31.12.08

Suanne Mischke: Wölfe und Lämmer

Mehr als nur Land-Idylle

Vier Menschen auf einem ausgebauten Bauernhof im Norddeutschen. Zwei Pärchen, alte Freunde, beautiful people allesamt: hier hat sich das klassische Bürgertum unserer Tage versammelt: Robin, der verhinderte Schriftsteller mit seiner Freundin Klara, die heimlich Wölfe züchtet, um sie dann ebenso heimlich für eine mysteriöse Tierschutzorganisation in deutschen Wäldern auszuwildern.
Barbara, die ihre Erfüllung als Lebensabschnittsgefährtin von Hannes findet, dem Fernsehrichter, der unter der Woche in Hamburg zu tun hat und sich da die eine oder andere erotische Abwechslung gönnt.

Idylle also, vordergründig, brüchig. Idylle, die von dem kleinsten Windstoß in Unordnung gebracht werden kann. Wie zum Beispiel von Nasrin, der jungen Türkin, die Barbara über den Weg läuft und behauptet, sie noch aus ihrer Zeit als Kindergärtnerin zu kennen. Als typischer Gutmensch hilft Barbara Nasrin natürlich, weil diese sich angeblich vor ihrer Familie verstecken muss.
Ist es Zufall, dass zur gleichen Zeit eine Journalistin heftig gegen Barbaras Gefährtin Hannes schießt? Der Pappa Gnädig des Fernsehgerichtes soll sich noch zu seiner Zeit als echter Richter mit harten Urteilen gegen ausländische Jugendliche als rechter Populist profiliert haben.

Erst einmal in Unordnung geraten, kann die Idylle nicht mehr länger aufrechterhalten werden, schon gar nicht, als plötzlich eines Nachts auf dem Hof ein Schuss fällt und ein Toter vor der Tür liegt. Wir Leser wissen, dass es der Liebhaber der Wolfsfreundin Klara ist, aber wir wissen nicht genau, ob es wirklich Robin war, der ihn erschossen hat.

Vier Leute und eine Leiche - damit beginnt dann in Susanne Mischkes Roman die Kriminalgeschichte etwas ins Absurde abzudrehen. Denn wie soll man so ohne weiteres glauben, dass die vier sich kaltblütig entschließen, den Toten verschwinden zu lassen - indem sie ihn einfach den Schweinen zum Fraß vorwerfen? Der Thriller wird zur Farce - und die reißt letzendlich allen Beteiligten am Landleben die Maske der Bürgerlichkeit vom Gesicht.

Susanne Mischke
Wölfe und Lämmer
Piper 4236

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