28.4.19

Krimi der Woche:
Sein letzter Drink

Sein letzter Drink

Von Jackie Kowal
 
Kommisar Stein kann verstehen, dass Claus Gormering mit den Nerven herunter ist. Nicht nur, dass ein Einbrecher in seine Villa eingestiegen ist, sondern auch, weil der Einbrecher jetzt tot vor Gormerings Hausbar liegt. »Blausäurevergiftung!« Der Rechtsmediziner tütet eine fast leere Flasche Scotch vom Tresen der Bar ein. »Und zwar befindet sich das Gift in diesem dreißig Jahre alten Macallan Single Malt.«
   Gormering schluckt. »Der Scotch war ein Geburtstagsgeschenk von meinem Geschäftspartner Gerry. Offenbar hat dann jemand kürzlich die Blausäure hineingemischt - um mich zu töten.« 

Er schluckt. »Dass der Einbrecher sich davon bedient hat, hat mir also das Leben gerettet.«
   Gormeringer hat den Toten entdeckt, als er vor zwei Stunden von einer Fachtagung zurückgekehrt ist, auf der er von Montag bis zum heutigen Donnerstag war.
   Das Haus ist in dieser Zeit unbewohnt gewesen. Gormeringers Frau Ricarda, erfährt Kommissar Stein, lebt seit zwei Monaten bei ihrer Schwester, weil die Scheidung bevorsteht. »Aber sie hat natürlich noch einen Schlüssel«, murmelt Gormeringer. »Genau wie mein Sohn Frank. Und auch mein Partner Gerry Braun.«


Braun, der im Fall von Gormerings Tod dessen Anteile an dem gemeinsamen Biotech-Unternhemen übernehmen würde, reagiert bestürzt über die Nachricht von dem Todesfall. »Ich komme gerade von einem Geschäftstermin in Madrid zurück«, sagt er. »Und da präsentieren Sie mir diese Schock-Nachricht! Ich war zuletzt letztes Wochenende bei Gormering. Wir besprachen meine Strategie für die Verhandlungen mit unserem Kunden in Spanien.« Der Kunde bestätigt Kommissar Stein telefonisch, dass Braun am Dienstag angereist und am Donnerstag zurückgeflogen ist.
   Gormerings Noch-Ehefrau Ricarda ist am vergangenen Wochenende zum Shoppen in Paris gewesen und am Montag zurückgekommen. Gormerings Sohn Frank macht der Kommissar im Krankenhaus ausfindig – er ist Dienstagnacht schwer betrunken und mit Sturzverletzungen eingeliefert worden. »Zuviel gefeiert«, murmelt Frank und gibt dann zu: »Dienstag haben mein Freund und ich uns einen gemütlichen Abend in Daddys Villa gemacht und die Flasche mit seinem 30 Jahre alten Macallan Single Malt fast leergetrunken.«
   Für Kommissar Stein ist der Fall damit klar. »Sie sollten Ihrer Frau Ricarda den Schlüssel zum Haus abnehmen und die anstehende Scheidung beschleunigen«, rat er Gormering. »Sie hat den Scotch am Mittwoch vergiftet. Das ist eindeutig. Denn am Dienstag war der Whisky beim Gelage Ihres Sohns noch nicht vergiftet. Und für Mittwoch haben sowohl Ihr Partner Braun als auch Ihr Sohn Frank Alibis.«


ENDE


Jackie Kowal
Sein letzter Drink

in: Badische neueste Nachrichten
Ausgabe 17/2019 vom 27.4.2019
(C) by author 














Ebook bei amazon
H.P. Karr präsentiert
Mord nach Rezept – Band 17: Ein Toter ist nicht genug
 

Mit Mord kommt keiner durch – oder doch? Es ist alles eine Frage der Planung. Oder nicht? Wenn clevere Kommissarinnen und smarte Kriminalbeamte ermitteln, muss sich mancher Mörder warm anziehen. Aber nicht nur Krimirätsel sorgen hier für Unterhaltung. Es gibt auch Psychothriller, Gaunergeschichten und knallharte Krimi-Comedy. Wie immer zu Ihrem Vergnügen ausgesucht und zusammengestellt von Krimikenner H.P. Karr.

1.4.19

Edgar Wallace Preis



Beim Edgar Wallace Preis handelte es ich um einen Manuskript-Preis, den der Goldmann Verlag 1963, 1965, 1967 und zuletzt 1980 ausgeschrieben hatte. Die Preisträger im einzelnen waren:

Edgar Wallace Preis 1963
(Beteiligung: 144 Manuskripte, Jury: Walter Kiaulehn (Kritiker), Hans Hellmut Kirst, Wilhelm Goldmann (Verleger) Ausgezeichnete ohne Rangfolge, Gesamtdotierung des Preises: 15000 DM))

