3.3.08

Elisabeth Herrmann: Das Kindermädchen

Für Joachim Vernau ist eigentlich alles bestens gelaufen: er ist ein erfolgreicher Anwalt in einer angesehenen Kanzlei, er ist so etwas wie "verlobt" mit Sigrun von Zernikow, der Tochter seines Chefs. Sigrun kandidiert für den Senat in Berlin, Karrierefrau durch und durch. Aber fürs Herz hat Joachim dann eigentlich seine Jugendfreundin Marie, ebenfalls Anwältin und seine Lieblingsgegnerin vor Gericht, wenn es etwa ums Auseinanderdividieren und Vermögen bei Prominenten- und Weniger-Prominenten-Trennungen geht.

Alles in bester Ordnung, bis eines Tages eine Russin bei Joachim auftaucht und ihn im Auftrag einer "alten Freundin" verzweifelt bittet, dass sein Schwiegervater in spe eine Bescheinigung unterschreiben soll. Der Schwiegervater in spe geht einfach über die Sache hinweg - seine Mutter, der Familiendrache, gerät allerdings in heftige Aufregung.

Egal - Joachim würde sich nicht weiter um diese Sache kümmern, würde da nicht plötzlich jene seltsame Russin tot aufgefunden und eine andere Russin verlangte verzweifelt die Unterschrift unter jener mysteriösen Bescheinigung. - Eine Bescheinigung, mit der einer alten Ukrainerin ihre Zeit als Zwangsarbeiterin im kriegsgeschüttelten Berlin bescheinigt werden soll. Als Kindermädchen soll sie bei der Familie Zernikow gewesen sein - und Joachim versteht nicht, wie sein Schwiegervater in spe - den sie damals als Kind betreut hat - sich jetzt auf einmal weigert. ihr ihre Arbeit zu bescheinigen, damit sie ein wenig Rente bekommt.

Und wäre da nicht das personifizierte schlechte Gewissen von Joachim in Person seiner Jugendfreundin Marie, würde er sich auch nicht weiter um die Sache kümmern - aber Marie treibt die Recherchen nach den Hintergründen der Zwangsarbeiter-Kindermädchen im II. Weltkrieg und den Todesfällen im Berlin von heute weiter, bis sich plötzlich Gegner rühren, auf die man nicht gefasst war.

Krimi-Unterhaltung mit Anspruch. Eine spannende Story mit viel zeitgeschichtlichem Hintergrund, mit dem lässigen Charme eines John Grisham erzählt, ohne dabei dessen Holzschnitt-Charaketre zu übernehmen.

Elisabeth Herrmann
Das Kindermädchen
Goldmann Taschenbuch

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