Rundfrage bei deutschsprachigen Krimi-Autoren
Durchgeführt von Reinhard Jahn (Das Syndikat / Bochumer Krimiarchiv)
Zur Teilnahme an der Rundfrage wurden die etwa 250 Bezieher der mailingliste des SYNDIKATS, der Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur eingeladen. Alle diese Autoren haben - dies ist Aufnahmekriterium für das SYNDIKAT - mindestens einen Kriminalroman (oder ein gleichwertiges Werk) veröffentlicht.
Die Rundfrage fand in der ersten Aprilwoche 2013 statt
Den Online-Fragebogen beantwortet haben 56 Autoren und Autorinnen.
Diese Rundfrage ist *keine* repräsentative, wissenschaftliche Kriterien erfüllende Umfrage.
Das Ergebnis ist lediglich ein Schlaglicht, ein Stimmungsbild aus Kreisen der Krimiautoren.
Die Frage nach dem Selbstbild:
1. Wenn ich Krimis schreibe, fühle ich mich als Lohnschreiber
2. Wenn ich Krimis schreibe, fühle ich mich als autonomer Urheber
Die Autoren sehen sich
1. eher nicht als Lohnschreiber
und
2. eher als autonomer Urheber
Bei der folgenden offenen Frage konnten die Autoren Statements abgeben:
- ob sie sich von Verlags-Wünschen oder - Vorgaben abhängig fühlen,
-ob sie auf Trendmeldungen oder Tips von Seiten des Verlags /der Verwerter warten
-ob sie und nur sie allein entscheiden, was sie schreiben
-ob sie ihre Entscheidung, was sie schreiben wollen mit deinem Agenten/Lektor besprechen
Die Mehrzahl der Autoren fühlt sich nicht oder kaum von Verlagswünschen oder Vorgaben abhängig oder gegängelt.
Zitat: "Lohnschreiber hieße für mich wie in einem Angestelltenverhältnis und auf Anweisung schreiben."
Eine Differenzierung wurde allerdings gemacht:
ZITAT: "Im Bereich Erwachsenenkriminalroman habe ich immer autonom und nach eigenen Vorschlägen gearbeitet. Bei Jugendkrimi und Drehbuch für TV-Krimi ist die Vorgehensweise mehr von Vorschlägen und verbindlichen Vorgaben geprägt."
Sie nehmen jedoch gern Anregungen, Tips oder Trendmeldungen von der Verwerter entgegen.
Zitat: "Natürlich interessieren mich Trendmeldungen oder Tipps, mich interessiert auch sehr, was meine Lektorin sagt. Denn das ist ein Echo auf die eigene Arbeit, und ohne dieses Echo kann und will ich mir das Schreiben nicht vorstellen. Umgekehrt kann die Lektorin auch nur gut arbeiten, wenn es zwischen ihr und mir ein gutes, funktionierendes Einvernehmen gibt."
Bei der Arbeit schließen sie sich gern, bzw häufig mit einem Vertreter der Verwerterseite zur Überprüfung kurz.
Zitat: "Rücksprache mit Lektor und Verleger kann nicht schaden, ob und was ich schreibe, ist meine Sache."
Und ein abschließendes Statement, das die Position gut zusammenfasst:
Zitat: "Ein
Auftrag kann gar nicht so einschränkend sein, dass er mir als Autorin
nicht trotzdem erlaubt, mich ganz und gar authentisch und unabhängig in
meiner Literatur zu entfalten. Auch im scheinbar kleinsten Universum -
"Gartenkrimi", "Hamburgkrimi" – muss ich mich nicht verbiegen um das
Größte heraus zu holen. Wer sich selbst als Lohnschreiber reduziert, hat
seine Grenzen nur noch nie überschritten. Und auch wenn es eine Vorgabe
gibt, ob Trend oder Wunsch oder Marktlage: Mit irgendetwas, irgendeinem
Aulsöer der von außen kommt, beginnt jede Literatur und jede
Geschichte. Was der/die Autorin daraus macht, das ist entscheidend und
immer autonom. Immer."
Und zum Schluss:
Einen „autonomen Autor" in der Radikalität, wie ihn die provokative Fragestellung der Veranstaltung als vermeintlichen Idealfall postuliert, sollte es besser nicht geben. Ein Autor, wie jeder Künstler, der nicht auf sein Umfeld reflektiert, der sich nichts sagen lässt, keine Ratschläge annimmt und den kritischen Diskurs seiner eigenen Arbeit nicht als Bereicherung versteht, der sollte die Finger von der Tatstatur lassen."
Ende
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