4.9.20

Medium

Lexikonartikel:

Medium

Als Medium werden die technischen Mittel bezeichnet, die zur Massenkommunikation notwendig sind, d.h., die es ermöglichen, Aussagen öffentlich, indirekt und einseitig einem dispersen Publikum zu vermitteln.
Im Gegensatz zur ganzheitlichen Wahrnehmungssituation der direkten Kommunikation beanspruchen die Medien nur einen oder höchstens zwei Sinne. Entsprechend werden die Medien unterschieden in
-visuelle Medien: Buch, Zeitung, Zeitschrift (=Druckmedien.)
-auditive Medien: Hörfunk, Schallplatte, Tonband
-audiovisuelle Medien: Film, Fernsehen

Geschichte: Die Geschichte der Druckmedien geht zurück bis zu den aus gebrannten Tontafeln bestehenden "Büchern" der Babylonier und Papyrus- bzw. Pergamentrollen der Ägypter, Griechen und Römer (3 Jh. v. Chr.) Durch das im 14. Jh. in Gebrauch kommende Papier verbilligte sich die Buchherstellung und Handschriften wurden gewerbsmäßig erzeugt.


"Erst mit der Erfindung der gegossenen, beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg (um 1450) wurden die Voraussetzungen für eine stetig weiterentwickelte Vervielfältigungsstechnik geschaffen.
Im 16. und zu Beginn des 17. Jh. entwickelte sich in den westeuropäischen Ländern aus Nachrichten-Einzeldrucken eine periodische Presse; 1609 erschienen in Deutschland die ersten Wochenzeitungen "Aviso" und "Relation". Aus den, den Gelehrtenbriefwechsel ersetzenden "Gelehrten-Zeitungen" entstanden im 17. Jh. die ersten Zeitschriften.. Durch Weiterentwicklung der Drucktechnik (Stereotypie, Matern, Rotationsdruck, Vierfarbendruck, Linotype) und Verbesserung der Nachrichtenübertragung (Telegrafie, Funk) entstand erst Mitte des 19. Jh. eine Massenpresse, die sich nicht mehr wie ihre Vorgänger an die gelehrten Stände und das Bürgertum wandte, sondern an die durch die Industrialisierung sprunghaft gewachsene Bevölkerung der Großstädte.

Die Schallplatte , basierend auf dem 1877 von Thomas A. Edison entwickelten Phonographen, sowie das auf dem magnetischen Aufzeichnungsverfahren basierende Tonband dient zur Sprach- und Musikaufzeichnung.

Film: Die erste öffentliche Vorführung von fotografischen Bewegungsbildern mittels eines Projektors wurde 1895 in Paris von den Brüdern Louis und Auguste Lumière veranstaltet. Die ersten Lichtspieltheater, meist auf Jahrmärkten, brachten vor allem Schauerdramen und platten Ulk. Der künstlerische Film entwickelte sich in Deutschland, Skandinavien, der Sowjetunion und den USA, wo auch 1926 der erste Tonfilm ("Don Juan") aufgeführt wurde. Nach vielen Vorstufen kamen 1936 in den USA die ersten erfolgreichen farbigen Spielfilme heraus. Nur durch Weiterentwicklung der Technik (Breitwandverfahren, Stereophonischer Ton) und Steigerung des künstlerischen Niveaus, verbunden mit kostspieliger Aufmachung (Ausstattungs- und Monumentalfilme) konnte der Film sich in den 50er und 60er-Jahren des 20. Jh. gegen das Fernsehen konkurrenzfähig erhalten.

Hörfunk basiert, genau wie das Fernsehen auf der Entdeckung von Heinrich Hertz, der 1887/88 elektromagnetische Strahlen mit Hilfe von Funkenentladungen erzeugte. Nach Verwendung dieser Erfindung im Verkehrs-, Post- und Nachrichtenwesen wurde sie 1913 in New York zu Musikübertragungen verwendet. 1925 wurde in Deutschland die "Reichs-Rundfunk-Gesellschaft m.b.H." gegründet. 1933 ging die Gestaltung der Rundfunkprogramme auf das Propagandaministerium über. Nach 1945 entstanden in den Besatzungszonen rasch die Sender der Militärregierungen, aus denen sich später die in der "Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands" (ARD) zusammengefassten neun Landesrundfunkanstalten
entwickelten.

