25.12.20

Gabriella Wollenhaupt: Grappa und die Seelenfänger

Ein Mordsberatungs-Tipp: Reinhard Jahn

Gabriella Wollenhaupt ist Journalistin. Sie arbeitete bei einer großen westdeutschen Tageszeitung und ist jetzt Redakteurin beim WDR Fernsehen in Dortmund. 1993 schuf sie für ihren Krimi "Grappas Versuchung" die Lokaljournalistin Maria Grappa, die in "Bierstadt" lebt und arbeitet -was man leicht als Dortmund erkennen kann.
Inzwischen sind rund 20 Grappa-Krimis erschienen -in denen sich Gabriella Wollenhaupt spannend und meist auch ein wenig satirisch oder ironisch überhöht mit Zeitphänomenen und ganz besonders mit lokalpolitischen Affären beschäftigt.

Im Mittelpunkt ihres aktuellen Romans "Grappa und die Seelenfänger" steht der Casting-Show-Wahnsinn. Die bekannte Castingshow "Wir suchen Dich, Superstar" (WSDS) veranstaltet eines ihrer Castings in Bierstadt. Sponsor der Veranstaltung, zu der 3000 Teenies kommen, ist das Bierstädter Tageblatt, für das Maria Grappa arbeitet. Die Veranstaltung verläuft anders als geplant, denn der ebenso geschätzte wie auch von anderen verachtete Boss der Show-Jury wird gekidnappt. Die Verantwortung übernimmt eine "Kirche der Erleuchteten", eine aus den USA stammende, straff organisierte Sekte. Grund genug für Maria Grappa, die Spur aufzunehmen und ihre Nase in Dinge zu stecken, die manche Leute gern unter der Decke halten würden.

Spannend, witzig, einfach Grappa
(Reinhard Jahn, WDR5 Mordsberatung, 27.8.2011)


Gabriella Wollenhaupt:
Grappa und die Seelenfänger
Dortmund: Grafit Verlag 2011

 

 







 

 

19.12.20

Don Winslow: Germany

 

WAZ / NRZ / Funke-Medien
25.6.2016 Autor: Reinhard Jahn


Don Winslow:
Germany
Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch
München : Droemer
März 2016, 378 Seiten

Gangster, Opfer, Detektive


Ein gigantisches Buch - und damit ist nicht nur der Umfang gemeint. Mehr als 1000 (in Worten: tausend) Seiten im Großformat hat der große alte Mann der deutschen Krimi-Kritik, Jochen Schmidt, hier in der Neuausgabe seines Standardwerkes über die internationale und die deutsche Kriminalliteratur zusammengetragen.
In Übersichtsartikeln zu einzelnen Subgenres (hardboiled, Spionageroman, Pathologekrimis, Indianerkrimis etc etc), aber auch in ausführlichen Autorenprotraits mit jeweils kurzen Abrissen der einzelnen Bücher, bzw auch ganzer Serien.
Und wenn man diese Buchbeschreibungen liest, weiß man: Der Mann hat jeden einzelnen Krimi, über den er hier schreibt, auch gelesen. Und er weiß, wie man ihn einordnen kann. Dabei muss man Schmidts Bewertungen nicht folgen.

Denn natürlich ist Jochen Schmidt wie alle Kritiker - etwas subjektiv. Er mag es eher hardboiled als cosy, mit dem deutschen Soziokrimi kann er nicht soviel anfangen - aber das Gute ist: er sagt es wie er es sieht, erklärt auch, warum er so denkt, zwingt aber dem Leser seine Meinung nicht auf.
Auf jeden Fall macht dieses dicke-dicke Buch von der Sorte "stumpfer Gegenstand" eine unbändige Lust aufs Krimilesen und aufs Reden über Krimis. (Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung)


Jochen Schmidt
Gangster, Opfer, Detektive
 - eine Typengeschichte des Kriminalromans
Überarb., aktualisierte und stark erw. Ausg.

Hillesheim: KBV-Verlag, Hardcover
2009, 1129 Seiten
 

Handbuch für Krimiautor*innen

Riechen Zyankali-Opfer wirklich aus dem Mund nach Bittermandeln?
(Ja, aber nicht stark.)
Reicht es, den Haartrockner in die Badewanne zu werfen, um die Gattin zu meucheln? (Nicht wirklich. Stichwort FI-Schalter)


"Von Arsen bis Zielfahndung" ist nicht nur ein Handbuch für Krimiautoren (und zwar sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene), sondern auch für den aufgeklärten Krimileser: Hier kann man mal schnell nachschauen, wenn einem in einem Krimi etwas komisch vorkommt und man das Gefühl hat, dass es sich der Autor etwas zu leicht gemacht hat. Oder etwas nicht richtig verstanden hat. 

