27.6.21

Thriller in den Fifties:
Wer war Nana Horn?


"Nana Horn", wahrscheinlich identisch mit der "Maria Hocke van Horn" vom publizierenden H.H. Verlag, in dem auch Nana Horns "Die Dirne von Konstanz" und "Der Engel mit den langen Fingern" erschienen, schrieb "Alle Blonden müssen sterben".
Der innere Klappentext (siehe unten) ist ein schönes Beispiel von Marktschreier-Marketing anno 1954.
Und wir wagen mal zu bezweifeln, dass das "Autorenfoto" auf dem Cover eine echte Nana Horn zeigt.



Nana Horn
Alle Blonden müssen sterben : Kriminalroman....
Frankfurt a. M. : HH-Verlag,
Erscheinungsdatum: 1954
Einband: Halbleinen, Broschiert.


NANA HORN lesen...
...heißt ganz gewiß auch für Sie, eine alte Bekanntschaft erneuern. Seit Jahren erschienen unter den verschiedensten Pseudonymen Romane, Tatsachenberichte
und Reportagen unserer Autorin in den großen Illustrierten von heute.
Diese junge Frau erlebte selbst ein durchaus ungewöhnliches Schicksal — ebenso erschütternd wie unglaublich,ebenso unterhaltsam wie abwechslungsreich. Aus diesem tiefen Grund eigener Erfahrung kommen wohl die lebendigen Figuren ihrer Romane, aus der Weltkenntnis der Autorin die plastischen, blutvollen  Schilderungen fremder Länder und Sitten, aus ihrer nie versagenden sprudelnden Phantasie die ungemein spannende Handlung jedes einzelnen Buches, welches wir Ihnen vorlegen.
„Alle Blonden müssen sterben“ erschien zuerst in der Illustrierten „Der Stern“. Die aufregende Formulierung stammt aus der Feder eines phantasievollen, krıminalistisch interessierten Journalisten. Wie ein sympathischer Hamburger Weltreisender davon gepackt wird, wie das Geschick einer schönen blonden Frau unter dem Einfluß dieses Satzes sich wandelt, wie ein Netz von Vermutungen, Verdacht und Angst von hier aus über halb Europa gezogen wırd, das müssen Sie selber lesen. Und wenn Sie aufatmend das Buch schließen, werden Sie zugeben, daß Sie wirklich Sorgen und Langeweile vergessen haben.



Nana Horn
Alle Blonden müssen sterben : Kriminalroman
Frankfurt a. M. :
HH-Verlag,
Erscheinungsdatum: 1954
Einband: Halbleinen, Broschiert.

 

22.6.21

Die sechs besten Anfänge 2014



Die sechs besten Anfänge deutscher Krimis, 2014:


Auf Platz 6 – direkt mit dem Dialog rein:

»Hast du Steine da drin?«, ächzt Cynthia Bonsant, als sie einen Umzugskarton auf den Arbeitsplatz ihres neuen Tischnachbarn wuchtet. Das Ding renkt ihr fast die Schultern aus.
(Marc Elsberg: Zero)

Auf Platz 5 – Wetter. Himmel. Geht immer.

Wie auf Zauberweise schwebten die flachen, lang gezogenen Inseln über dem tiefopalen Meer, ein wenig verwischt, flimmernd. Wie eine Fata Morgana lag der berühmte Archipel vor ihnen.
(Jean-Luc Bannalec: Bretonische Brandung)



Auf Platz 4 – irgendwas Fremdes. Irgendwie gruslig.
Fatal. Ein kurzer Blick auf das Bild genügte, um der dunklen Ahnung der vergangenen Monate Gestalt zu geben. Der Embryo lag gekrümmt wie ein Lurch, ein Auge schaute ihn direkt an. War das da ein Bein oder ein Fangarm über dem Drachenschwanz?
(Sascha Arango: Die Wahrheit und andere Lügen)



Auf Platz 3 – gleich mit einer geheimnisvollen Rückblende anfangen:
An dem Tag, als sein Vater verschwand, spielten sie im Stadion von Bologhine, Djamel und ein Dutzend Freunde aus dem Viertel und noch einmal so viele aus dem nahen Bab el Oued. Schweigend waren sie über die Mauer geklettert und auf dem Kunstrasen ausgeschwärmt wie sonst die Spieler von USM Alger und deren Gegner.
(Oliver Bottini: Ein paar Tage Licht)


Platz 2
– das ist das ganze erste Kapitel. Irgendwie Poesie.
Es ist nicht der Aufprall, an den man sich später erinnert. Was man immer wieder vor sich sehen wird, ist der Moment des freien Falls.
Und man wird die Stille dieses Moments hören. Denn die Welt hört auf, sich zu drehen. Alles ist ruhig.
Nur der Körper fällt, schwebend, lautlos.
(Zoe Beck: Brixton Hill)


 


Und auf Platz 1- der Meister des Stakkato: Zack – Zack. Und Zack.


