13.12.08

Nina Kramer Ein Leben ohne mich

Thrillerthema Embryonenhandel: Das Geheimnis der Schneeflocken

Schwer verletzt, mit verbrannten Fingerkuppen, die Haare rasiert, bewusstlos. So wird eine Frau in Schweden gefunden. Sie heißt Romy Cohen, aber das weiß sie nicht - sie hat ihr Gedächtnis verloren. Und damit auch ihre Gefühle, die Fähigkeit zur Empathie, zu Mitleid, Hass, Freude, Liebe. Nur ihre Instinkte sind noch intakt: Reaktionsschnell ist sie, extrem schlagkräftig und hochintelligent.

Der Mann, der sie nach Hamburg zurückholt sitzt im Rollstuhl - und sie muss ihm glauben, was er ihr sagt: dass er Journalist ist und sie Rechercheurin bei ihm war, für eine Story über Embryonenhandel Material zusammengetragen hat. Dabei ist sie offenbar auf etwas gestoßen, was einigen Leuten nicht in ihre Pläne passt. Etwa dem norddeutschen Neonazi Sieger und seinem "Nordischen Kreis", in dem die Gedanken der Eugenik und Rassenforschung des Dritten Reiches am Leben erhalten werden. Oder einigen Ärzten, die Frauen gegen viel Geld zu künstlich erzeugten Schwangerschaften verhelfen.
Mit all diesen Zeitgenossen bekommt es Romy Cohen jetzt bei der Suche nach sich selbst erneut zu tun, und das ist nicht ungefährlich.

Was sie - und auch die Autorin dieses Thrillers - aber neben aller Identitätssuche am meisten beschäftigt, ist die Frage: Was ist Leben, was macht es einzigartig. Und: darf der Mensch überhaupt dieses Leben mit Samenspenden, gehandelten Embroynen oder Leihmuttermutterschaften manipulieren?
Dabei kommt Romy Cohen dem Geheimnis der "Schneeflocken" auf die Spur, den "schlafenden Seelen" der Embryonenkinder, die in den Tiefkühlschränken der Mediziner darauf warten, leben zu dürfen.

Nina Kramer setzt in ihrem "Ein Leben ohne mich" ihre hochemotionale Heldin in eine thrillerschnelle Krimi-Geschichte mit viel Nachdenklichem und Nachdenkenswertem zum Thema Reproduktionsmedizin. Das ist eine gewagte Mischung, aber sie funktioniert ganz ausgezeichnet, gerade weil hier eine Autorin das Genre "Krimi" nicht nur als reine Spannungsmaschine versteht, sondern als wirklichen Roman, als Platz für eine Geschichte. von Menschen und ihren Schicksalen.

Nina Kramer:
Ein Leben ohne mich,
Pendragon
Erschienen im Juni 2008

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