26.2.19

An der Krimi-Bar - Teil 5

Bloody Mary

Was darf es sein? Was der Herr dort hat, der kräftige, der mit den beiden anderen da zusammensitzt....

Das ist eine Bloody Mary.... 5 cl Wodka 20 cl Tomatensaft je eine Brise Pfeffer und Salz 1 Spritzer Tabasco 1 Spritzer Worcestershiresauce und 1 Spritzer Zitronensaft.

Alle Zutaten zusammen mit Eis in einem Shaker gut schütteln. In ein Longdrinkglas mit Eiswürfeln abseihen und mit einer knackigen Selleriestange servieren.  Bitte sehr...

Typisch amerikanischer Drink, passt zu dem kräftigen Herrn. Irgendwie ein Raubein, nicht wahr? Einer, der erst zuschlägt und dann fragt. Vom Portier weiß ich, dass er aus New York kommt, und er hat irgendwas mit Verbrechen zu tun. Obwohl - bei der Polizei ist DER nicht. Ich meine, er redet von seiner Sekretärin - Velda. Und Polizisten haben ja wohl keine Sekretärinnen, oder?

Wobei... der elegante Herr der dabei ihm sitzt, der mit den dicken Tränensäcken, der scheint so was wie einen Sekretär zu haben. Jedenfalls erzählt er schon den ganzen Abend, wie gut er mit diesem Harry oder wie er ihn nennt, auskommt. Das muss wirklich ein Faktotum sein... er nimmt seine Anrufe entgegen, er holt ihm den Wagen, er macht einfach alles für ihn... Ja, irgendwie typisch deutsch, nicht wahr?

"Bullshit", sagt der Amerikaner da nur manchmal, und meint, dass er lieber alles alleine macht. "My gun is quick!" sagt er und "Die Rache ist mein!" Und kippt seine Bloody Mary.

Da schaut der dritte Herr meist etwas peinlich berührt. Ein Gentleman. Ein echter Gentleman, wenn Sie verstehen, was ich meine. Brite, natürlich, und adelig, denn der mit den Tränensäcken nennt ihn "MyLord". Außerdem ist der Gentleman mit eigenem Butler gekommen - Bunter heißt der Mann, und sorgt dafür, dass Mylord pünktlich das Frühstück bekommt, und das Dinner. Alles very british und mit viel Stil. So ein Herr schlägt sich nicht, oh nein. Er lässt sich höchstens "auf einen Faustkampf" ein. Obwohl seine Gattin wohl etwas dagegen hätte. Er nennt die "Harriet" und wenn man ihn von ihr erzählen hört, dann sieht man, wie er sie vergöttert.

Noch eine Bloody Mary? Natürlich....
Ach Sie kennen die drei Herren? Äh... wenn Sie mir da vielleicht auf die Sprünge helfen könnten?

Der Amerikaner: Mike Hammer (von Mickey Spillane)
Der Deutsche: Stephan Derrick (von Herbert Reinecker)
Der Brite: Lord Peter Wimsey (von Dorothy Sayers)




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Mit Mord kommt keiner durch – oder doch? Es ist alles eine Frage der Planung. Oder nicht? Wenn clevere Kommissarinnen und smarte Kriminalbeamte ermitteln, muss sich mancher Mörder warm anziehen. Aber nicht nur Krimirätsel sorgen hier für Unterhaltung. Es gibt auch Psychothriller, Gaunergeschichten und knallharte Krimi-Comedy. Wie immer zu Ihrem Vergnügen ausgesucht und zusammengestellt von Krimikenner H.P. Karr.

25.2.19

An der Krimi-Bar - Teil 4

TATORT-Kommissare

Was darf es sein? Einen Cocktail vielleicht oder ein Bier... Sehr wohl...

Bier geht sehr gut heute. Die drei Herren da, ja. Irgendein Stammtisch oder Kollegentreffen, wenn ich es richtig gehört habe. Polizisten, wenn sie genau hinschauen sehen Sie, dass sie ihre Waffen dabeihaben. Unter der Jacke, ja... Wahrscheinlich Kriminalpolizei, denn so eine Dienstmarke habe ich bei einem von den dreien auch gesehen. Dieses ovale Ding mit dem Landeswappen... ach so, Sie haben sowas noch nie zu Gesicht bekommen. Schön für Sie...