Sie holen dich in der Nacht, drei Tage später lebst du nicht mehr.
So schnell kann das gehen.
(Zoran Drvenkar: Still)

(ausgewählt und zusammengestellt von Reinhard Jahn, krimiblock)

21.6.21

John Grisham:
Das Original

Grisham auf Abwegen

Hat Bruce Cable wirklich die bei einem cleveren Coup gestohlenen fünf Original-Manuskripte von Kultautor F. Scott Fitzgerald im Keller seines Buchladens auf Camino Island in Florida versteckt?

Der buchvernarrte Bonvivant ist die schillernde Zentralfigur in John Grishams aktuellen Roman "Das Original" - kein Justizthriller diesmal, sondern eine höchst gelassene Sommergeschichte über Bücher, Buchhändler, Schriftsteller und andere Literaturverrückte, die in der Hitze Floridas Bruce Cable umschwärmen wie Motten das Licht. Angereichert wird die amüsierte Tour durchs amerikanische Schickimickimilieu mit einer gelegentlichen Prise Krimi – wenn es um die gestohlenen Manuskripte des "Gatsby"-Autors geht. Ein ungewöhnlich leichtes und leichtfüßiges Buch für John Grisham und damit eine gelungene Überraschung.     rja

Grisham ganz entspannt (Vier Sterne)

John Grisham:
Das Original
(Carmino Island)
Aus dem Amerikanischen von Kristiana Dorn-Ruhl, Bea Reiter und Imke Walsh-Araya

Heyne, 368 Seiten,  2019

 

20.6.21

De Cataldo / Bonini:
Die Nacht von Rom

 Unheiliges Rom

Kaum hat Papst Franziskus das Heilige Jahr 2016 ausgerufen, da beginnen im kriminellen Sumpf am Tiber weitreichende Aktivitäten, um die mit der Veranstaltung verbundenen Geldströme in ihre Kanäle zu lenken. Bausprojekte, öffentliche Aufträge, alles steht zur Disposition. Roms Bürgermeister kämpft auf verlorenem Posten gegen die Machenschaften der Mafia. Einer der Big Player des Verbrechens ist "Samurai". Aus dem Gefängnis heraus steuert er über seinen Handlanger Sebastiano die Verhandlungen, die Erpressungen und Bestechungen, mit denen die Beteiligten aus Politik und Vatikan in das kriminelle Netz eingewoben werden.

Über mehr als 300 Seiten lassen uns Giancarlo De Cataldo und Carlo Bonini zusehen, wie böse Menschen Böses tun. Sie erzählen über Die Nacht von Rom in einem lakonisch-journalistischen Drehbuchstil, dessen Grenzen schon bald deutlich werden. Richtige Spannung will sich bei der reinen Oberflächenschilderung nicht einstellen.      rja

Mafia-Machenschaften (drei Sterne)

De Cataldo / Bonini:
Die Nacht von Rom

(La Notte di Roma)

Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl

Folio, 320 Seiten, 2016



Vom 8. Dezember 2015 bis 20. November 2016 findet in Rom und aller Welt das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr statt. Schon die Ankündigung ist für den korrupten und kriminellen Sumpf der italienischen Hauptstadt Anlass für weitreichende Aktivitäten, um die mit der Veranstalung verbundenen Geldströme in ihre Kanäle zu lenken. Bausprojekte, öffentliche Aufträge, alles steht zur Disposition, und Roms Bürgermeister kämpft auf verlorenem Posten gegen die Machenschaften der Mafia. Einer der Big Player des Verbrechens ist Samurai. Aus dem Gefängnis heraus steuert er über seinen Handlanger Sebastiano die Verhandlungen, die Erpressungen und Bestechungen, mit denen die Beteiligten aus Politik und Vatikan in das kriminelle Netz eingewoben werden.
Über 300 Seiten kann man zusehen, wie böse Menschen Bses tun – erzählt in einem lakonischen-journalistischen Drehbuchstil, dessen Grenzen schon bald deutlich werden. Richtige Spannung und analytisches Verstehen wollen sich bei der reinen Oberflächenschilderung nicht einstellen.
(Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung)


