27.7.13

Edgar Franzmann
Adenauers Auge


Einen Schuss zuviel gehört, zwei Fragen zuviel gestellt und drei Artikel zuviel geschrieben - und zack sitzt Georg Rubin, Chefreporter des Kölner "Blitz", eines Zwischendings von Stadt-Anzeiger und Express - im Knast. Zwar nur Untersuchungshaft - aber die Anklage ist nicht ohne: Terrorverdacht. Da versteht der Staatsanwalt auch in Köln keinen Spaß mehr.

Das Attentat, um das es geht, geschah beim Besuch der Bundeskanzlerin in ihrer Heimatstadt Köln (Die Dame ist eine Art CDU-Ausgabe von Hannelore Kraft, die vom Autor aus Verfremdungsgründen im Schnellverfahren ins Kanzleramt befördert wurde). Getroffen hat die Kugel aus einem Präzisionsgewehr der Bundeswehr einen den fünf Wirtschaftsweisen, der neben der Kanzlerin stand - Irrtum oder Plan?  Während der Killer in Köln untertaucht, stöbert Journalist Rubin hinter der Sache her und kommt Zug und Zug einem Geheimnis nach dem anderen auf die Spur - darunter auch dem von Adenauers Auge: das hängt in Berlin überm Kanzlerinnen-Schreibtsich und hat eine ganz besondere Aufgabe.

Edgar Franzmannn, selbst Journalist in Köln, erdet seine thrillermäßig angehauchte Story vom Pressemann, der dem großen Komplott auf die Spur kommt mit ganz viel Kölner Ambiente - und da speziell in der Kölner Medienszene. Angefangen vom Rollschuh-Paparazzo "Zack" bis hin zum Verlegerpärchen aus Vater und Sohn findet der Eingeweihte auf fast jeder Seite die eine oder andere bekannte Promi-Nase liebevoll portraitiert. Abgerundet wird das alles mit viel Privatleben aus dem Hause Rubin - von dem Stress mit der Ex bis hin zum neuen Leidenschaft - dem Tango und der Tangotänzerin. Rubins Annährung und Aneignung an den Tanz ist dabei oft spannder zu lesen als die ganze Krimin-Action -  wobei dann aber zum Schluss dann doch noch die eine die andere gekonnt ergänzt. Und wer nach diesem Buch nicht Tango tanzen lernen will, der hat nicht verstanden, worum es im Leben wirklich geht.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Edgar Franzmann
Adenauers Auge
Emons