Christine Lehmann ist gelernte Journalistin und erfahrene Krimi-Autorin, ihr Co-Autor Manfred Büttner  Steuerfahnder und Dozent an der Hochschule der Polizei. Also zwei hochspezialisierte Menschen, die den Dingen wirklich auf den Grund gehen. Und auch komplizierte Zusammenhänge einleuchtend datsellen können.
Etwa die Sache mit den Pflanzengiften, die man benutzen könnte.
(Details würden hier zu weit führen)
Aber auch rechtliche Zusammenhänge rund um Dursuchungsbefehl (falsch, es heißt Beschluss), Verhaftung (oder wars doch nur "vorläufige Festnahme"), Haftbefehl ("roter Zettel") und den ganzen weiteren Verwaltungskram, der zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft und Gericht eine Rolle spielt.
(Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung)


Manfred Büttner, Christine Lehmann
Von Arsen bis Zielfahndung
Das aktuelle Handbuch für Krimiautorinnen und Neugierige
Hamburg: Ariadne/Argument Verlag
2017, 256 Seiten



 

18.12.20

Claudio M. Mancini
Mala Vita - ein Mafia-Roman

Alles beginnt mit dem Mord an dem Anwalt Enrico Cardone. Der hatte sich mit seinen beiden Kompagnons in ein Örtchen am Lago Maggiore zurückgezogen und dort eine Kanzlei betrieben, die offenbar nur eine Handvoll Klienten hatte. Doch dann hat man ihn nach Palermo gelockt, in einem übel beleumdeten Viertel überfallen und getötet. Und dabei gefilmt. Das Video ist fast eher bei den Medien als dass die Polizei die Leiche findet. Kann es sein, dass da jemand einem anderen eine Warnung zukommen lassen wollte?

Ein Fall für den integeren, leider aber auch etwa cholerischen Carabinere, der in diesem Fall ermittelt und natürlich sofort sieht, was für ihn hinter dem Mord dem Anwalt steckt: ein Faden, der ihn zum großen Mafia-Geld führen kann, ein Faden, mit dem er die Strukturen aufribbeln kann, in denen die Mafia ihre schwarzen Gewinne versickern lässt um sie später über Kapitalgesellschaften wieder "legal" in den Wirtschaftskreislauf einfließen zu lassen.

Und noch einer bekommt es mit dem Erbe des Anwaltes Enrico Cardone zu tun - sein Bruder Roberto Cardone, ein etwas glückloser, aber ganz charmanter Schriftsteller aus Bologna, dem die beiden ehemaligen Kompagnons seines Bruders raten, am besten das Geld aus dem Erbe zu nehmen und nicht weiter zu fragen. Was Roberto noch nicht weiß, ist, dass sein Bruder kurz vor seinem Tod knapp 400 Millionen an Mafiageld "abgezweigt" hat - Millionen, die jetzt Roberto erbt. Und die die "Ehrenwerte Gesellschaft" natürlich wiederhaben möchte.

Claudio Mancini erzählt einmal aus einem etwas anderen Blickwinkel über ehrenwerte Gesellschaft - ohne dabei die traditionellen Elemente des Mafia-Romans außer acht zu lassen. Mafia ist natürlich Verbrechen und Gewalt - aber sie ist eben auch: Korruption, Geldwäsche, ein Wirtschaftszweig, der gigantische Umsätze macht.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung


Claudio M. Mancini
Mala Vita - ein Mafia-Roman
München: Droemer Hardcover
2009, 491 Seiten