Also dieser eine Herr mit der Jacke da... wenn die beiden anderen ihn nicht mitgebracht hätten, wäre der Herr so nicht bei mir in die Bar gekommen. Irgendwie abgerissen, finden Sie nicht? Und der Ton, den er am Leib hat. Nun gut, so lange sich die anderen Gäste nicht beschweren. Und die Kollegen sagen auch manchmal: "Horst - nicht so laut!". Kommt irgendwo aus dem Ruhrgebiet. Sagt "Halt die Fresse!" und "Mensch-mensch-mensch..."

Sein Kollege da ist schon eher unser Stil. Stil, ja. Ruhig. Bedächtig. Erst nachdenken, dann reden. Stilvoll eben, obwohl er aus dem Ruhrgebiet kommt, aus Essen, glaube ich. Ein bisschen melancholisch vielleicht. Einer, der erst mal zuhört und dann fragt. Ich kann schon verstehen, dass er bei der Kripo ist... also ich würde ihm alles erzählen, wenn er mich verhört. Hat ein Foto von seiner geschiedenen Frau in der Brieftasche und erzählt die ganze Zeit, wie gut er sich noch mit ihr versteht...

Der dritte... ja, da weiß ich nicht genau. Sieht ja eigentlich aus wie ein Bauarbeiter, aber scheint viel Geld zu haben. Oder jetzt weniger... TELEKOM-Aktien, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wenn Sie noch ein bisschen warten, fängt er wieder an zu singen, wie gestern abend schon. Gar nicht mal schlecht, wirklich nicht... aber er hat gemeint, ohne seinen Kumpel Brocki wäre das mit dem Singen nur der halbe Spaß...

Ja, die Herren... noch eine Runde Pils....

Ach Sie kennen die Herren? Können Sie mir da vielleicht mal auf die Sprünge helfen?


Der mit der Jacke: Kommissar (a.D.) Schimanski (Götz George)
Der aus Essen: Kommissar Haferkamp (Hansjörg Felmy)
Der, der singt: Kommissar Stoever (Manfred Krug)



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24.2.19

An der Krimi-Bar - Teil 3

 Drei Damen beim Tee

Was darf es sein? Eine Tasse Tee oder einen Cappuccino oder einen Espresso oder... Sehr wohl....

Ja, die Damen halten ihr Teestündchen. Irgendwas haben sie mit Verbrechen zu tun, das habe ich aufgeschnappt, als ich den Tee und die Bisquits serviert habe.

Natürlich, in einer guten Bar bekommen Sie alles. Auch Tee... und zwar nach dem guten alten englischen Rezept:
Pro Tasse einen gehäuften Teelöffel Tee in die Kanne geben. Frisches Wasser zum Kochen bringen und sprudelnd auf die Blätter gießen, so daß sie gut bedeckt sind und nach 3 bis 5 Minuten Ziehdauer mit heißem - nicht mehr kochendem - Wasser auffüllen.  Et voila - den fertigen Tee umrühren und durch ein Sieb in eine vorgewärmte Servierkanne umfüllen oder direkt ausschenken.

Ein seltsames Trio, nicht wahr? Zuerst habe ich die beiden jüngeren auch für die Töchter der alten Lady gehalten. Aber Sie haben es bestimmt gemerkt - die Lady ist Engländerin und die beiden Damen kommen .... nun ja, die eine kommt zumindest aus Skandinavien.  Und die andere - ich tippe: Amerikanerin. Cool, beherrscht, irgendwie sehr effektiv, nicht wahr?

Ich glaube, die Amerikanerin hat irgendetwas mit Medizin zu tun. Sie hat einen komischen Titel: Chief Medical Examiner oder so. Wenn ich fragen würde, ob ein Arzt hier ist, würde sie sie sich bestimmt melden. Jedenfalls hat sie der alten Lady vorhin genau erklärt, was man aus Strangulationsmalen und anderen Dingen an einer Leiche herauslesen kann.

Nicht, dass die Lady das sehr interessiert hätte. Sie hat der Skandinavierin von dem Örtchen erzählt, in dem sie lebt. St. Mary Meade, wenn ich mich recht erinnere. Die Skandinavierin sieht zwar nicht so cool und so effektiv aus wie die Amerikanerin, aber - unter uns - wenn ich was auf dem Kerbholz hätte, möchte ich es nicht mit ihr zu tun bekommen. Sie erzählt viel von ihrer Freundin Cecilie und ihren Kollegen, mit dem sie sich prächtig versteht: Billie T und Hakon Sand.

