11.3.18

Ein Fall für Katja Kampp



Katja und der Meisterdetektiv

Ratekrimi von H.P. Karr
Eigentlich ist Kommissarin Katja Kampp ja ganz privat hier im Tennisclub - aber genau wie Ärzte und Anwälte ist sie es gewohnt, auch bei solchen Gelegenheiten in beruflichen Dingen angesprochen zu werden. Wie etwa in diesem Fall von Gerald Stringer, der mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck an der Bar lehnt und seinen eisgekühlten Ananassaft trinkt.
   »Darf ich Sie einladen, Frau Kommissarin?«, gibt er sich jovial. »Auf einen Cranberry-Smoothie?«
   Katja Kampp hat gerade ein paar Sätze gespielt und ist frisch geduscht. Ihr steht der Sinn eher nach einem Tonic. Kein Problem für Gerald Stringer. Mit einem Fingerschnippen ordert er das Getränk. Stringer ist Unternehmer, ihm gehört eine Elektronik-Firma, die im Jahr mehr als hundert Millionen Euro umsetzt - und er liebt es, in der Öffentlichkeit zu stehen. Dass dazu auch gehört, sich mit bösem Klatsch auseinanderzusetzen, hat er in der letzten Zeit leidvoll erfahren müssen. »Sie haben sicher gesehen und gehört, was man meiner Frau unterstellt hat!«, sagt er jetzt vertrauensvoll zu Katja Kampp und spielt mit einer dünnen Akte herum, die er vor sich liegen hat.
   »Die Klatschreporter der Zeitungen und vom Fernsehen haben spekuliert, dass Ihre Frau...«, Katja zögert, »... es mit der ehelichen Treue nicht so genau nimmt!«
   »Aber mehr als Spekulationen über Friseurbesuche, Fitness-Stunden in einem Studio oder eine Filmpremiere, bei der sie nach der Hälfte des Film aus dem Kino ging haben diese Schmierfinken nicht in der Hand gehabt!«, sagt Stringer. Er hebt triumphierend die Akte. »Ich dagegen habe hier den Beweis, dass meine Frau mich nicht hintergeht.«
   »Interessant!«, sagt die Kommissarin, die auf der Akte den Schriftzug Hannibal Grabowski - Private Ermittlungen, entdeckt. »Sie haben also einen Privatdetektiv beauftragt!«
Für einen Moment ist Stringer verblüfft. »Ja«, sagt er dann.  »Genau. Dieser Hannibal Grabowski ist ein Vollprofi, einer von der alten Schule. Ein kleines Büro in der Weststadt, ein alter Schreibtisch, ein alter Trenchcoat und ein alter Wagen. So wie man sich einen Detektiv vorstellt! Zuerst habe ich vorgeschlagen, dass er sich als Gärtner bei uns undercover einschleicht, aber dann meinte er, dass eine Observation von außen absolut genüge. Dabei sei er auch viel beweglicher. Und so war es dann auch. Letzte Woche war ich auf einer Geschäftsreise in Manchester. Wenn Lydia also einen Liebhaber gehabt hätte, wäre das die Gelegenheit gewesen, sich mit ihm zu treffen. Aber was tat sie stattdessen?« Er legt Katja Kampp die Akte hin. »Lesen Sie das Observationsprotokoll!«
   Katja Kampp seufzt innerlich. Soll sie Gerald Stringer sagen, dass sie den Meisterdetektiv, den er engagiert hat, unter anderem auch aus einigen Fernseh-Doku-Soaps kennt, die im Nachmittagsprogramm gelaufen sind? Etwa »Hannibal ermittelt«, in der es um vollkommen erfundene Fälle von Ehebruch, Seitensprung, Erbschleicherei und untergeschobenen Kindern ging, die von Hannibal Grabowski immer souverän innerhalb von dreißig Minuten gelöst wurden – genau wie es in dem Skript der mäßig begabten Laiendarsteller stand, mit denen die Fälle inszeniert wurden.

  • Donnerstag, 9.07 Uhr. Lydia S. verlässt das Haus und geht mit dem Hund Romeo Gassi bis zur Ecke Bismarckallee. 
  • Zurück im Haus um 9.17 Uhr.
  • 9.30 Uhr. Lydia S. verlässt das Haus. Fährt mit Wagen Marke Smart zu Friseursalon Elegance, Hölderlinstraße 37, Ankunft dort 10 Uhr. Bleibt bis 12.30 Uhr, verlässt Salon dann frisch frisiert. Anschließend Heimfahrt
  • Ankunft dort 13.15 Uhr. Gibt dem Gärtner Anweisungen für die Hecken im Vorgarten. Sie lässt Romeo, den Hund, aus dem Haus, damit er im Vorgarten spielen kann und kontrolliert dann, ob der Gärtner ihre Anweisungen beim Schnitt der Hecken auch ausführt.
  • 15 Uhr: Lieferwagen der Firma Reichmann Gartenmöbel fährt vor. Lydia S. nimmt einen Gartentisch, fünf Stühle, einen Sonnenschirm und einen fahrbaren Gartengrill in Empfang.
  • 16 Uhr Lieferwagen Reichmann Gartenmöbel verlässt das Grundstück.
  • 16.30 Uhr: Lydia S. sagt dem Gärtner, dass er heimgehen kann.
  • 17 Uhr: Aus dem Nachbarhaus kommt Greta von Schwarzenstein herüber. Sie und Lydia S. nehmen den Tee im Salon des Hauses.
  • 17.42 Uhr: Frau von Schwarzenstein verlässt das Haus wieder. Lydia S. begleitet sie bis zum Gartentor.
  • 18.02 Uhr: Lydia S. verlässt das Haus mit Romeo, dem Hund. Führt das Tier Gassi bis zur Ecke Bismarckallee Zurück ins Haus um 18.12 Uhr. Macht sich in der Küche einen Toast mit Tomate und Käse, füttert den Hund und verbringt eine Stunde in der Kellersauna des Hauses.
Katja Kampp klappt die Akte zu. »Ich bin beeindruckt!«
    »Nicht wahr?«, strahlt Stringer. »Meine Lydia ist treu wie Gold.«   

   »Nur wenn dieses Observationsprotokoll auch wirklich richtig ist«, sagt die Kommissarin. »Denn schon auf den ersten Blick sieht man einen dicken Fehler in diesem Observationsbericht. Ich wette, Ihr Super-Detektiv hat sich das meiste davon nur ausgedacht, statt Ihre Frau wirklich zu observieren!«
Was meint sie?

Lösung: Wie konnte der Detektiv wissen, dass Lydia Stringer eine Stunde in der Kellersauna verbracht hatte, obwohl er das Haus doch nur von außen beachtet hatte?


Ratekrimis zum Selberlösen

40mal fragt die clevere Kommissarin Marlene Kemper in diesen Kurzkrimis des preisgekrönten Autors H.P. Karr: Wer war's?
Natürlich kennt sie die Antwort bereits, denn die verräterische Fährte hat der Täter selbst gelegt. Nun sind die Leser gefragt: Finden Sie das eine Indiz, das den Täter zweifelsfrei überführt? Dabei muß niemand verzweifeln: Die Lösungen zu jeder Geschichte finden sich ebenfalls in dem Band.


H.P. Karr
Ratekrimis zum Selberlösen
40 x dem Täter auf der Spur

überall wo es Ebooks gibt







   
   
   
  

H.P. Karr
Katja und der Meisterdetektiv
Krimirätsel 1918
(C) by author / Jahn facts & fiction
Weiterverbreitung nur mit ausdrücklicher Genehmigung


Keine Kommentare: