12.12.09

Charles den Tex: Die Zelle

Ein ganz normaler Tag für Michael Bellicher - Mit-Inhaber einer Unternehmenssberatung. Einer der Yuppies, die nicht ohme Email, Blackberry, Handy und SMS existieren können. Auf der Landstraße, auf der Michael auf dem Weg nach Amsterdam ist, verunglückt vor ihm ein Wagen, Michael wird in den Unfall verwickelt, kommt mit dem Leben davon, während der Fahrer des anderen Wagens stirbt. Der war nicht irgendwer, sondern der Vorsitzende eines Ausschusses zur Untersuchung der Verwendung in Integrationsbeihilfen - kurz gesagt: ein Korruptionsjäger, ein Aufdecker von Veruntreuungen und Unterschlagungen von Staatsgeldern.

Aber die Promninenz des Opfers ist im Moment Bellichers geringstes Problem - die Polizei befragt ihn verdächtig lange, nimmt ihn mit, befragt ihn wieder, sperrt ihn ein, befragt ihnn nochmal. Man will wissen, wieviele Autos er hat, ob er einen bronzefarbenen 5er BMW fährt, wo er an einem bestimmten Tag gewesen ist, ob er seine Autos verleiht. Am Ende begreift Michael: Jemand hat seine Identität geklaut, den 5er BMW gekauft, damit einen Radfahrer zu Tode gefahren. Und ehe er sich versieht, hat er durch deine gestohlene Identität noch viel mehr Probleme am Hals: eine Ermittlungen wegen eines Raubüberfalls auf einen Juwelier, einen Kaufvertrag für fünfeinhalb Hektar Gewächshäuser, und den entsprechenden Millionenkredit dafür. Außerdem sind mindestens zwei finstere Gestaltern in einem Toyota Pickup hinter ihm her, von denen Michael nicht genau sagen kann ob sie ihn nur zusammenschlagen oder ob sie ihn töten wollen.
Man hat Michael seine identität gestohlen - soweit so klar. Seine Daten - Kreditkarten - Steuernummer - Passdaten - Passwörter - Zugangscodes - wurden irgendwo abgefangen, gespeichert und dazu verwendet, einen zweiten Michael Bellicher zu schaffen.

Wie der echte Michael B. es schafft, aus der ganzen Geschichte einigermaßen heil wieder herauszukommen, ist vordergründig als klassische Action-Geschichte aufgezogen: Michale muss rennen, sich schlagen, sich verstecken, clever sein, sich verlieben, und sich dann wieder schlagen und wieder rennen und wieder flüchten. Dahinter steckt aber eine zweite Geschichte - die Geschichte der persönlichen Freiheit und der Individualität in unserem Zeitalter der digitalen Kommunikation und der ständigen Angst vor terroristischer Gewalt. Bald steckt Michael ganz tief drin in der Geschichte, aus der es ekinen Ausweg mehr zu geben scheint - denn sein zweites Ich ist mittlerweile so präsent, dass man Michael für den Betrüger hält.

DIE ZELLE ist ein echter Glücksfall - ein rasanter action Thriller mit dem gewissen Kafka-Touch, der die ganze Geschichte umso intensiver und bedrückender macht.

Charles den Tex
Die Zelle
grafit

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