Da kann die Lady nur lächeln, und dann sagt sie, dass sie auch so eine Art Mitarbeiter hat, ihren Neffen Raymond West nämlich. Da hat die Amerikanerin ihre Nicht erwähnt: Lucy Farinelli.
Sonst hat sie wohl kaum Freunde. Aber wenn Sie mich fragen... die Amerikanerin und die Skandinavierin - die beiden könnten gut Freundinnen werden... wenn Sie verstehen, was ich meine.
Ach, Sie kennen die Damen?

Die Skandinavierin: Hanne Wilhelmsen (Anne Holt)
Die Amerikanerin: Kay Scarpetta (Patricia Cromwell)
Die Engländerin: Jane Marple (Agatha Christie)



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23.2.19

An der Krimi-Bar - Teil 2

Kommissare am Stammtisch

Was darf es sein Monsieur... Madame?
Ein Mai Tai oder ein Sex on the beach oder einen Screwdriver?
Sehr wohl....
Keine Sorge, die Herren dort sind harmlos. Polizeibeamte. Zur Zeit findet nämlich eine Tagung europäischer Polizisten hier im Hotel statt. Sie haben ja sicher die Schilder im Foyer gesehen...

Die drei haben auch gestern schon hier zusammengesessen... Es gab da gewisse Sprachprobleme, alles ging durcheinander, auf Schwedisch, auf italienisch, auf französisch und dann auf Englisch und Deutsch, denn davon sprechen sie alle drei ein bisschen. Der Franzose hat sein Englisch in New York und Arizona aufgeschnappt, er war einmal wegen einiger Fälle da, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Ein sympathischer Typ, dieser Franzose, irgendwie menschlich, finden Sie nicht? Wie er zuhören kann und dabei an seiner Pfeife und seinem Rotwein nuckelt. Als könnte er kein Wässerchen trüben...

Sein Kollege aus Schweden scheint dagegen so ein richtiger Miesepeter zu sein. Whiskytrinker... muss ich mehr sagen? Müder Blick, resigniert, irgendwie. Dabei muss er eine Menge Fälle geklärt haben, weil ich gehört habe, dass er sogar einen Vortrag auf der Tagung hält - irgendwas über einen Jungen, der zum Ritual- oder Serienmörder geworden ist... nun ja, irgendwie verständlich, dass er ziemlich deprimiert ist.

Der Italiener versucht ihn manchmal aufzuheitern. Hat ihn sogar zu sich nach Hause eingeladen will für ihn kochen. Ein gemütlicher kleiner Typ. Glücklich verheiratet, wenn man ihn so von seiner Frau und seinen Kindern erzählen hört.

Aber bei den Polizisten steht die Familie wohl immer an der zweiten Stelle. Gestern haben die drei sich die Fotos aus ihren Brieftaschen gezeigt. Nein, nicht ihre Familienbilder. Das waren Bilder von ihren Kollegen, ihren Assistenten, ihren Chefs und so weiter. Richter Comeliau, auf den hält der Franzose große Stücke. Und bei seinen Assistenten mag er wohl die Inspektoren Jacquemain und Janvier am liebsten. Der Italiener ist richtig ins Schwärmen geraten bei seinem Kollegen Vianello. Und einer Signora... wie hieß die gleich - Elletra. Der Schwede... nun ja... einer seiner Kollegen ist erschossen worden: Svedborg... Und für eine gewisse Britt Hoeglund scheint er ein bisschen zu schwärmen.
Ach, Sie kennen die drei Kommissare? Nichts für ungut - aber würden Sie mir vielleicht ein wenig auf die Sprünge helfen?

Der Schwede: Kommissar Wallander (Henning Mankell)
Der Italiener: Commissario Brunetti (Donna Leon)
Der Franzose: Kommissar Maigret (Georges Simenon)




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22.2.19

An der Krimi-Bar - Teil 1

Sehen Sie die drei da drüben? Nein, nicht die drei Damen... die Herren, am Tisch daneben. Wenn Sie mich fragen.... aber wer fragt schon einen Barkeeper - außer nach dem Drink?

Was darf es sein? Caipirinha, Tequila Sunrise, Mai Tai?
Sehr wohl....
Schauen Sie, die drei Herren --- ein Amerikaner, ein Brite, ein Europäer, was wollen wir wetten? Nun gut, einen Amerikaner an seinem Akzent zu erkennen ist nicht schwer. Und dieser kleine, elegante Mensch mit lustigen Bärtchen - Franzose, schätze ich. Oder Belgier. Er hat einen Kakao bestellt - als sei es das selbstverständlichste, in einer Cocktail-Bar einen Kakao zu bestellen. Ist es auch - in meiner Bar jedenfalls...

