10.3.19

Richard Laymon: Die Insel

Ein Fan schreibt, Richard Laymon sei "wie Stephen King, aber ohne dessen Moral". Nun gut.
 

Richard Laymon, amerikanischer Spannungs- und Horror-Autor (1947 bis 2001) ist ganz sicher kein feiner Stilist, keiner, der seine Plots oder Personen ausdifferenziert. Laymon ist, sagen wir es, wie es ist - der Mann fürs Grobe.
Wie das aussieht, kann man in »Die Insel« nachlesen, einem der gängigeren - will sagen: geschmacklich und splattermäßig gerade noch mehrheitsfähigen - Thriller. Es beginnt geradezu klassisch: Eine kleine Familienclique  strandet auf einer Insel. Ihr Boot ist explodiert - alles, was man retten konnte, ist das eigene Leben. Dass wird überhaup von der Geschichte dieser Familienrobinsonade erfahren,  verdanken wir 
Rupert Conway, der sein Tagebuch schreibt. Das ist der Roman, den wir lesen. Und das klingt spannender als es ist.

Richard Laymon:
Die Insel (Island, 1995)
(Deutsch von Thomas A. Merk)
Heyne Verlag (2. Oktober 2009)
560 Seiten

Ebook bei amazon
H.P. Karr präsentiert
Mord nach Rezept – Band 17: Ein Toter ist nicht genug
 

Mit Mord kommt keiner durch – oder doch? Es ist alles eine Frage der Planung. Oder nicht? Wenn clevere Kommissarinnen und smarte Kriminalbeamte ermitteln, muss sich mancher Mörder warm anziehen. Aber nicht nur Krimirätsel sorgen hier für Unterhaltung. Es gibt auch Psychothriller, Gaunergeschichten und knallharte Krimi-Comedy. Wie immer zu Ihrem Vergnügen ausgesucht und zusammengestellt von Krimikenner H.P. Karr.


Thomas Ross:
Der Tod des Kandidaten


Erschienen im März 2009

Der 6. Mai 2002 in Hilversum. Der Fotoreporter Jim de Booy treibt sich vor dem Medienzentrum herum, um einen Schuss von einem Soap-Star zu bekommen, als er plötzlich indirekt Zeuge des Attentattes wird, das die niederländische Gesellschaft zutiefst vertört: Quasi um die Ecke wird der Rechtpopulist Pim Fortuyn von einem jungen Mann angeschossen - er stirbt wenig später. Es ist das erste poltische Attentat in den Niederlanden seit 400 Jahren.
Jetzt erscheint "Der Tod des Kandidaten", ein Thriller des Niederländers Thomas Ross mit der Unterzeile "Warum musste Pim Fortuyn sterben?
Was ist das also jetzt - Roman, Dokumentation, die niederländische Version der Kennedy-Verschwörung?

Zunächst einmal ist der Roman - oder sagen wir: diese nach wahren Ereignissen gestaltete Fiktion - kein Schnellschuss, keine spekulative Ausbeutung der Aktulität, sondern eine dichte, solide und mit viel Sachverstand erzählte Geschichte aus der Werkstatt eines Mannes, der sein Handwerk versteht.
Thomas Ross - bürgerlich W.P. Hogendoorn, Jahrgang 1944 - ist gelernter Journalist und Verfasser von mehr als 30 Thrillern, in denen er schon immer Themen der Niederländischen Innenpolitik behandelt hat - und dafür mehrfach mit Krimipreisen ausgezeichnet worden ist.

"Der Tod des Kandidaten" ist im Original nur in Jahr nach dem Attentat erschienen, später hat Thomas Ross mit dem Regisseur Theo van Gogh ein Drehbuch aus dem Stoff gemacht, das van Gogh verfilmte - ehe er selbst 2004 Opfer einer Attentates wurde.

Und warum musste nun - according to Thomas Ross - Pim Fortuyn sterben, der große, schwule, glatzköpfige Rechtsausleger im Wahlkampf von 2002, die große Hoffnung aller, die sich gegen Überfremdung und Migranten und die violette Koalition von Ministerpräsident Wim Kok waren?

Thomas Ross zieht die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven auf: Alles beginn mit der jungen Anke Luyten, die 2001 aus dem Gefängnis entlassen wird, wo sie wegen ihrer Beteiligung an einer gewalttätigen Tierbefreiungsaktion gesessen. Anke war Tierschutz-Aktivistin, und hat ihren Freund Peter beim Prozess gedeckt - jetzt tauchten auf einmal die Schlapphüte des niederländischen Sicherheitsdienstes bei ihr auf und wollen, dass sie wieder Kontakt zu ihrem Ex-Lover aufnimmt, um ihn zu bespitzeln.
Denn aus abgehörten Telefonaten geht hervor, dass Peter an einer Aktion beteiligt ist, bei der "jemand" umgelegt werden soll.
Auf der anderen Seite der Geschichte haben Jim de Booy, den Fotografen, der Ankes Lebensweg schon einmal eher zufällig gekreuzt hat und der jetzt den Wahlkampf Pim Fortunys journalistisch begleitet und der am Ende in Hilversum einige Fotos schießen wird, die an der offiziellen These vom "Einzeltäter" zweifeln lassen..
Zwischen beiden - fiktionalen Strängen befindet sich schließlich das semi-dokumentarische Element des Romans, geschickt webt Thomas Ross das Leben von Fortuyn und auch seiner politischen Gegener in die Geschichte mit ein.

