und ich verlor das Bewusstsein.« Erst nach anderthalb Stunden war Lydia wieder zu sich gekommen und lag jetzt mit einer Unterkühlung im Krankenhaus.
  »Zum Glück waren Ihr Schmuck versichert«, sagte Kommissar Stein, als er sie besuchte. »Die Zahlung kommt Ihnen in Ihrer aktuell schwierigen Lage sicherlich ganz recht. Noch dazu jetzt zur Weihnachtszeit. Man könnte fast sagen: Eine schöne Bescherung, oder?«
  »Wollen Sie mir etwa unterstellen…«
  »…dass Sie den Raub selbst inszeniert haben, um die Versicherung zu betrügen«, sagte der Kommissar. »Es gab keinen Wertkoffer und betäubt haben Sie sich selbst. Leider haben Sie aber nicht mehr daran gedacht, dass gestern, am 21. Dezember Wintersonnenwende war und damit der kürzeste Tag des Jahres. Da ging die Sonne schon um halb fünf unter – und Sie erzählten mir, dass sie um kurz nach sieben noch die letzten Sonnenstrahlen genießen wollten! Ein bisschen weniger Phantasie hätte Ihrer Geschichte mehr genutzt.« Der Kommissar zog seine Handschellen heraus. »Was halten Sie von meinen Armbändern?«
  ENDE

 

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Ein Mord in einem verschlossenen Raum, ein tückisch arrangierter Unfall, ein vergifteter Drink – in jedem Fall ein Fall für Kommissarin Katja Kampp von der SOKO RUHR. Mit messerscharfer Kombinationsgabe ermittelt die clevere Kriminalistin innerhalb kürzester Zeit, wer der Täter ist. 
H.P. Karr

Ein Fall für Kommissarin Katja Kampp

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Jackie Kowal:
Schöne Bescherung
BNN 51/2021 /Weihnachten
© by author / R.Jahn
Verbreitung nur mit Genehmigung
 

18.12.21

Krimi der Woche

Die beste Freundin

Krimi von Moni Daurel

   »Darf ich?« Ela glitt neben dem grauhaarigen Mann auf den Hocker an der Bar des Tennisclubs. Sie lächelte. »Gerry, nicht wahr?«
   Der Grauhaarige musterte sie. »Das Sommerfest vorgestern, ja? Sie sind eine Freundin von Nina.«
   »Die beste Freundin.« Ela hob ihr Glas. »Und wir waren schon beim Du.«
   »Ihr kennt euch…«
   »…seit der Schule.« Ela rückte näher. »Und du… kennst sie jetzt … wie lange?«
   »Ein halbes Jahr«, sagte der Mann. »Es ist …«
   »Wie ein Rausch, nicht wahr?«, sagte Ela. »Es ist immer wie ein Rausch. Schon bei Henry war es so.«
   Der Mann hob die Augenbrauen. »Er war ihr …«
   »Erster Mann. In deinem Alter. Firmenerbe. Nina verdankt ihm eigentlich alles. Ihr Vermögen, den Porsche, die Villa.«
   »Sie hat etwas von einem schlimmen Unfall erzählt«, sagte er behutsam.
   »Mit seinem Motorboot. An einem herrlichen Sommertag. Auf dem See. Ein Schaden an der Benzinleitung. Ein riesiger Feuerball. Die Ermittlungen wurden eingestellt.«
   »Ermittlungen?«
   »Nun ja«, meinte Ela. »Der Staatsanwalt meinte, Nina hätte etwas mit Henrys Tod zu tun. Hat sich aber in Luft aufgelöst, der Verdacht. Genau wie bei Stefan, später.«
   »Stefan?«
   »Zwei Jahre nach Henry. Softwareunternehmer, sie ist mit ihrem Geld – dem Erbe von Henry – bei Stefan eingestiegen. Und hat die Firma dann geerbt, als Stefan beim Drachenfliegen abgestürzt ist. Irgendein Defekt am Schirm. Hieß es.«
   Der Mann musterte Ela. »Gibt es einen Grund, aus dem du mir das erzählst?«
   »Du bist nett. Ich mache mir Sorgen um dich. Nina sagt, du bist ziemlich reich?«
   »Reich ist relativ!«, sagte der Mann. »Nina und ich… wir wollen…«
   »Heiraten? Es geht immer so schnell bei ihr. Henry hat sie nach zehn Monaten geheiratet, Stefan schon nach sechs. Als könnte es gar nicht erwarten. Fährst du Motorboot? Hast du ein riskantes Hobby?«
   »Ela, ich freue mich, dass wir uns kennengelernt haben… aber ich fürchte ich muss jetzt gehen.
   »Ja. Sicher. Und pass auf dich auf.«
   Ela sah ihm nach, wie die Bar verließ. Und sie hoffte, dass es bei ihm nicht so kompliziert sein würde wie bei Henry und bei Stefan und den anderen, sondern dass er die Hochzeit platzen ließ. Und Nina dann wieder ihr gehörte. Ihr allein.
   ENDE

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Ein Mord in einem verschlossenen Raum, ein tückisch arrangierter Unfall, ein vergifteter Drink – in jedem Fall ein Fall für Kommissarin Katja Kampp von der SOKO RUHR. Mit messerscharfer Kombinationsgabe ermittelt die clevere Kriminalistin innerhalb kürzester Zeit, wer der Täter ist.
H.P. Karr

