10.12.20

Ein Spiekeroog-Krimi

Urlaubsreif

Von Reinhard Jahn

Schäfer und ließ den Blick durch den Terminal schweifen. Mehr als hundert Inseltouristen drängten sich vor den Schaltern oder zogen Tickets für die Fähre nach Spiekeroog an den Automaten. Lächelnd ging Schäfer an die Arbeit - hier ein »Pardon«, da ein kleiner Stoß gegen einen gebräunten Surfer und dort ein kleiner Rempler bei einer Blondine – und jedes Mal zogen Schäfers geschickte Finger ein Portmonee oder eine Brieftasche heraus. Die Beute wanderte diskret in seinen Rucksack.
   »Kevin! Charlene!« Das Elternpärchen war Anfang vierzig, er blass wie ein Büro-Engerling, und sie mit dem genervten Gesichtsausdruck aller Mütter. Kevin und Charlene, schätzungsweise 13 und 14, tobten durch den Fährterminal von Neuharlingersiel, filmten sich gegenseitig mit ihren Handykameras und dachten nicht im Traum daran, auf ihre Eltern zu hören.
   Kinder! Schäfer ließ nochmal den Blick schweifen. Kein Polizist vor Ort, er konnte weiterarbeiten. Sobald ein Zivilbulle auftauchte, würde Schäfer umgehend den Abflug machen. Er kannte die Gesichter aller Bullen in Neuharlingersiel, denn Fabio hatte ihm die Portraits der örtlichen Bullen letzte Woche gemailt, als sie sich übers Internet darüber verständigt hatten, wer bei welchen Fährterminal arbeitete. Fabio war ebenso wie Schäfer im Pickpocket-Geschäft und durfte in dieser Saison die Fähren nach Norderney und Langeoog beackern.
   Schäfer machte eine neue Runde und ging dabei Kevin und  Charlene aus dem Weg.
   »Kevin! Charlene! Hierher!« Das war jetzt der Vater.  Schäfer griff schnell die Brieftasche eines Opas, dann die Geldbörse seiner Frau und zog - »Pardon!« - einem Grauhaarigen das Kreditkartenetui aus dem Jackett. Genug für heute.
   Allerdings... die teure Digicam, die da verlockend aus dem Backpack von Kevin und Charlenes Vater ragte, die würde er im Hinausgehen noch mitnehmen. Als Bonus, sozusagen.
   »Pardon...« Schäfer wollte gerade die Kamera greifen, als die Mutter ihn am Arm packte und ihn zu Boden warf.
   Im nächsten Moment fühlte Schäfer kalten Stahl an seinen Handgelenken. Handschellen. Er kannte es nicht fassen.
   Dann sah er aus der Froschpespektive einen Uniformierten herankommen. Er erkannte ihn sofort nach Fabios Foto wieder: den Revierleiter der Wache Neuharlingersiel.
   »Danke Kollegen«, sagte er zu den Eltern von Charlene und Kevin. Dann stellte er Schäfer auf die Beine und grinste ihn an: »Die Kollegen Engler sind bei der Kripo Duisburg und wollen zwei Wochen Urlaub auf Spiekeroog machen. Aber vorher waren sie so freundlich, hier für uns ein wenig auf Taschendiebe zu achten!«
   Und Kevin und Charlene waren plötzlich ganz brav und präsentierten ihre Smartphones. »Alles gefilmt!«, sagte Kevin und Schäfer sah auf dem Handyvideo, wie er eine Brieftasche nach der anderen klaute. »Gute Arbeit, Kinder!«, sagte der Polizist.
   »Tja«, meinte Kevins Vater. »Die beiden wollen später natürlich auch mal zur Polizei!«
   ENDE
    


Mord nach Rezept - Band 22 
Abgerechnet wird am Schluss:
Zwei Dutzend spannende Krimis

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Es geht um Mord - um scheinbar perfekt ausgetüftelte Morde, um spontane Taten, um tödliche Verbrechen. Von den Nordseeinseln bis zu dem bayerischen Alpen. Es geht um Kommissare, die die richtigen Fragen stellen, um dem Täter am Ende auf die Spur zu kommen - die aber auch manchmal arg danebenliegen. Aber nicht für lange.
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Der Herausgeber:
H.P. Karr lebt seit 1960 im Ruhrgebiet und ist Experte für alles, was mit Krimis zu tun hat. Er schrieb nicht nur selbst rund ein Dutzend Thriller und Cozys, sondern gab auch zahlreiche Kurzkrimisammlungen heraus. In den Serie »Mord nach Rezept« hat er die besten Tüftelkrimis, Krimirätsel Psycho-Studien und mörderischen Crime-Comedys zusammengestellt. Stets spannend und immer mörderisch unterhaltsam.

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Story-Credit:
Reinhard Jahn:
Urlaubsreif
 ©  by author / Reinhard Jahn
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