Für Monsieur also den Kakao nach Art des Hauses...
2 Löffel kaltlöslicher gezuckerter Kakao in 1/8 Liter kochendes Wasser einrühren und den durchgeseihten Saft einer Apfelsine dazugeben. Es gibt übrigens noch eine aphrodisierende Variante mit Zimt, einer Messerspitze Kardamon, Nelken und rotem Chilipfeffer, doch der Herr macht nicht den Eindruck, als würde er viel Wert darauf legen. Er ist eher ein Intellektueller, jedenfalls redet er viel von seinen grauen Zellen .

Der Amerikaner hat diesen gewissen Zug um die Mundwinkel, Sie wissen, was ich meine? Dieser Ausdruck bei Leuten, die eine Menge gesehen haben. Trotzdem gut aussehend... aus Los Angeles, wenn ich mich nicht verhört habe. Er hat etwas von einem General erzählt, für den er mal gearbeitet hat, Sternheim oder Sternwood oder so ähnlich. Seine Gimlets möchte er kalt, eiskalt. 

6 cl Gin, 3 cl Lime Juice, 2 Zitronenscheiben. Alle Zutaten im Tumbler mit einigen Eiswürfeln verrühren und die Zitronenscheiden dazugeben.

Er versteht sich mit dem Belgier oder dem Franzosen besser als mit dem dritten Herrn. Der hat einen etwas brutales in seinen Zügen... Frauen sagen wohl lieber "animalisch" dazu, und ein Frauentyp ist er absolut. Scheint vom Militär zu kommen, der Amerikaner nennt ihn manchmal "Commander". Er hat einen speziellen Martini verlangt:
3 Maß Gin, 1 Maß Wodka, mit Eis schütteln - ja schütteln, nicht rühren - bis es eiskalt ist und in einem tiefen Champagner-Kelch mit einem Stück Limonenschale servieren. Soll angeblich aphrodisierend wirken, der Drink - aber wenn Sie mich fragen: Ich würde Ihnen da doch meinen speziellen Kakao empfehlen.

Ach Sie kennen die drei Herren? Ähem... ohne indiskret sein zu wollen - vielleicht könnten Sie mir sagen, wer sie sind?


Lösung unten




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Mit Mord kommt keiner durch – oder doch? Es ist alles eine Frage der Planung. Oder nicht? Wenn clevere Kommissarinnen und smarte Kriminalbeamte ermitteln, muss sich mancher Mörder warm anziehen. Aber nicht nur Krimirätsel sorgen hier für Unterhaltung. Es gibt auch Psychothriller, Gaunergeschichten und knallharte Krimi-Comedy. Wie immer zu Ihrem Vergnügen ausgesucht und zusammengestellt von Krimikenner H.P. Karr.



Lösungen:
Der Brite: James Bond (Ian Fleming)
Der Amerikaner: Philip Marlowe (Raymond Chandler)
Der Belgier: Hercule Poirot (Agatha Christie)

6.2.19

Gunnar Steinbach
Das Schreinermeisters schönster Sarg

Gunnar Steinbach
Des Schreinermeisters schönster Sarg

Der Schreinermeister, das ist Friedheln Kaufmann, genannt Freddie. Er lebt mit seiner Mutter in Fischbach, das ist im tiefsten Sauerland, einer Gegend wo die Orte Kirchhunden-Oberhunden heißen, oder eben Fischbach. Fischbach, ein Ort, rund um Tannen angebaut werden, die jedes Jahr als Weihnachtsbäume verkauft werden.  Als Schreinermeister ist Freddie auch für die Fertigung von Särgen zuständig, wenn im Ort jemand das zeitlich segnet. Freddie ist sozusagen Teilzeit-Bestatter. Freddie hat etwas  oder will etwas haben - mit Charlotte, der Frau aus dem Einkaufsladen im Ort. Aber dagegen da Freddies Mutter etwas. Anonyme Briefe tauchen im Ort auf, bösartige Beschimpfungen von Charlotte.
Das ist des erste Mal, dass es die Detektei  Theisen aus Köln mit Fischbach zu tun bekommt - weil Freddie sie beauftragt, den Urheber der Hassbriefe aufzuspüren.
Ein einfacher fall - wahrscheinlich ist es Freddies Mutter, die hinter den Briefen steckt.
Damit könnte sie Sache zu Ende sein, wenn Freddie nicht seinen Frust über die Ende im Dorf, die Stagnation, das einfach so lähmende seiner ganzen Umgebung in mörderischem Hass entladen würde. Wo andere Serienmörder zunächst mit Tieren üben, da übt Freddie mit Mehltüten - und das erste Mal, wo er nicht bei einer Mehltüte, sondern einen Hals zudrückt, ist es die alte Erna Schulte aus dem Dorf, die er ermordet und verschwinden lässt. Und als nächsten seinen Hilfstischler Wolffi, dessen Tod er als Selbstmord arrangiert.