Um diese Abteilung in allen ihren Verflechtungen genau zu verstehen, sollte man erst einmal einen Blick in das kleine Glossar der politische Organistaionen und Personen  werfen, das der Übersetzer im Anhang verfasst hat.  Allerdings - wer sich ein bisschen mit deutscher Innenpolitik auskennt, wer wird in der Schilderung der Niederländischen Verhältnisse viel, allzuviel Grundsätzliches wiederfinden: Karrieristentum, Eitelkeiten, Taktiererei, Postenschieberei und Machtgier.
"Der Tod des Kandidaten" weist über die reine Aufarbeitung eines nationalen Themas hinaus - und so, wie Thomas Ross erzählt - direkt, lebendig, immer nah dran an seinen Personen, den echten und den erfundenen - wird damit aus dem Roman eine thriller-spannende Studie über die inneren Zusammenhänge von Macht und Politik.
(Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung)


Thomas Ross:
Der Tod des Kandidaten
Deutsch von Matthias Müller
320 Seuten
München: dtv, 2009

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8.3.19

Hammond Innes: Der weiße Süden

Hammond Innes
Der weiße Süden (The white south, 1949)



Hammond Innes (1913 – 1998) wird vom zeitgenössischen Klappentext als gelungene Mischung von Jack London und Edgar Wallace beschrieben, was man heute etwa mit "eine Synthese von Clive Cussler und James Patterson" übersetzen würde, ohne damit jemand Unrecht zu tun. Innes schrieb seinen ersten Roman mit 17, war Journalist, war Artillerist im Krieg und später Schriftsteller.
Sein bekanntester Roman war "Der Schiffbruch der Mary Deare" (1959).
Für ein Buch verbrachte Innes gewöhnlich sechs Monate auf Reisen, gefolgt von sechs Monaten, in denen er das Manuskript schrieb.  Seie Protagonisten sind oft gewöhnliche Menschen, die sich plötzlich in extremen Situationen vorfinden. Damit schuf er eine der Formeln des Abenteuerromans, die später unter anderem  Alistair MacLean perfektionierte, dessen Frühwerk genau wie das von Innes von maritimen Stoffen beherrscht wird.
"Der weiße Süden" (The white south, US-Titel The Survivors, 1949) erschien erstmals 1952 bei Rowohlt auf deutsch, übersetzt von Arno Schmidt (Schmidt? Genau, der Schmidt) und wurde, wie ebenfalls im Klappentext stolz vermerkt, "von der Columbia Filmgesellschaft erfolgreich unter dem Titel "Hölle unter Null" (1954, Regie Mark Robson) mit Alan Ladd in der Hauptrolle verfilmt".
Als Innes 1998 starb, hatte er mehr als dreißig Romane auf dem Zettel, von denen sicher eine Handvoll in dem großen, ewigen Bücherschrank stehen bleiben werden.
ZU DIESEM BUCH: Der 1913 in Horsham/Sussex geborene Hammond Innes war zunächst Lehrer und ist heute mit einer Vielzahl von Abenteuerromanen der bekannteste und beliebteste englische Vertreter dieses Genres. Schon die Titel «Mein Mörder», «Der einsame Skiläufer», «Tot oder lebendig», «Angriffsalarm», «Der wütende Berg» verraten die erzählerischen Bezirke, aus denen ‘ dieser Autor sein Werk mit Dramatik und Sensation weist. Die Welt des Secret Service, der internationalen Wirtschaftskämpfe und politischen Intrigen verbindet dieser Meister der Spannung geschickt mit der Schilderung großer Naturkatastrophen in Schnee und Eis, tobender Orkane und vernichtender Vulkanausbrüche. 

INHALT: Das hier vorliegende Werk, das in viele Sprachen übersetzt und von der Columbia-Filmgesellschaft erfolgreich unter dem Titel «Hölle unter Null», mit Alan Ladd als Hauptdarsteller, verfilmt wurde, zählt zu den besten des Autors. Es ist der romanhafte Bericht von einer riesigen Walfangexpedition in die Antarktis, wie sie alljährlich unternommen werden. Ein Fabrikschiff mit den dazugehörigen Begleit- und Fangbooten, einem Kühlschiff und einem Tanker gerät in eine furchtbare Packeiskatastrophe. Die 411 Mann starke Besatzung rettet sieh in einzelnen Gruppen viele Meilen voneinander getrennt aufs Eis. Erst nach Monaten werden die Überlebenden heimgeholt. Vor dem Hintergrund der weißen Eismeerwelt entfaltet sich dabei ein spannungsreicher Kriminal- und Liebesroman, dessen Helden der Kapitän eines Begleitschiffs und sein Gegenspieler, der kalt berechnende Sohn eines Großunternehmers, sind. Wir fühlen uns zugleich an Jack London und an Edgar Wallace erinnert‚ wenn Hammond Innes Naturkatastrophe, Mord und Meuterei zu einer bewegten Handlung verbindet. Dabei kommt der naturkundlich und geographisch interessierte Leser mit einer sachkundig genauen Schilderung des Walfangs, der Walwanderungen, der antarktischen Witterungsverhältnisse und der Eisdriften ebenfalls auf seine Kosten. Das hier erstmals deutsch vorliegende Werk wurde  mit Recht in England als «Buch des Monats» ausgezeichnet.     
  

Hammond Innes
Der weiße Süden (The white south, 1949)
rororo 52 114.-125.Tausend  April 1959
117 Seiten Deutsch von Arno Schmidt