12.12.20

Krimi der Woche:
7335 war der Mörder

 Der Tod ist unberechenbar

Von Michael Rolandt

Kommissar Diederich von der Kripo Köln war recht schnell klargeworden, dass Professor Edwin Uhland vom Mathematischen Institut der Universität auf seine ganz spezielle Weise sowohl fachlich als auch menschlich unberechenbar gewesen sein musste. Bereits die ersten Befragungen im Umfeld des Toten brachten Geschichten über die ungerechte Behandlung seines Assistenten zutage, Gerüchte über eheliche Untreue, sowie Vorwürfe wegen Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Stipendien. Alles ausreichende Motive für den Mord an dem Mathematiker.
   Um zehn Uhr hatte ihn ein Fensterputzer aus seiner Gondel erstochen in seinem Büro entdeckt. Uhland saß tot an seinem Schreibtisch, auf dem mit Blut verschmierte Klausuren des Grundkurses Geometrie lagen. Kommissar Diederich ließ alles fotografieren, inklusive des Taschenrechners neben Uhlands rechter Hand. Die Tasten wiesen Blutspuren auf, und das Digitaldisplay zeigte noch die Ziffern 7335.
   Tatzeit war zwischen acht und zehn Uhr. Während dieser Zeit hatte man Uhlands Assistenten Klaus Seel, Uhlands Frau Ulla und seinen Institutskollegen Dirk Maar auf dem Gang vor Uhlands Zimmer gesehen. Der Kommissar war überzeugt davon, dass einer von ihnen der Täter sein musste.
   »Ich war nicht bei Uhland, ich war nur in der Kaffeeküche neben seinem Büro«, versicherte Professor Maar. »Alles war wie üblich. Nur Seel kam vorbei und wirkte recht nervös.«
   »Weil ich noch zur Bibliothek musste, um die Bücher abzuholen, die der Chef bestellt hatte«, erklärte Seel sofort. Als der Kommissar nachbohrte, konnte Seel die Bücher vorlegen, die er um halb zehn ausgeliehen hatte. »Und auf dem Rückweg traf ich dann Uhlands Frau Ulla vor dem Institutsgebäude«, gab er an.
   »Ja, ich wollte zu meinem Mann, um mit ihm über die Scheidung zu reden«, räumte Ulla Uhland ein. »Aber dann verließ mich auf dem Gang vor seinem Büro der Mut, und ich kehrte wieder um.«
   Kommissar Diederich sah sich noch einmal genau die Tatort-Fotos an. »Uhland starb nicht sofort, er hatte noch die Gelegenheit, einen Hinweis auf seinen Mörder zu hinterlassen«, sagte er.
   »Und zwar?«, fragte Seel spöttisch.
   »Es sind die Ziffern 7335, die er in seinen Taschenrechner eintippte und die im Display erschienen. Liest man sie auf dem Kopf stehend, wirken die Ziffern wie Buchstaben und ergeben einen Namen: SEEL.«
   Seel senkte den Kopf. »Ja«, murmelte er. »Ich war es.«
   Ulla Uhland schüttelte den Kopf. »Mein Mann war schon immer unberechenbar!«


Michael Rolandt:
Der Tod ist unberechenbar
7335 war der Mörder
Badische neueste Nachrichten
20/2020 vom 12.12.2020
© By author / R. Jahn
Weiterverbreitung nur mit Genehmigung