Das ist dann der Augenblick,  an dem es die Detektei Theisen zum zweiten Mal mit Fischbach und Freddie zu tun bekommt. Diesmal wird ein Dreierteam nach Fischbach geschickt: Sarah Winter, Haluk Güler und als Trumpfkarte  Elmar Kugelmeyer, Ex-Kommissar und jetzt seit kurzem in der privaten Sicherheitsbranche. Kugelmeyer hat damit so seine Probleme. Mit Sarah Winter, in die er fast pubertär verliebt ist. Mit Haluk Güler, den er nicht leiden kann - wohl einfach nur weil Güler jünger ist und eleganter und weltläufiger als der etwas behäbige Kugelmeyer.
Zu dritt fallen sie also in Fischbach ein und sofort Freddie wieder in die Hände, der sich ein perverses Spiel daraus machen will, die drei Schnüffler an der Nase herumzuführen und sogar in seine Mordpläne einzubeziehen.

Obwohl die Geschichte in der tiefsten Region, um nicht zu sagen Provinz spielt, ist es kein typischer Regionalkrimi, weil es dem Autor weniger um das konkrete Dorfleben in Fischbach geht, sondern mehr um das allgemeine, um das, was das Zusammenleben in einer kleinen Gemeinschaft ausmacht. Das alles erzählt er mit einer guten Portion Skurrilität, aber trotzdem mit tiefer Anteilnahme für sein Personal und seine Geschichte.
(Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung)




Gunnar Steinbach
Des Schreinermeisters schönster Sarg
btb-Taschenbuch, 350 Seiten

Goldmann, 2006
ISBN 9783442735020


4.2.19

Team Karr & Wehner - Nominiert für den Friedrich Glauser-Preis

Das Team Karr & Wehner bedankt sich bei der Jury des Friedrich Glauser-Preises für die Nominierung der Weihnachtsgeschichte "An Tagen wie diesen" für den diesjährigen Kurzkrimi-Glauser.

Im Imbiss am Schauplatz der Story gibt es viele Spezialitäten
(Foto: Manfred Mainau)
Die Story erzählt davon, dass nicht nur „An Tagen wie diesen“ in der Vorweihnachtszeit im Ruhrpott irgendwie immer irgendwas los ist. Auf jeden Fall trifft dies für Orkans Döner-Imbiss in der Dortmunder Nordstadt zu, wo die Speisekarte neben deutsch auch in arabisch und russisch zu lesen ist und es unter der Oberfläche brodelt. Hier hängen die beiden Lebenskünstler Driver und Manni ab und beäugen King, der hinter ihnen am Automaten auf die drei Kronen spielt. 

Walter Wehner bei der Recherche in Dortmund
Foto:  Manfred Mainau
Bis zur Eskalation am Heiligabend, werden der Leser und die Leserin temporeich durch diesen Adventskalender der besonderen Art geführt. Von Plastikringen über Kaugummis wird dem täglich etwas anderes entlockt. Gleichzeitig weckt ein weißer SUV ihre Aufmerksamkeit. „Da müssen wir reingrätschen“, schlägt Manni vor. "Das ist das ganz große Ding!"


Schauplatz Dortmund Nordstadt (Foto Manfred Mainau)
Die Jury urteilte: "Der extrem kurzweilige Text ist ungewöhnlich" und bescheimigt den Autoren eine "ganz eigene Handschrift".
  Wir wünschen auch den anderen Nominierten – Ursula Sternberg – Almuth Heuner - Peter Godazgar und Judith Merchant – alles Gute! Und bedanken uns beim Prolibris-Verlag.
Wir sind hier bei der Recherche vor Ort in der Dortmunder Nordstadt zu sehen, direkt am Schauplatz der Story.