Die Idee des Fernsehens – die Zerlegung eines Bildes beim Sender in eine Vielzahl von Punkten, deren elektrische Übertragung und Wiederzusammensetzung beim Empfänger‘, basiert auf der 1397 von Ferdinand Braun entwickelten "Braunschen Röhre". 1931 wurde das erste vollelektronische Fernsehen auf der Funkausstellung in Berlin vorgestellt, 1935 begann der erste regelmäßige deutsche Fernseh-Programmdienst.
Nach dem 2. Weltkrieg konstituierte sich 1954 das "Deutsche Fernsehen", als ein Gemeinschaftsprogramm aus den Beiträgen der einzelnen Rundfunkanstalten. 1963 :wurde das "Zweite Deutsche Fernsehen" gegründet, das seit 1963 Programm ausstrahlt, 1967 wurde in der BRD das Farbfernsehen nach dem PAL-System eingeführt.

Merkmale und Funktion: Jedes der o.a. Medien ist in einer bestimmten Weise technisch konstruiert, die auf den Prozess der Kommunikation entscheidend einwirkt, strukturiert und kanalisiert. Während die klassischen Druckmedien jederzeit und jederorts verfügbar und konsumierbar sind, sind die anderen Medien nur mittels besonderer Geräte an bestimmten Zeiten (Hörfunk, Fernsehen, Schallplatte) oder an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten (Film) verfügbar. Aufgrund dieser technischen Zwänge (Herstellung, Verbreitung) ergibt sich für jedes Medium eine bestimmte Funktion.
Größte Aktualität kann der Rundfunk mit "Live-Sendungen" liefern, gefolgt von der Tagespresse, die tagesaktuell ist, während Schallplatte, Tonträger und Film ihre Aussagen nur als Konserve anbieten können.

Einfluss des M. auf Kommunikator und Rezipient: Durch die charakteristischen technischen Eigenschaften eines jeden Mediums sieht sich der Kommunikator gezwungen, bei der Auswahl und Gestaltung seiner Aussage auf die technischen Bedingungen und Voraussetzungen des benutzten Mediums, seine spezifischen Grenzen  und Möglichkeiten Rücksicht zu nehmen. Somit unterliegt der Kommunikator ständig dem "Zwang des Mediums" (Maletzke).

Gleiches gilt für den Rezipienten, da die psychologischen Bedingungen beim Konsum einer Aussage in versch. Medien unterschiedlich sind: besteht bei den Druckmedien die Möglichkeit, sie unabhängig von Ort und Zeit beliebig oft zu konsumieren, so ist er bei Tonträgern an einen bestimmten Ort gebunden (Abspielgerät).
Hörfunk und Fernsehen schreiben aufgrund ihrer Programmzeiten eine bestimmte Zeit und wegen der erforderlichen Empfangsgeräte m.E. auch einen bestimmten Ort (meist die gewohnte häusliche Umgebung) vor. Der Film wiederum ist nur zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten (Lichtspieltheatern) zugänglich.

Ferner ist die soziale Situation, in der die medienvermittelte Aussage von Rezipienten aufgenommen wird, von psychologischer Relevanz: ob als isolierter Einzelner (Druckmedien), in einer Intimgruppe (möglich bei Rundfunk, Schallplatte) oder als Teil eines Publikums (Film) .
Überspitzt formuliert haben die Medien heute alle  Funktionen übernommen, die ursprünglich die direkte Kommunikation in der Kleingruppe hatte: Nachrichtengebung, Meinungsbildung, Unterhaltung und soziale Orientierung. Insgesamt haben sie die Funktion der "Meinungsführer" übernommen, deren Ansichten aber für den Einzelnen nicht verbindlich sind, aus denen er eine Auswahl treffen kann und in jedem Einzelfall wertend Stellung nimmt (Brepohl).

Literatur:
Brepohl, Klaus: Die Massenmedien, München 1974
Gregor, Ulrich/Patalas, Enno: Geschichte des Films, 2 Bd. , Reinbek 1976 ( 1962)
Koszyk, Kurt/Pruys, Karl H.: Wörterbuch zur Publizistik, 4. verbesserte Auflage, München 1974 ( 1969)
Noelle-Neumann, Elisabeth/Schulz, Wilfried (Hrsg.): Fischer-Lexikon Publizistik, Frankfurt 1971
Maletzke, Gerhard: Psychologie der Massenkommunikation, Hamburg 1963/
Maletzke, Gerhard: Grundbegriffe der Massenkommunikation, München 1964
Maletzke, Gerhard: Die psychologische und soziologische Bedeutung der Massenmedien, in: "Hessische Blätter für Volksbildung" Heft 4/1961 /







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