10.12.20

Ein Spiekeroog-Krimi

Urlaubsreif

Von Reinhard Jahn

Schäfer und ließ den Blick durch den Terminal schweifen. Mehr als hundert Inseltouristen drängten sich vor den Schaltern oder zogen Tickets für die Fähre nach Spiekeroog an den Automaten. Lächelnd ging Schäfer an die Arbeit - hier ein »Pardon«, da ein kleiner Stoß gegen einen gebräunten Surfer und dort ein kleiner Rempler bei einer Blondine – und jedes Mal zogen Schäfers geschickte Finger ein Portmonee oder eine Brieftasche heraus. Die Beute wanderte diskret in seinen Rucksack.
   »Kevin! Charlene!« Das Elternpärchen war Anfang vierzig, er blass wie ein Büro-Engerling, und sie mit dem genervten Gesichtsausdruck aller Mütter. Kevin und Charlene, schätzungsweise 13 und 14, tobten durch den Fährterminal von Neuharlingersiel, filmten sich gegenseitig mit ihren Handykameras und dachten nicht im Traum daran, auf ihre Eltern zu hören.
   Kinder! Schäfer ließ nochmal den Blick schweifen. Kein Polizist vor Ort, er konnte weiterarbeiten. Sobald ein Zivilbulle auftauchte, würde Schäfer umgehend den Abflug machen. Er kannte die Gesichter aller Bullen in Neuharlingersiel, denn Fabio hatte ihm die Portraits der örtlichen Bullen letzte Woche gemailt, als sie sich übers Internet darüber verständigt hatten, wer bei welchen Fährterminal arbeitete. Fabio war ebenso wie Schäfer im Pickpocket-Geschäft und durfte in dieser Saison die Fähren nach Norderney und Langeoog beackern.
   Schäfer machte eine neue Runde und ging dabei Kevin und  Charlene aus dem Weg.
   »Kevin! Charlene! Hierher!« Das war jetzt der Vater.  Schäfer griff schnell die Brieftasche eines Opas, dann die Geldbörse seiner Frau und zog - »Pardon!« - einem Grauhaarigen das Kreditkartenetui aus dem Jackett. Genug für heute.
   Allerdings... die teure Digicam, die da verlockend aus dem Backpack von Kevin und Charlenes Vater ragte, die würde er im Hinausgehen noch mitnehmen. Als Bonus, sozusagen.
   »Pardon...« Schäfer wollte gerade die Kamera greifen, als die Mutter ihn am Arm packte und ihn zu Boden warf.
   Im nächsten Moment fühlte Schäfer kalten Stahl an seinen Handgelenken. Handschellen. Er kannte es nicht fassen.
   Dann sah er aus der Froschpespektive einen Uniformierten herankommen. Er erkannte ihn sofort nach Fabios Foto wieder: den Revierleiter der Wache Neuharlingersiel.
   »Danke Kollegen«, sagte er zu den Eltern von Charlene und Kevin. Dann stellte er Schäfer auf die Beine und grinste ihn an: »Die Kollegen Engler sind bei der Kripo Duisburg und wollen zwei Wochen Urlaub auf Spiekeroog machen. Aber vorher waren sie so freundlich, hier für uns ein wenig auf Taschendiebe zu achten!«
   Und Kevin und Charlene waren plötzlich ganz brav und präsentierten ihre Smartphones. »Alles gefilmt!«, sagte Kevin und Schäfer sah auf dem Handyvideo, wie er eine Brieftasche nach der anderen klaute. »Gute Arbeit, Kinder!«, sagte der Polizist.
   »Tja«, meinte Kevins Vater. »Die beiden wollen später natürlich auch mal zur Polizei!«
   ENDE
    


Mord nach Rezept - Band 22 
Abgerechnet wird am Schluss:
Zwei Dutzend spannende Krimis

bei amazon kdp


Es geht um Mord - um scheinbar perfekt ausgetüftelte Morde, um spontane Taten, um tödliche Verbrechen. Von den Nordseeinseln bis zu dem bayerischen Alpen. Es geht um Kommissare, die die richtigen Fragen stellen, um dem Täter am Ende auf die Spur zu kommen - die aber auch manchmal arg danebenliegen. Aber nicht für lange.
Außerdem geht es auch noch um Betrug, Überfall und Raub, um Liebe, Leidenschaft, Gier und Eifersucht. Und für alle Fälle gilt: Abgerechnet wird zum Schluss. Zum Beispiel in ...

Manfred Mainau: Eine Chance für Theresa
Ein heißer Flirt an der Hotelbar - und Sicherheitsmann Horst Grommer macht sich die schönsten Hoffnungen. Leider vergisst er dabei, warum er engagiert wurde ...

Ralph Petersen: Sicherheit geht vor
Wenn Ganoven Urlaub machen, können sie nicht so einfach abschalten. Deshalb fragt sich Bruno ganz automatisch, wieviel Geld wohl in der Kasse der Bergseilbahn ist, auf die er von der Terrasse der Pension Alpenglück blickt. Und dann hat er auch schon einen Plan...

Jackie Kowal: Ehebruch macht auch nicht glücklich
Susan hat sich arrangiert - mit dem Leben und mit ihrem Chef. Nur mit ihrem Ex ist sie noch nicht in Reinen. Ausgerechnet jetzt kommt er aus dem Knast und meldet alte Ansprüche an. Das kann nur böse enden. Oder, genauer gesagt: mörderisch.

Manfred Mainau: Ruhe sanft, Julia!
Julia war stumm und tot. Hanno Dietz lehnte sich in dem schweren Sessel im Wohnzimmer seines Hauses zurück, schloss die Augen und genoss die Ruhe, die ihm wie eine körperliche Wohltat erschien. Allerdings bleibt es nicht lange so - denn die Polizei stellt lästige Fragen.

Rex Richartz: Kein Verlass auf die Nachbarn
Wenn man Geld braucht, muss man wissen, wo man welches findet. Zum Beispiel im Tresor des Chefs, der demnächst für einige Tage nicht im Büro sein wird. Also schmiedet Hugo einen Plan. Was er nicht bedenkt: Wer Geld stiehlt, sollte auch genau wissen, wo er es hinterher versteckt.

