10.12.08

Philipp Moog: Lebenslänglich

Serienmörder - weichgespült: Killer in der Lebensfalle

Von Reinhard Jahn

Er ist nicht wie der smarte Nihilist Tom Ripley, er ist auch nicht wie der blutrünstige Yuppie-Killer Patrick Bateman aus dem "American Psycho" von Bret Easton Ellis. Der Mörder, über den der Schauspieler Philipp Moog in seinem Debütroman "Lebenslänglich" schreibt, ist ein kleiner Münchner Bankkassierer.
Ein Nichts, eine Null, einer, den man nicht zur Kenntnis nimmt.
Ein kleiner Angestellter, der im Aquarium seiner verglasten Kassenbox sein kleines, unbedeutendes Leben lebt.
Der gefangen ist in einem unansehnlichen Körper: "Meine Oberschenkel reiben stoßend aneinander, mein Bauch versucht meinen Körper mit kreisenden Bewegungen aus dem Gleichgewicht zu bringen, während meine Hängetitten ihren ganz eigenen Rhythmus gefunden haben und mir abwechselnd auf die Wampe klatschen. Ich möchte das nicht in Zeitlupe sehen."

In seinem Tagebuch - das wir lesen - offenbart sich sein ganzes Leiden an seiner verhassten Existenz, dem Leiden daran, nicht wahrgenommen zu werden.
Zugleich ist dieser Tagebuch-Krimi auch ein messerscharfes Protokoll, wie sich dieses kleine Nichts in seiner Welt aus Selbstekel und Selbsttäuschung verläuft und alles schließlich in einer Serie von Morden endet.

Denn unser Held von der traurigen Gestalt glaubt, er könne die Zuneigung seiner beiden in aller Heimlichkeit verehrten Kolleginnen Daphne und Yvonne gewinnen, indem er sie einfach von ihren sportlich-gestählten Liebhabern befreit. Gedacht, getan - ein kleiner Stoß im richtigen Moment oder ein Stich mit der Fonduegabel in den richtigen Körperteil - und schon wähnt sich der kleine Kassierer den beiden Angebeteten ein Stückchen näher.
Doch weit gefehlt - Daphne und Yvonne haben nicht besseres zu tun, als sich den Ersatz für ihre dahingegangenen Gespielen wieder nur in der Bodybuilder-Liga zu suchen.

Philipp Moog erzählt das tragische Schicksal seines Helden unaufgeregt, lässt seine Hauptfigur aus sich selbst sprechen und drängt sich nicht mit Deutungen seiner Geschichte auf. Das wirkt suggestiv, macht nachfühlbar und nachvollziehbar, wie jemand sich selbst eine Lebensfalle stellen kann. Besonders intensiv teilt sich das in der vom Autor selbst eingelesenen Hörbuchfassung mit - faszinierend, wie Philipp Moog, als Synchronsprecher gelegentlich auch als deutsche Stimme von Orlando Bloom zu hören, da in seine Figur hineinkriecht.

Philipp Moog:
Lebenslänglich
dumont Hardcover

Hörbuch bei PATMOS

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