12.2.15

Sie schufen die harten Helden: Hammett und Co


Harte Schnüffler, skrupellose Gangster und gewissenlose Frauen standen im Mittelpunkt der Filme von Hollywoods "Schwarzer Serie". Humphrey Bogart verkörperte die Detektive Sam Spade und Philip Marlowe, die Dashiell Hammett und Raymond Chandler in ihren Romanen während der Blütezeit des amerikanischen Detektivromans erfunden hatten.

Die harten Helden des amerikanischen Privatdetektivromans lösten die intellektuellen Detektive des britischen Krimis ab. Die ersten Geschichten dieser neuen Gattung tauchten zuerst kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in billigen Kurzgeschichten-Magazinen ("Pulps") auf und traten an die Stelle der bis dahin sehr beliebten Westernstories. Für Honorare von ungefähr 10 Cents pro Wort schrieben die Autoren teilweise unter zahlreichen Pseudonymen oft gleichzeitig für mehrere Magazine.
Im Dezember 1922 erschien im "Black Mask"-Magazin die erste Kriminalstory von Dashiell Hammett. Eine aktionsreiche Handlung, die realistische Darstellung von Gewalt und der bisweilen zynische Dialogwitz seiner Hauptfiguren zeichneten auch seine Romane "Red Harvest" (1929, "Bluternte") und "The Maltese Falcon" (1930, "Der Malteser Falke") aus. Hammett konnte bei seiner Arbeit als Kriminalschriftsteller auf seine Erfahrungen als Detektiv der Agentur "Pinkerton" zurückgreifen, für die er insgesamt acht Jahre tätig gewesen war. Seine Figur des kantigen Privatdetektivs Sam Spade wurde zum Archetypus zahlreicher weiterer Helden des amerikanischen Detektivromans.
Als Ermittler im privaten Auftrag operierten die "private eyes" in den Randzonen der Legalität. Sie folgten bei der Lösung ihrer Fälle meist ihren eigenen moralischen Vorstellungen von Recht und Gerechtigkeit und akzeptierten auch Gewalt als Mittel, um die Interessen ihres Klienten durchzusetzen.
Sowohl Raymond Chandler als auch Ross MacDonald bezogen sich mit ihren Detektivfiguren "Philip Marlowe" und "Lew Archer" in den nächsten Jahren direkt auf Hammett. Die von ihnen geschaffene Form des Privatdetektivromans erlebte ihre Blüte in den fünfziger Jahren und ist bis heute fester Bestandteil des Krimi-Genres.

Weitere erfolgreiche Autoren dieser "harten Schule" des Kriminalromans waren James M. Cain (1892 - 1977), Cornell Woolrich (1903 - 1968) und Jim Thompson (1906 - 1976). Genau wie Hammett erzählten sie realistisch von der Verhältnissen zur Zeit der amerikanischen Wirtschaftskrise und der von Präsident Franklin D. Roosevelt initiierten Periode des "New Deal". Kriminalität wurde nicht als abstraktes Mörderspiel dargestellt, sondern als Folge von Arbeitslosigkeit, sozialer Missstände und der Unterwanderung der staatlichen Ordnung durch weitverzweigte Gangstersyndikate.
Die Kriminalromane der "harten Schule" waren in einer einfachen, vom Stil Hemingways beeinflussten Sprache geschrieben und verstanden sich als realistische Abbilder ihrer Gegenwart. Deshalb stellten sich auch nicht wie der britische Detektivroman komplizierte Verbrechen und die die Suche nach einem intelligent agierenden Mörder in den Mittelpunkt, sondern widmeten sich der Beschreibung von Verbrechen und ihrer Folgen. Dabei wurde oft sogar der Täter selbst zur Hauptfigur gemacht und die Tat aus seiner Perspektive erzählt. Meist waren es, wie in James M. Cains berühmten Roman "The Postman always rings twice" (1934, "Wenn der Postmann zweimal klingelt") einfache Männer, die trotz aller Versuche, ehrlich zu bleiben, in ein Verbrechen verwickelt wurden.

Mit den Verfilmungen der Romane von Hammett und Chandler begann schließlich in den vierziger Jahren die erfolgreiche "Schwarze Serie" Hollywoods mit düsteren Kriminalfilmen aus dem Unterweltmilieu. Unter der Regie von John Huston entstand 1941 "Der Malteser Falke" nach dem Roman von Dashiell Hammett; 1946 inszenierte Howard Hawks Raymond Chandlers "The big sleep" ("Tote schlafen fest").
(Reinhard Jahn)