Moni Daurel: Zyankali für Odette
Paris. Stadt der Liebe. Der Eifersucht. Der großen Gefühle. Die Stimme der Frau, die die Telefonseelsorge anruft, ist voller Tragik. Ihre Worte sind voller Verzweiflung. Als man sie findet, ist sie tot. Und es stellt sich die Frage, was wirklich mit ihr geschah ...

Meike Doppler: Ein Bild für Alice
Kommssar Dreyer wusste, dass zu ihm die Fälle kamen, an denen sich die Kollegen der Mordkommission die Zähne ausgebissen hatten. Fälle, in denen die Ermittlungen auf der Stelle traten und man sich überlegte, die Akte auf den Stapel der »ungelösten Verbrechen« zu legen. Wie zum Beispiel der Fall Seebacher, der sich als diffiziler Cold Case entpuppt - und der womöglich der einzige Fall sein wird, den Dreyer nicht lösen kann.

Michael Rolandt: Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern
Die beiden Einbrecher glauben, leichtes Spiel zu haben. Doch sie haben die Rechnung ohne Hein Petersen gemacht.

Der Herausgeber:
H.P. Karr lebt seit 1960 im Ruhrgebiet und ist Experte für alles, was mit Krimis zu tun hat. Er schrieb nicht nur selbst rund ein Dutzend Thriller und Cozys, sondern gab auch zahlreiche Kurzkrimisammlungen heraus. In den Serie »Mord nach Rezept« hat er die besten Tüftelkrimis, Krimirätsel Psycho-Studien und mörderischen Crime-Comedys zusammengestellt. Stets spannend und immer mörderisch unterhaltsam.

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Story-Credit:
Reinhard Jahn:
Urlaubsreif
 ©  by author / Reinhard Jahn
Weiterverbreitung nur mit Genehmigung


6.12.20

Tania Carver:
Entrissen

Eine extrem spannende Polizeigeschichte aus Essex, England. Eine verzwickter plot mit vielen Wendungen, die der Geschichte sehr viel Tiefe geben. Ein Debüt der Spitzenklasse!

Auch wenn es mit einem brutalen Mord - Doppelmord anfängt - im Mittelpunkt der Geschichte stehen eigentlich die Ermittler - Detective Inspector Phil Brennan als Leiter des Teams der Polizei von Colchester in Essex, sein junger, stürmischer, auch unvorsichtiger Kollege Clayton, seine Kollegin Annie Hepburn und ganz besonders Marina Esposito, die Profilerin, eigentlich Psychologin an der Universität, die jetzt zum zweiten Mal von Phil Brennans Team hinzugezogen wird. Sie hat mal was mit Phil Brennan gehabt - und sie ist jetzt schwanger - nein, nicht von ihm, sondern von ihrem eher väterlichen Lebensgefährten.

Schwangerschaft ist das Stichwort. Ein grauenhafter Mord an Claire Fielding, einer Lehrerin und ihrer Freundin. Phil Brennan ist geschockt, als er an den Tatort kommt: Claire war schwanger, stand kurz vor der Geburt - und der Mörder hat ihr das Kind aus dem Leib geschnitten.
Das grauenhafteste: Claire ist nicht das erste Opfer, bei dem das geschah.
Zuvor gab es Lisa King, Maklerin - von einem scheinbaren Interessenten in ein leeres Haus gelockt.
Und Susie Evans, Gelegenheitsprostituierte, auch bei ihr hatte es der Täter ganz offensichtlich auf ihr Kind abgesehen.
In Verdacht gerät schnell Ryan Brotherton, der Ex-Freund von Claire, ein schonmal einschlägig aufgefallener Schrottplatzbesitzer, der Claire nach Aussage von ihren Lehrerfreunden schlecht behandelt hat, so dass sie sich von ihm getrennt hat. Doch seine derzeitig Freundin Sophie gibt ihm ein Alibi. Phil Brennan ahnt nicht, dass ausgerechnet Sophie eine Gelegenheitsbekanntschaft seines Kollegen Clayton ist - mal hat er sie als Informantin benutzt, mal war sie seine Geliebte. Die alte Affäre lässt Clayton jetzt wieder aufleben, um im Alleingang Das Alibi des Schrottplatzbesitzers zu knacken - aber er ahnt nicht, dass Detective Annie Hepburn ihn dabei beobachtet.
Unterdessen lesen wir immer wieder vom Schicksal des "geraubten" Baby, und das sind die anrührendsten, die eindringlichsten und eindrucksvollsten Passagen des Buches.
Und was absolut keiner ahnt, ist, dass der Kinderjäger sich sein nächstes Opfer schon langst ausgesucht hat.
Extrem spannende Polizeigeschichte aus Essex, England. Eine spannender plot mit vielen Wendungen, die der Geschichte sehr viel Tiefe geben. Ein Debüt der Spitzenklasse!
(Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung)