Costa, Herma: Die Party in Starnberg (Goldmann 1261) Preisgeld 4000 DM
Fortride, L.A.: Die Wohnung gegenüber (Goldmann 1262)  Preisgeld 4000 DM
Hall, Ernst: Die Glocken des Todes (Goldmann 1263)  Preisgeld 3000 DM
Hoffmann, Friedrich: Was geht im Steinbruch vor? (Goldmann 1264) Preisgeld 2000 DM
Biebricher, Rolf: Mord! Schauplatz Zürich (Goldmann 1265)  Preisgeld 1000 DM
Bertl, Siegfried: Die Bar in London (Goldmann 1266)  Preisgeld 1000 DM
1965 
Beteiligung: 245 Manuskripte, Jury: Walter Kiaulehn, Hans Hellmut Kirst, Wilhelm Goldmann
(Gesamtdotierung des Preises: 15000 DM))
1. Ulrich, Max: Raub in der Münchner Lombard-Bank (Goldmann 2080)
2. Grömmer, Helmut: Detektiv ist nichts für mich (Goldmann 2082)
3. Violan, Lo: Der Schatten vor dem Fenster (Goldmann 2082)
3. Adrian, Rudolf: Ein gewisser Herr Fabian (Goldmann 2084)

1967
Beteiligung: 183 Manuskripte, Jury: Hans Hellmut Kirst, Richard Kaufmann (Redakteur bei Christ & Welt), Hans Rauschning (Verlagsleiter), Wilhelm Goldmann
1. Rodrian, Irene: Tod in St. Pauli (Goldmann 2298)
2. Mandie, Maria: Die Whiskyparty am Rhein (Goldmann 3005)
3. Stackelberg, Freda von: Mord am Stachus (Goldmann 3006)

1980/81
Beteiligung: 206 Manuskripte, Jury: Bernt Engelmann, Ulrich Klever, Gert Frederking und Gerhard Beckmann (Verlagsleiter), Hansjörg Martin, Jürgen Roland
1. Blettenberg, Detlef: Weint nicht um mich in Quito (Goldmann 5611)
2. Baumrucker, Gerhard: Die Weise von Liebe und Mord (Goldmann 5612)
3. Haefs, Gisbert: Mord auf dem Millionenhügel (Goldmann 5613)
4. Ferber, Luisa: Mord in Ulm (Goldmann 5619)
5. Voigt, Jo: Der Todfeind (Goldmann 5620)
6. Ferber, Luisa: Tod auf Sylt (Goldmann 5612)
(Quelle: Thomas Przybilka / eigene Recherchen)

In den teilweise auf den Klappentexten der ausgezeichneten Romane veröffentlichten Preiswürdigungen heißt es:

Walther Kiaulehn über »Die Deutschen und der Kriminalroman« bei der Verleihung des Edgar- Wallace-Preises
"Die deutsche Literatur enthält Beweise dafür, daß einige unserer Meister den Kriminalroman in den Rang der Kunst erhoben haben. . ., daß kein deutscher Autor die Augen niederzuschlagen braucht, wenn er den Vorsatz faßt, sich ebenfalls mit einem Kriminalroman zu versuchen.

Edgar Wallace in England . . .
...war ein großer Entrümpler des alten Detektivromans, alles war neu, und alles erschien als Wirklichkeit. Er hatte den größten Erfolg von allen, und er verdiente ihn. . .
Edgar Wallace mit der langen Zigarettenspitze war in Deutschland ebenso populär wie überall. Damals begannen auch die deutschen Literaten sich für den Kriminalroman zu interessieren.
Heutzutage gibt es keinen Grund mehr für einen deutschen Autor, der ihn hindern könnte, ein paar gute Kriminalromane zu schreiben... Der beste Kriminalroman aller Zeiten ist noch nicht geschrieben worden. Raymond Chandler sagte: "Wir haben nur die Außenmauer dieser Literaturgattung gestürmt. Die Zitadelle wartet noch auf ihre Eroberung."

Hans Hellmut Kirst bei der Verleihung des Edgar- Wallace-Preises über den Kriminalroman
"Das Verbrechen ist so alt wie die Menschheit. Und die Literatur darüber - gleichgültig in welcher Form - wird so lange existieren wie diese Menschheit selbst. Wie jedoch diese Literatur aussieht, sollte niemanden gleichgültig lassen. Denn das Verbrechen ist keine lockere, gefällige, verspielte Freizeitgestaltung - auch nicht für jene, die darüber schreiben. . . Gleich mit den ersten Kriminalromanen wurden überaus bemerkenswerte, wenn auch leider zuwenig beachtete Maßstäbe gelegt. Man weiß genau, wann, wo und durch wen das geschah: in London - der eine hieß Arthur Conan Doyle, der andere Edgar Wallace ... Im Bereich jener jahrhundertealten Literatur, die sich konsequent und ausschließlich mit dem Verbrechen beschäftigt, ist der letztere der zeugungsreichste Vater . Edgar Wallace erwies sich als der große, meisterlich geschickte Drahtzieher der sonderbarsten und vielgestaltigsten Puppenspiele, die es in diesem Bereich jemals gegeben hat. Ihn einen der großen Märchenerzähler unserer Zeit zu nennen, ist sicherlich keine Fehleinschätzung.«