28.9.18

Judith Arendt beim Mord am Hellweg


Debriefing mit Judith Arendt und Sina Ziegler
(Foto: Reinhard Jahn)

Nach der Veranstaltung: Debriefing mit Judith Arendt (links) und Sina Ziegler vom Orga-Team des Festivals  #mordamhellweg
Gast der Veranstaltung im  LÜSA  in Unna war Judith Arendt mit ihrem Roman "Helle und der Tote im Tivoli", soeben bei Atlantik erschienen.
Helle, das ist Helle Jespers, Polizeichefin des Ortes Skagen, einer 8000-Seelen-Gemeinde am nördlichsten Ende von Dänemark.
Sie erfährt von  ihren Kollegen aus Kopenhagen, dass Gunnar Larsen, ehemaliger Direktor des Gymnasiums in Skagen, im Tivoli grausam ermordet wurde.


Reinhard Jahn und Judith Arendt beim  Mord am Hellweg
(Foto: Sina Ziegler)
Der Tote im Tivoli ist der ehemalige Direktor des Gymnasiums vom Skagen, einer 8000-Seelen-Gemeinde am nördlichsten Ende von Dänemark. Einmal im Jahr fuhr er nach Kopenhagen, um sich mit alten Freunden zu treffen. Oder war das ein Vorwand?
Seine Frau Matilde macht deutlich, dass ihre Ehe schon lange nur noch auf dem Papier existierte. Was war geschehen? Hatte Gunnar seine homosexuellen Neigungen entdeckt? Oder schlummert da im Hintergrund etwa eine Neigung zu Kindern? Warum hat man ihn umgebracht?



DO, 27.09.2018, 19:30 Uhr
Judith Arendt
Location
LÜSA-Tagesstrukturzentrum „Re.mise“
Friedrich-Ebert-Straße 2a
59425 Unna

24.9.18

Krimi-Nostalgie: Die drei ???


Heute aus dem Krimiarchiv:

Alfred Hitchcock präsentiert:

Die drei ??? und das Gespensterschloss
Die drei ??? und der Zauberspiegel



Doppelband / Buchclubausgabe
Wenn Enid Blyton mit ihren "Fünf Freunden" die Mutter aller Jugenddetektivgeschichten ist, dann sind "Die drei ???" der Vater aller Teenager-Ermittler-Teams.
Ihren ersten Auftritt hatten die "Three Investigators" (so das Original) 1964 in den USA mit Unterstützung von Kultregisseur Alfred Hitchcock in "The Secret of Terror Castle". Hitch - pardon - Mr Hitchcock war von Serienerfinder Robert Arthur (1909 - 1969) als Promotionhilfe an Bord geholt worden, um die Abenteuerserie um die Fälle von Bob, Justus und Peter aus dem Örtchen Rocky Beach besser zu verkaufen. Im ersten Fall "Die drei ??? und dass Gespensterschloss" erteilt Mr. Hitchcock den dreien ihren ersten Auftrag - nachdem sie sich zu ihm aufs Studiogelände geschmuggelt haben, weil sie gehört haben, dass Hitch - pardon: Mr Hitchcock ein Spukhaus für seinen nächsten Film sucht. 
Mr Hitchcock macht also einen Deal mit dem - heute würde man sagen Ermittlungs-Startup, das die drei auf dem Schrottplatz - pardon: dem Gebrauchtwagen-Center von Justus' Onkel gegründet haben: Sie kriegen Aufträge und er darf ihre Fälle als betreuender Herausgeber veröffentlichen. Und kommentieren - was er in den ersten Büchern mit eingeschobenen Anmerkungen ausgiebig und witzig tut.



Nachdem der Vertrag mit Hitchs - pardon: Mr Hitchcocks - Tod im Jahr 1980 ausgelaufen war, musste er in Neuausgaben getilgt werden. So auch in den deutschen Ausgaben, die ab 1968 im Stuttgarter Kosmos-Verlag erschienen. Die Schwaben begriffen schnell, welchen Hit man da aus den USA eingekauft hatte - und sicherten sich die Rechte, nach Auslaufen der Originalreihe in den USA eigene deutsche Fortsetzungen schreiben zu dürfen. Von der Serie gibt es derzeit zweihundert Bände (geschätzte Gesamtauflage 16,5 Mio), ein Ende ist nicht abzusehen.
Durch die Decke gingen die "Drei ???" dann allerdings ab 1979 mit den Hörspielkassetten, deren Ursprungsversionen von der Queen of Hörspielkassette Heikedine Körting und ihrem EUROPA-Label produziert wurden. Die Serie prägte die Kindheit einer ganzen Generation von Krimifans und wird bis heute produziert (bisher geschätzte 45 Mio verkaufte Einheiten).

Alfred Hitchcock präsentiert:

Die drei ??? und das Gespensterschloss / Die drei ??? und der Zauberspiegel
Doppelband / Buchclubausgabe
(C) Franck'sche Verlagshandlung W. Keller & Co, Stuttgart für die deutsche Originalausgabe













Die neue Ausgabe ist da:

H.P.Karr präsentiert

Mord nach Rezept – Band 17:  Ein Toter ist nicht genug  - Zwei Dutzend Kurzkrimis

 


Mit Mord kommt keiner durch – oder doch? Es ist alles eine Frage der Planung. Oder nicht? Wenn clevere Kommissarinnen und smarte Kriminalbeamte ermitteln, muss sich mancher Mörder warm anziehen. Aber nicht nur Krimirätsel sorgen hier für Unterhaltung. Es gibt auch Psychothriller, Gaunergeschichten und knallharte Krimi-Comedy. Wie immer zu Ihrem Vergnügen ausgesucht und zusammengestellt von Krimikenner H.P. Karr.


H.P. Karr: Unter Verdacht
Kommissarin Vera Falck ermittelt gegen Kollegen. Wer aus der Revierwache Hattingen stalkt die neue Kommissarin? Die Sache ist ernster als sie zunächst scheint.

John Miller: Duell mit doppeltem Boden
Ein reicher Mann. Ein Flugzeugabsturz. Eine Lebensversicherung in Millionenhöhe. Ein  Versicherungsdetektiv. Ein Verdacht.

Manfred Mainau:  Späte Reue eines Egoisten
Wenn ein Mensch stirbt, trauern seine Angehörigen um ihn. Doch es gibt auch Menschen, so überlegte Hauptkommissar Clemens Bürger, über deren Tod die Hinterbliebenen erleichtert sind. Oder sich sogar freuen.  So schien es hier der Fall zu sein

Rudi Fischer: Zu viel Liebe wird mit Mord bezahlt
Zitternd starrte Undine Schaffrath auf die Textnachricht, die eben auf dem Display ihres Mobiltelefons erschienen war. »Dreitausend Euro - oder Dein Mann erfährt alles!«, stand da. »Heute Abend. Gleiche Zeit. Gleicher Ort!«

Jackie Kowal: Alte Liebe rächt sich nicht
Henry Steiner war eine harte Nuss. Selbst für Kommissarin Linda Krantz. Denn Henry Steiner stritt alles ab. Niemals war er im Südviertel gewesen. Auf keinen Fall hatte er dort vor dem Haus 34 in der Beethovenstraße gewartet. Und er hatte dort auch nie Denise Delamare attackiert, die Burlesquetänzerin aus dem Metropol-Varieté.

Helen Graf: Ein Betrüger taucht unter

Für die Polizei sollte es nach einem Unfall aussehen. Doch in Wirklichkeit war es ein Trick, mit dem sich der gesuchte Betrüger vor der Verfolgung schützen wollte. Und fast hätte es auch geklappt.


Und achtzehn weitere kurze Killer.

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PS:
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23.9.18

Michael Burk: Dann gnade dir Gott

Bestseller aus den Siebzigern:

Michael Burk: Dann gnade dir Gott

Michael Burk (*1924), Schauspieler, Kabaretttexter und Schriftsteller, hatte mit "Das Tribunal" (1973) und "Die Partei" (1974) gerade mal Achtungserfoge erzielt, als - so geht die Legende - Schneekluth-Verleger Ulrich Staudinger sagte: "Aus dir machen wir den neuen Simmel!"
Es folgte angeblich eine Marktforschung nach einem guten me-too-Titel, die am Ende "Niemand ist eine Insel" erbrachte. Leider wirklich der Titel des nächsten geplanten Simmels. Also entschied man sich für die Nummer zwei "Keine Stunde ist zuviel".