Tania Carver
Entrissen
(The surrogate)
Aus dem Engl. von Sybille Uplegger
490 S., 1. Aufl.
Berlin : Ullstein, 2011

Janet Evanovich
Kuss mit lustig

Toll geschrieben, schnell gelesen, viel gelacht!
Das ist wirklich komisch - wie hier so ganz leicht und locker erzählt wird - ein bisschen Krimi, ein bisschen Familiendrama, ein bisschen Spannung und vor allem ganz Viel Komik und Dialogwitz. Janet Evanovich hat mit ihrer Serienheldin Stephanie Plum eine echte Kultfigur geschaffen.
Stephanie Plum sagt: "Ich bin 170, habe keine ansteckenden Krankheiten, regelmäßige Zähne und bewahre meinen Smith & Wesson in der Keksdose auf."
Sie ist Kautionsdetektivin für ihren Vetter Vinnie in Trenton, New Jersey.
Als Kautionsdetektivin holt sie die Leute zurück, für die ihr Vetter eine Kaution gestellt hat und die dann nicht vor Gericht erscheinen. Wie Loretta, ihre alte Schulfreundin, die wegen des Überfalls auf einen Schnapsladen antreten sollte. Nur: als Stephanie auftaucht, will sich Loretta gerade eine Kugel in den Kopf schießen.

Um Loretta davon abzubringen, verspricht sie ihr, sich um ihren Jungen - Mario - zu kümmern, der sich als pubertäres, graffitisprayendes Früchtchen entpuppt. Aber das ist nur der Anfang der turbulenten Geschichte, bei der man erst gar nicht weiß, was davon zum Krimi gehört und was zur Comedy. Das mit aber eigentlich gar nicht so wichtig, weil hier ohnehin alles durcheinandergeht und schließlich doch noch ein Toter auftaucht: im Keller von Stephanies Liebhaber und Lieblingsbullen Joe Morelli.

Denn es geht um ganze neun Millionen die Beute aus einem Bankraub, in die der Onkel des pubertierenden Mario irgendwie verwickelt ist.
Der Roman ist ein Fest  nicht nur für die Stephanie-Plum-Fans - denen braucht man ihn natürlich nicht erst zu empfehlen., Aber für alle anderen: Es ist noch nicht zu spät, im Stephanie-Fan zu werden.
(Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung)


Janet Evanovich
Kuss mit lustig
(Fearless fourteen)
Ins Dt. übertr. von Thomas Stegers
München: Goldmann Manhattan
315 Seiten, 1. Aufl 2010,
Stephanie Plum Nummer 14

 

 

 

 

 

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Abgerechnet wird am Schluss:
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Es geht um Mord - um scheinbar perfekt ausgetüftelte Morde, um spontane Taten, um tödliche Verbrechen. Von den Nordseeinseln bis zu dem bayerischen Alpen. Es geht um Kommissare, die die richtigen Fragen stellen, um dem Täter am Ende auf die Spur zu kommen - die aber auch manchmal arg danebenliegen. Aber nicht für lange.
Außerdem geht es auch noch um Betrug, Überfall und Raub, um Liebe, Leidenschaft, Gier und Eifersucht. Und für alle Fälle gilt: Abgerechnet wird zum Schluss.

 

 

5.12.20

Die Triumvirat-Hörspiele von Gisbert Haefs

Zusammengestellt von Reinhard Jahn

Das TRIUMVIRAT besteht aus dem pensionierte Oberst Albrecht, dem Pfarrer Bargmann und dem Arzt Korff, die sich jede Woche zum Skat treffen.
Immer wieder kommen sie dabei auf merkwürdige Ereignisse in ihrer Heimatstadt zu sprechen. Darauf bauen sie in einer Mischung aus Spekulation, Insider-Wissen und gemachten Beobachtungen ihre Theorien über begangene und/oder vertuschte Verbrechen in ihrer nächsten Umgebung auf.
Dialog und Darstellung betonen stets das spielerische, das amüsante und extravagante der Situation und der Fälle, es ist mitunter die reine Lust am Spekulieren, die die drei des Triumviates zu einer Hypothese gelangen lässt.