Ein Fall für Kommissarin Katja Kampp

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Moni Daurel:
Die beste Freundin
BNN 50/201 18.12.2021
© by author / R.Jahn
Verbreitung nur mit Genehmigung


15.12.21

Aus der Werkstatt

 Crime-City Ruhr - Polizeibericht 1.0

Neue Texte gibt es auch schon - aus dem Zyklus »Crime-City Ruhr« (von H.P. Karr)

Quelle: Funke-Medien / Collage: R.Jahn

Aus der Werkstatt:

Crime City Ruhr - Polizeibericht (Version 1.0)

Die Bundespolizei / bei einem Familienstreit / Die Polizei Essen / Die Polizei / Die Essener Polizei / sucht /meldet /fahndet / ermittelt im Fall eines gescheiterten Wohnungseinbruchs / berichtet von / eine Schlägerei /
Betrunkener 19-Jähriger fällt auf Gleise
eine Trickbetrügerin / eine falsche Spendensammlerin / ein Mann mit Maske
im Regionalexpress RE32 / Am Essener Hauptbahnhof / einen ominösen Unfall/
zwischen zwei verfeindeten irakischen Familien / an der Stadtgrenze Essen/Mülheim
am Hauptbahnhof
Die Einbrecherinnen / eine handfeste Auseinandersetzung/ zwei Diebinnen / der Marokkaner / am Hauptbahnhof Essen / bedrohte einen Schaffner / versuchte aus einem Drogeriemarkt etwas zu stehlen /
mit den Bildern aus einer Überwachungskamera
versucht ein Auto zu stehlen / Die Brieftasche gestohlen
einem Senior (79) / ein 61-jähriger Oberhausener /drei Männer im Alter von 23,, 29 und 34 Jahren / eine Frau (43) / vier Iraker im Alter von 16, 20 und 39 Jahren / Der Mann ist 20 bis 25 Jahre alt / südländisches Erscheinungsbild / der 31-jährige
eine Dreijährige / muss sich wegen eines illegalen Autorennens verantworten
bei Unfall verletzt / Randalierer bespuckt Polizisten / Opfer wurde telefonisch unter Druck gesetzt / versuchte eine Palme zu stehlen / auf frischer Tat ertappt /Mercedes beschlagnahmt
ein fünfstelliger Geldbetrag
ein Strafverfahren wegen Nötigung / legten ihm Fesseln an / ein freiwillig durchgeführter Alkoholtest / leistete erneut Widerstand/
schlief der Mann ein.
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Crime City Ruhr – Polizeibericht
© R.Jahn

5.12.21

Krimi der Woche: Training lohnt sich

Trainingseffekt

Krimi von H.P. Karr

Der Kerl in dem Spongebob-Shirt fiel Scheuren auf, als er zum zweiten Mal an die Beinpresse ging, während er sich auf dem Crosstrainer abmühte.
   Er war zum ersten Mal am Samstag im Studio, weil er seinen Donnerstagstermin hatte canceln müssen.
   Scheuren ächzte. Seit er im Innendienst war, fehlte ihm die Bewegung. Die rothaarige Frau neben ihm schaute herüber.
   Spongebob trainierte schweigend und starrte aus dem Fenster. Scheuren setzte sich in die Rudermaschine. Aus dem Fenster konnte man in den Hinterhof schauen - drei Garagen, ein paar Mülltonnen und der Rückfront eines alten Bürgerhauses. In der ersten Etage brannte Licht. Es schien eine Werkstatt zu sein, eine Frau saß an einem Arbeitstisch. Wenn Scheuren sich nicht ganz täuschte, zeigte das Poster an der Wand hinter ihr einen Diamanten. Diaman... entzifferte er darunter.
   Spongebob trainierte weiter an der Beinpresse. Mit Blick auf das Fenster gegenüber.
   Scheuren war sich sicher, dass er ihn schon mal gesehen hatte. Lange her, vielleicht als er bei den Kollegen ausgeholfen hatte. Er lächelte der Rothaarigen zu, die nach ihm an die Rudermaschine wollte.
   Drüben in der Werkstatt räumte die Frau etwas in einen großen Stahlschrank. Dann machte sie das Licht aus.
   Scheuren machte sich auf den Weg in die Umkleide in der ersten Etage.
   Spongebob kam kurz darauf. Er zerrte eine Sporttasche, in der es klapperte, aus dem Schrank und verschwand damit in der Toilette. Scheuren ging hinterher und kam gerade dazu, als Spongebob ein Bein aus dem offenen Toilettenfenster schwang. Spongebobs Idee war gut: aus dem Fester über das Garagendach nach drüben zur Werkstatt der Diamanten-Frau.
   »Vergiss es!«, sagte Scheuren.
   Spongebob machte erst den Mund und dann das Fenster wieder zu.
   »Karl Schwamm«, erinnerte sich Scheuren. »Vier Jahre wegen Einbruchs. Richtig?«
   Spongebob zwinkerte. »Scheuren?«
   Scheuren nickte. »Damals KK7. Soko Villa.«
   »Verstehe.« Spongebob packte seine Sporttasche. »Ich geh dann mal!« Er drückte sich an Scheuren vorbei.
   Und auch Scheuren machte, dass er nach draußen kam. Vielleicht hatte er Glück und lief vorm Studio der Rothaarigen über den Weg.
   ENDE
   

   



H.P. Karr:
Training lohnt sich / Trainingseffekt
Badische neueste Nachrichten
48/2021 4.12.2021
© by author / R. Jahn
Verbreitung nur mit Genehmigung