Der Titel wurde ausgiebig vorab beworben - samt des im Aussehen sehr an die Simmel-Umschläge erinnernden Covers. Was prompt juristischen Streit zur Folge hatte. (Der, sagt man, dadurch beigelegt wurde, dass auf dem endgültigen Burk-Cover der Name Burk größer gesetzt wurde).
 
Genau wie bei Johannes Mario Simmel war das Thema von "Keine Stunde ist zuviel" aktuell und brennend: Medizin und Herzinfarkt. Burk recherchierte (sagt man) lange in einer Klinik, um möglichst authentisch erzählen zu können. Auch seine weiteren Romane folgten diesem Muster: aktuelles, zeitnahes Thema, realistische, vorwärtstreibende Erzählung und vor allem Sex und Erotik, gut dosiert, aber ín allen Variationen.

Michael Burk: Dann gnade dir Gott
Originalausgabe: Schneekluth, 1978
hier; Heyne Taschenbuch 5752 (1982)

18.9.18

Zum Start des größten Krimi-Festivals Europas

NRW im Zeichen des Krimi-Festivals “Mord am Hellweg“

Reinhard Jahn im Interview


Von Jens Dirksen

Essen.  Reinhard Jahn (62) kennt die Entwicklung des deutschen Krimis aus allen erdenklichen Perspektiven. Er ist Gründer und Leiter des Bochumer Krimi-Archivs, des Deutschen Krimi-Preises und des Deutschen Krimi-Lexikons, aber auch als versierter Kritiker tätig. Zudem hat er gemeinsam mit seinem Kollegen Walter Wehner den polizeifunksüchtigen Video-Geier Gonzo Gonschorek erfunden (wobei ein revierbekannter Blaulicht-Reporter erkennbar Vorbild stand), der in den 90er-Jahren Furore machte und dem Duo den Literaturpreis Ruhr einbrachte.


Reinhard Jahn, der auch Rate- und Jugend-Krimis sowie Kriminal-Hörspiele geschrieben hat, ist zudem beteiligt an Europas größtem Krimi-Festival, dem „Mord am Hellweg“, das am heutigen Samstag startet. Jens Dirksen sprach mit ihm über den Regional-Krimi im Wandel der Zeiten.

Herr Jahn, wo sehen Sie die Anfänge des Regionalkrimis?

Angefangen hat alles Ende der 80er-Jahre mit dem „Ekel von Datteln“, um es grob zu sagen.

Wie? Nicht schon Mitte der 70er-Jahre mit Jürgen Lodemann und seinem Anita-Drögemöller-Roman?
Nein, das ist ja weniger ein Krimi als vielmehr ein Gesellschaftsroman, der den Krimi adaptiert, ein Sittenroman.

Also, Ende der 80er-Jahre….

… da hatten Autoren wie Werner Schmitz, Reinhard Junge oder Leo P. Ard schon zum Teil für den Dortmunder Weltkreis-Verlag bewusst trashige Romane geschrieben, mit Titeln wie „Roter Libanese“ oder „Fotofalle“. Und dann kam eben diese Trilogie über Datteln, es folgten ja noch „Das Ekel schlägt zurück“ und „Die Waffen des Ekels“. Die haben ja nicht zuletzt deshalb Aufsehen erregt, weil das Vorbild für die Ekel-Figur, der langjährige Bürgermeister Horst Niggemeier, stets bestritten hat, dass diese Figur irgendwas mit ihm zu tun hätte. Und die beiden Autoren haben immer wieder nachgelegt, das hat dann weiteren Auftrieb gegeben.

Da war der Krimi auch eine Chance, den sozialdemokratischen Filz im Ruhrgebiet zu beschreiben.
Genau, Junge und Jürgen Pomorin, der hinter dem Pseudonym Leo P. Ard steckt, verstanden den Regionalkrimi als eine Art Gegenöffentlichkeit.