Das ist die Grundsituation jeder Episode der Hörspielserie von Gisbert Haefs, die vom WDR produziert wurde:
1984 Das Triumvirat
1985 Das Triumvirat denkt
1996 Das Triumvirat spinnt
2007 Das Triumvirat hext (Live-Hörspiel)

CD-Ausgabe:
Das Triumvirat - drei Kriminalhörspiele. 3 CDs: Das Triumvirat / Das Triumvirat denkt / Das Triumvirat spinnt
Verlag: AUDIOBUCH; Auflage: 1 (1. Dezember 2006)

ISBN-10: 3899642074
ISBN-13: 978-3899642070

Und:
Das Triumvirat hext: WDR-Kriminalhörspiel [Audiobook]
(Audio CD)
Verlag: AUDIOBUCH; Auflage: 1 (3. März 2008)
ISBN-10: 3899642775

Eine Buchausgabe mit einigen Triumvirat-Stories:

1987 Das Triumvirat und andere kriminalistische Geschichten (4 Stories) (Goldmann 5035) OA
ist vergriffen, aber antiquarisch erhältlich




Mehr über das umfangreiche - nicht nur Krimi-Schaffen von Gisbert Haefs im LEXIKON DER DEUTSCHEN KRIMI-AUTOREN  im Internet:
http://www.krimilexikon.de/haefs.htm

Dorph und Pasternak:
Der deutsche Freund

Oktober 1979 - das muss man sich merken, dass der Roman nicht "heute" spielt, sondern vor 30 Jahren - nicht nur, weil die Polizisten und  üebrhaupt alle Figuren wie die Schlote rauchen, sondern auch, weil die Berliner Mauer und der Warschauer Pakt noch eine wichtige Rolle spielen werden.
Oktober 1979 also - da wird der schwerreiche Unternehmer Keld Borch in dem Darkltoom eines Kopenhagener Men's Club schlimm verstümmelt und tot aufgefunden.
Aufgefunden ausgerechnet von Erik Rohde, einem Polizisten, der - rein privat - dort unterwegs ist. Der Fall macht Kommissar Ole Larsen und seine Kollegin Anita Jensen aber nicht nur deshalb Schwierigkeiten, weil ihr Kollege am Tatort war und Ole Larssen ihn unauffällig aus der Schusslinie zu bringen versucht.
Der Fall ist der Anfang eines Fadens, der die ermittelnden Kommissare weit in die Vergangenheit Dänemarks zurückführt. Dabei stoßen sie auf einige Männer  - heutzutage führend  in Politik und Wirtschaft - , die sich in den kriegs- und Nachkriegstagen zu einer einer nationalistisch - oder vielleicht auch nationalsozialistisch orientierten Clique zusammengefunden haben. Auch Keld Borch gehörte zu dieser kleinen geheimen Gesellschaft nationalistisch-idealistischer junger Burschen, die seinerzeit mehr oder wenig offen ihre schwulen Neigungen ausleben wollten.

DER DEUTSCHE FREUND ist so voller Tempo, voller Themen und Anspielungen, dass man sofort in die dichte Story hineingezogen wird. Ein komplexer Kriminalfall, der perfekt in die Zeitgeschichte hineingeschrieben ist, dazu ein Ensemble von Polizisten, gegen die Kommissare wie Mankells Wallender die reinsten Weicheier sind. Ole Larsen, Anita Jensen und Erik Rohde  beeindrucken mit ihrer menschlichen Präsenz ihren gebrochenen Charakteren und ihrer Leidenschaft, mit der sie die Aufklärung des Falles vorantreiben. Erstklassige skandinavische Krimi-Kunst!
(Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung)

Mordsberatungs-Krimitipp: Reinhard Jahn


Dorph und Pasternak:
Der deutsche Freund  
(Afgrundens rand)
Aus dem Dän. von Ulrich Sonnenberg
Frankfurt, M. : Suhrkamp
Suhrkamp Taschenbuch ; 4089
Dt. Erstausg., 1. Aufl. 2009
ISBN 978-3-518-46089-4