19.6.21

Krimi der Woche
Tod am Morgen

Tod am Morgen

Von Manfred Mainau

 Genau um 8.34 Uhr hatte ein schwarzer Ford Eric Flottmann beim Joggen am Schiller-Park überfahren. Die Tatzeit konnte Kommissar Luchs dem Überwachungsvideo der Kamera am Parkeingang entnehmen.
   »Das war Mord!«, stellte er fest. Flottmanns Bruder Albert hatte ein gutes Motiv: Erics Erbe in Höhe von mehreren Millionen. Aber Albert bestritt alles und versuchte den Verdacht auf Flottmanns Frau Melinda zu lenken: »Eric wollte die Scheidung. Melinda nicht – kein Wunder, bei dem Ehevertrag der beiden!«
   Albert kannte sich da so gut aus, weil er mit Eric und Melinda in Erics Villa lebte. »Nur vorübergehend!«, erklärte er. »Bis ich mich finanziell neu aufgestellt habe!«
   Der Unfallort lag eine halbe Stunde von der Villa entfernt. »Eric machte stets auf dem Weg zum Büro beim Schiller-Park Zwischenstation, um eine Runde zu joggen!«, erklärte Melinda Flottmann. Und weiter: »Ich habe Eric heute morgen nur gehört, als er gegen halb acht losfuhr.«
   »Ich habe ihn um sieben in der Küche beim Frühstück getroffen«, sagte Albert. »Ich habe mir meinen Kaffee genommen und bin auf die Veranda gegangen.«
   Inzwischen hatte man das Tatfahrzeug gefunden – der schwarze Ford stand nicht abgeschlossen auf dem Grundstück eines Nachbarn der Flottmanns, der zurzeit auf Korfu war. Der Kommissar überlegte. Gut möglich, dass Albert den Wagen geklaut hatte, um ihn für das Attentat zu benutzen. »Ich habe Albert heute Morgen noch gesehen«, erklärte ein Nachbar der Flottmanns bei einer weiteren Befragung. »Er hat bis Viertel nach acht auf der Veranda gesessen und gefrühstückt.«
   »Damit war klar, dass nur Sie als Täterin in Frage kommen«, sagte Kommissar Luchs gleich darauf zu Melinda. Die frischgebackene Witwe wurde noch blasser als sie ohnehin schon war. »Aber …«
   »Von Ihrer Villa bis zum Tatort brauchte man eine halbe Stunde«, sagte Luchs. »Die Tat geschah um 8.34 Uhr. Wenn also Albert um 8.15 Uhr noch hier auf der Veranda gesehen worden ist, konnte er nicht der Täter sein. Blieben nur noch Sie.«

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Es geht um Mord - um scheinbar perfekt ausgetüftelte Morde, um spontane Taten, um tödliche Verbrechen. Von den Nordseeinseln bis zu dem bayerischen Alpen. Es geht um Kommissare, die die richtigen Fragen stellen, um dem Täter am Ende auf die Spur zu kommen - die aber auch manchmal arg danebenliegen. Aber nicht für lange.
Außerdem geht es auch noch um Betrug, Überfall und Raub, um Liebe, Leidenschaft, Gier und Eifersucht. Und für alle Fälle gilt: Abgerechnet wird zum Schluss.

 

Manfred Mainau
Mord am Morgen
Badische neueste Nachrichten
24/2021 vom 19.6.2021
© by author / R.Jahn
Verbreitung nur mit Genehmigung

5.6.21

Krimi der Woche: Der Limonadenkönig

Der Limonadenkönig

Von Michael Rolandt

Kommissarin Elke Schuster musste den Limonadenfabrikanten Enno Schluck beraten. Der Familienpatriarch, 76 Jahre alt, wurde erpresst. Man hatte seine »Citrus-Special« Limo mit roter Farbe versehen. Die Drohung war eindeutig. Statt Farbe hätte der Unbekannte auch Gift in die Limo praktizieren können. Genau damit drohte der Schreiber des anonymen Briefes, den Enno Schluck junior vor der Tür der Familienvilla gefunden hatte. Schluck junior war 44, wirkte aber wie ein Schuljunge. Jeder wusste, dass er unter seinem dominanten Vater litt.
   »Eine Million. Heute Nacht. 23 Uhr. Streusandkiste an der Lombardbrücke. Sie bringen das Geld persönlich!«, lautete die Forderung der Produkterpressers. »Sonst wird Ihr Citrus-Special vergiftet!«
   Die Kommissarin glaubte zu sehen, wie der Blutdruck von Schluck senior in die Höhe schoss. Doch er riss sich zusammen und besorgte das das Geld. Mit der Kommissarin saß er kurz vor 23 Uhr in seiner Limousine nahe der Streusandkiste an der Lombardbrücke. Aber dann war es doch zuviel für ihn. Schluck sackte nach vorn. Kreislaufkollaps. Die Kommissarin alarmierte einen Rettungswagen – und übernahm dann selbst die Rolle des Geldboten. Sie öffnete die Streusandkiste – und sah, dass sie auf einem offenen Kanal stand. »Geld hineinwerfen!«, stand auf einem Zettel an der Klappe der Kiste. Die Kommissarin tat genau das.
   Eine Stunde später stand sie mit Schluck junior am Krankenhausbett von Schluck senior. Er würde einige Tage zur Bebachtung bleiben müssen.
   »Danke, dass Sie bei der Geldübergabe eingesprungen sind!«, sagte Enno Schluck junior und drückte der Kommissarin die Hand. »Haben Sie schon einen Verdacht, wer der Erpresser ist?«
   Im Hinblick auf die Gesundheit des Seniors schob die Kommissarin den Junior aus dem Krankenzimmer. »Sie stecken hinter der Erpressung«, sagte sie. »Denn woher wussten Sie eben, dass ich anstelle Ihres Vaters die Geldübergabe gemacht habe? Weil Sie alles aus der Ferne beobachtet haben!«
   »Ich…«, begann Schluck junior.
   »Sparen Sie sich die Rechtfertigungen für den Prozess!«, sagte die Kommissarin.
ENDE


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