Warum ist eigentlich das Ruhrgebiet so ein Epizentrum des Regionalkrimis?

Wegen der großartigen und einzigartigen Mischung von Milieus, seiner speziellen Lage und seiner besonderen Geschichte. Hier durchschneiden sich Idylle und Industrialisierung, Arbeit, Bergbau, Arbeitskampf und aktuell Strukturwandel. Man sieht sich nicht ungern als eine Art Los Angeles – eine Agglomeration von Groß- und Mittelgemeinden, die nicht so metropolenartig fokussiert ist wie New York oder Tokio. Im Revier ist deswegen jede Art von Kriminalität und Krimi möglich – und wahrscheinlich. Vom Trenchcoat-Herrn-Haferkamp bis zum Militärjacken-Proll-Schimanski.

Auch nicht ganz unwichtig: Der Grafit-Verlag in Dortmund machte aus dem Regionalkrimi ein Programm.

Und das ging dann ja auch schon bald übers Ruhrgebiet hinaus: Jürgen Kehrer mit seinen Wilsberg-Krimis in Münster etwa, oder die ehemalige journalistische Edelfeder Jacques Berndorf, der mit dem Journalisten Siggi Baumeister den Vater aller Eifel-Krimis erfand. Der hatte übrigens eine Vorgeschichte als Romanfigur im Bastei-Verlag, das lief da aber offenbar nicht so gut. Auch der hat immer noch zeitgenössische Themen aufgegriffen, die im Schwange waren.

Und heute?

Heute ist der Regionalkrimi der Mittelbau der deutschen Krimi-Landschaft, ein vormals kritisches und heute eher handwerkliches, weitgehend innovationsfreies Genre. Wir sind längst im Übergang vom politischen Engagement zum reinen Entertainment. Oder man könnte auch sagen: Regionalkrimis sind heute die Schlagersänger in der Spannungsliteratur, da gibt es dann alles, von Helene Fischer bis zum Wendler.

Wo geht denn der Trend hin bei den Regio-Krimis?


In die Urlaubregionen, ganz klar! Denken Sie an die Ostfriesen-Krimis, die Allgäu-Krimis…

…und der erfolgreichste deutsche Regiokrimi spielt Folge um Folge in der Bretagne, Jean-Luc Bannalec ist ja nur ein Pseudonym.

In der Tat, der Urlaubskrimi ist ja die logische Fortentwicklung des Regio-Krimis mit anderen Mitteln. Seltsamer Weise übrigens vorwiegend an der Atlantik-Küste bis runter nach Portugal. Dafür gibt’s bisher kaum Mallorca-Krimis, nur einen von Manni Breuckmann, der ist gar nicht schlecht. Es geht ja immer mehr um Charaktere und Erzählung, weniger um Spannung und Gesellschaft. Jung-Autoren achten heute schon verstärkt darauf, ihre Figuren als serientauglichen Charakter anzulegen, etwa wie Mankells Wallander. Aber insgesamt gibt es in der Krimi-Branche ein großes Wehklagen und Rätselraten, wo es mit dem Regio-Krimi hingehen könnte, ob ihm vielleicht Impulse aus dem Liebesroman oder aus dem Familienroman gut täten. Oder mehr Geheimnisvolles?

Gibt’s denn heute auch noch richtig gute Regionalkrimis?

Klar: Mechtild Borrmann und Norbert Horst sind die beiden Literaturgaranten im deutschen Krimi.

Erstveröffentlichung:
WAZ / NRZ / Funke-Medien 14.09.2018 - 14:38 Uhr (online)
WAZ / NRZ / Funke-Medien 15.09.2018 Print
© 2018 Funke Mediengruppe /Reinhard Jahn 




NRW im Zeichen des Krimi-Festivals “Mord am Hellweg“
Reinhard Jahn im Interview
WAZ / NRZ / Funke-Medien 15.9.2018

Horst Bosetzky (1938 – 2018)

Zum Tod von Horst Bosetzky alias -ky (1938 – 2018)

 

Der Vielfältige

 

Ein Nachruf von Reinhard Jahn (Bochumer Krimi Archiv)

