13.9.12

Anne-Kathrin Koppetsch
Kohlenstaub


Schauplatz Dortmund,  die Zeit: 1965.
Das sind die Jahre, als das Ruhrgebeit noch der sprichtwörtliche Kohlenpott war: als man die Wäsche nicht raushängen konnte, weil sie sofort von einem Grauschleier überzogen wurde.
Martha Gerlach ist eine der ersten Pastorinnen der evangelischen Kirche, zugeteilt einer Gemeinde in Dortmund. Die Kollegen Pastore tun sich schwer mit der Frau in ihrem Beruf. Sie hoffen, dass Martha bald heiratet, dann dann müsste sie ihren Beruf aufgeben. (Pastorinnengesetz, bis 1974)
Und ausgerechent kurz nach ihrem Amtsantritt wird Marthas Kollege, Pastor Hanning, tot im Pfarrhaus aufgefunden. Seine demente Mutter kann sich nicht daran erinnern, was geschehen ist.
Kommissar Kellmann von der Polizei ist sich nicht sicher, ob er von einem Mordfall ausgehen soll.
Lokalreporter Luschinski geht mit Martha Gerlach einem Hinweis nach dem anderen über die seltsamen Todesumstände des Pfarrers nach.
Was an dem Roman beeindruckt, ist weniger die Mordgeschichte - die bewegt sich in konventionellen Bahnen - sondern die Schilderung der Zeit, der Atmosphäre in der Mitte der sechziger. Wo es noch ganz strenge Moralvorstellungen gab - und von Gleichberechtigung und Emanzipation nicht die Spur. Entsprechend groß sind die Vorbehalte, mit gegen die die neue Frau Pastorin in der Gemeinde anzukämpfen hat.
Dass gerade diese Schilderungen der Autorin so gut gelungen sind, liegt daran, dass sie selbst  Theologin ist und als Pfarrerin in Dortmund arbeitet.
Ein gelungenes Zeitbild, ein spannender Mordfall, eine interessante Heldin: "Kohlenstaub" von Anne-Kathrin Koppetsch ist beste Regionalkrimi-Unterhaltung aus dem Ruhrgebiet.
Reinhard JahnWDR5 Mordsberatung

Anne-Kathrin Koppetsch
Kohlenstaub
Emons Verlag