Kalt ist der Tod in Reykjavik:
Indridasons "Todesrosen" beschreibt das Island vor der Finanzkrise
Lange bevor Island im Strudel der internationalen Finanzkrise an den Rand der Insolvenz geraten ist, kannten Krimi-Fans die Inselrepublik am südlichen Rand des Polarkreises schon als Schauplatz der Romane von Arnaldur Indridason, dessen Kommissar Erlandur Sveinsson (die Tochter ein Junkie, der Sohn ein Krimineller) seinem schwermütigen schwedischen Kollegen Kurt Wallander in Sachen Depression in nichts nachsteht. Mit "Todesrosen" wird den deutschen Lesern jetzt Erlandurs "zweiter Fall" nachgeliefert. Reykjavik Ende der Neunziger ist kalt, aber geprägt vom soliden Wohlstand des Aufschwunges. Die Bauprojekte der Hauptstadt sind fast zu hundert Prozent in der Hand des windigen Geschäftemachers Kalmann, der nebenbei auch noch die Fischerei-Quoten in der Küstenregion Westfjorden aufgekauft hat. Daneben mischt er über seinen Jugendfreund Herbie Rothstein noch im Drogengeschäft mit .
Das ist die gefährliche Gemengelage, in die Kommissar Erlandur und seine Kollegen bei ihren Ermittlungen in der Mordsache Birta geraten. Die junge Tote, Junkie, Drogenkurier und Gelegenheitsprostituierte, wird symbolträchtig drapiert auf dem Grab des isländischen Nationalhelden Jón Sigurdsson gefunden. Eine Verliererin des Aufschwunges, die an die miesen Geschäftemacher aus den besseren Kreisen geraten ist und dabei ein bisschen zuviel von Kalmanns Plan aufgeschnappt hat, die Westfjorden zu entvölkern, um seine Wohnbauprojekte auszulasten.
Kommissar Erlandur kommt dem nach und nach auf die Spur, erweist sich am Ende allerdings als hilflos - zwar nicht bei der Aufklärung des Falles, aber doch bei seinem Versuch, auch nur für eine Spur Gerechtigkeit zu sorgen. Krimi als Anklagebank für eine korrupte, raffgierige Gesellschaft - so kennt man den skandinavischen Zweig des Genres, und so wird er von seinen Fans auch geliebt.
Arnaldur Indridason:
Todesrosen
Lübbe Hardcover
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