 

Er war der Vielfältige – Horst Bosetzky alias -ky, alias John Taylor, alias John Drake. Er war Soziologe, Professor, Schriftsteller, Jugendbuch-, Hörspiel- und Drehbuchautor, er war einer der Väter der CRIMINALE, auf der sich die Krimiautoren des  Syndikats einmal im Jahr treffen. Er war – natürlich – maßgeblich an der Entstehung dieser „Autorenvereinigung deutschsprachiger Krimiautoren und Autorinnen" beteiligt, wie Das Syndikat noch bis zum Mai 2018 hieß – auch schon lange bevor er von 1991 bis 2001 einer ihrer Sprecher war. 

Auf die gleiche Vielfalt stößt, wer sein schriftstellerisches Werk zu dokumentieren versucht – es ist mit seinen insgesamt mehr als 150 Titeln so vielseitig und vielgestaltig, dass man in den Siebzigern, als er sich noch hinter dem –ky-Kürzel versteckte, ernsthaft annahm, dahinter verberge sich ein Team – oder wie man damals sagte: ein Kollektiv –, das als undercover-writer zum Marsch durch die Krimi-Institutionen angetreten war. Mit der Mission, das System von innen auszuhöhlen. 


Eine Mission die -ky gefallen hätte – er galt nach seiner Enttarnung nicht umsonst als der „Erfinder des deutschen Soziokrimis“. Also des Kriminalromans, der gesellschaftliche Missstände und strukturelle Gewalt thematisierte, ein Krimi, der seine Motive abseits der schon damals ausgetretenen Whodunnit-Pfade suchte, der seine Stories im aktuellen (also damaligen) Hier und Jetzt verankerte. Ein Krimi, der, mit Tempo und Witz erzählt, ein laufender Kommentar zum Zeitgeschehen war. Terror-Sympathisantenjagd, Mobbing, politisches Versagen, Wirtschafts- und Vereinigungskriminalität – alles konnte Thema sein, denn –ky konnte alles zum Thema machen. Seine Romane bildeten schon bald einen ganz eigenen Kosmos, –ky-Land könnte man sagen: Die Berliner Polizeigeschichten um Kommissar Mannhardt, die Stories aus der frei erfundenen Mittelstadt Bramme, die zahlreichen Kreuz- und Querverbindungen zwischen den Romanen, die immer neue Nischen des –ky-Kosmos ausleuchteten – bis zu dem fulminanten Meilenstein „Friedrich der Große rettet Oberkommissar Mannhardt“ (1985). 


Auf -ky folgte schließlich Horst Bosetzky mit seiner fulminanten Familiensaga, den „Kartoffel“-Romanen, in denen er mehr oder weniger verschlüsselt seine eigene Biografie im Wirtschaftswunderdeutschland nachzeichnete. 

Und natürlich kamen noch die historischen Kriminalromane dazu – „Die Bestie vom Schlesischen Bahnhof“ (2004) etwa oder „Der Teufel von Köpenick“ (2009), sowie die von ihm miterfundene Reihe „Es geschah in Berlin“, um die Fälle des Kriminalpolizisten Hermann Kappe. 

Wer –ky kennenlernen durfte, traf einen freundlichen, zugewandten Zeitgenossen mit einem hemmungslosen Hang zum Kalauer, der mit einer Vielzahl von Inselbegabungen überraschte. Angefangen bei der profunden Kenntnis des Berliner Nahverkehrs bis hin zur Begeisterung für das Werk von Theodor Fontane – alles wurde mit –ky-scher Energie bis zur Perfektion (oder zumindest nah daran) recherchiert, aufgesaugt und wiederverwendet. -ky der Vielfältige hat nicht nur in der Krimiszene, nicht nur in der Berliner Literaturlandschaft, nicht nur an seiner ehemaligen Wirkungsstätte, der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege seine Spuren hinterlassen. Er hat sie auch geprägt. Und deshalb wird er euch bleiben – auch wenn er jetzt gegangen ist. 


unredigiertes Manuskript
Erstveröffentlichung am 18. September 2018
auf www.das-syndikat.com