20.12.17

Der Mord nach Rezept-Adventskalender
20. Dezember

Der Weihnachtsmarktkrimi für den 20. Dezember
Tatort: Saalfeld in Thüringen

Gut gesammelt ist halb geklaut


Von Ralph Petersen


Margot Bunthahns Fenster aus hat Vera Schiller einen guten Blick auf den Saalfelder Weihnachtsmarkt. Seit Anfang Dezember gibt es auf dem Marktplatz rund um den größten aufblasbaren Weihnachtsmann Thüringens wieder Crêpes, Waffeln,Glühwein, Fischbrötchen, Pralinen und Weihnachtsdekorationen aller Art. Dunkle Wolken liegen über dem Tal mit der Stadt. Drüben kommt eine stämmige Frau heran.

    »Da ist sie«, flüstert Margot. »Mildred Perleberg.«
    Mildred holt eine Sammelbüchse aus ihrer Handtasche und spricht einen Passanten an.
    »Wir vermuten, dass Mildred Geld aus der Sammlung für sich abzweigt«, sagt Margot. »Deshalb stellen wir ihr heute eine Falle. Dich interessiert sicher, wie wir sie überführen werden!« Margot ist Vera Schillers Tante, und sie hat Vera quasi zur Unterstützung ihrer Ermittlungsaktion eingeladen. Drüben stecken die ersten Passanten ihre Spenden und Mildreds Büchse.
    »Aber die Büchsen sind doch sicher verplombt«, sagt Vera Schiller.
    »Klar - wenn Pfarrer Uhland die leeren Büchsen ausgibt, verplombt er sie«, sagt Margot. »Die Büchsen werden von ihm im Pfarrhaus von St Johannis am Kirchplatz verwahrt, seit vor ein paar Wochen dort in die Sakristei eingebrochen wurde. Der Einbrecher hat die Kaffeekasse des Presbyteriums mitgenommen, die wir in einer alten Sammelbüchse aufbewahrt hatten. Seitdem sind wir vorsichtig.«
    Drüben steckt jetzt eine Frau einen Schein in die Büchse. »Das ist Annie Mühsam«, sagt Margot zufrieden. »Wir haben ausgemacht, dass sie einen markierten Zehn-Euro-Schein spendet.«
    Nach drei Stunden verstaut Mildred Perleberg ihre Sammelbüchse in ihrer Handtasche. Sie bummelt über den Weihnachtsmarkt und gönnt sich hier ein Fischbrötchen und da einen Glühwein. Nach einer halben Stunde bezieht sie dann wieder Posten und holt die Sammelbüchse aus ihrer Tasche. Eine ältere Dame steckt einen Geldschein hinein. »Luise Aston«, erklärt Margot. »Sie spendet ebenfalls einen markierten Zehn-Euro-Schein hinein. Normalerweise hat man pro Tag rund 30 Euro in der Büchse. Nur Mildred bringt immer nur 10 bis 15 Euro mit.«
    Gegen Abend knipst Pfarrer Uhland von der St. Johanniskirche den Draht der Plombe an der Mildreds Büchse durch und schüttet den Inhalt auf den Tisch. Zwischen dem Münzgeld liegt nur ein Zehn-Euro-Schein.
    »Sie hat einen der beiden markierten Scheine aus der Büchse gestohlen!«, sagt Margot fassungslos. »Aber wie …«
    »Aber das ist doch ganz einfach«, meint Vera Schiller. »Mildred hat nicht zehn Euro aus der Dose gestohlen, sondern mit zwei Dosen gesammelt: Vor ihrem Bummel über den Weihnachtsmarkt sammelte mit der Sammelbüchse, die sie vorher aus der Sakristei gestohlen hatte. Nach ihrer der Pause benutzte sie die verplombte Dose, die Sie vom Pfarrer hatte. Den Inhalt der anderen Dose behielt sie für sich.«
    »Faszinierend!«, kann Pfarrer Uhland da nur sagen.
    »Nun ja - immerhin arbeitet unsere Vera ja auch beim Betrugsdezernat der Kripo Rudolstadt!«, meint Margot. »Deswegen haben wir sie ja quasi zur Unterstützung hinzugezogen, nicht wahr, Mädchen?«




Mord nach Rezept - Die Retro-Edition
Mit zwei Dutzend Krimis zurück in die Achtziger

Die Achtziger – das waren die Jahre, als man noch überall rauchen durfte, der Marlboro-Mann und der Camel-Tramp im Kino Werbung machten und die Hollywood-Hits »Dirty Dancing«, »Shining« und »Zurück in die Zukunft« hießen.

Die Achtziger – das sind die Jahre von Horst »Schimmi« Schimanski, von Kreml-Flieger Mathias Rust, dem Tod von Uwe »Ehrenwort« Barschel und dem Beginn der langen Ära Helmut »Birne« Kohl, der uns als Bundeskanzler durch die deutsche Wiedervereinigung am Ende des Jahrzehntes führte.

Zwei Dutzend clevere Kriminalstorys aus der guten alten Zeit – als im Fernsehen immer dienstags »Dallas« lief und freitags »Derrick« ermittelte.




Ralph Petersen
Gut gesammelt ist halb geklaut
© by Autor/Jahn facts&fiction