Die telefonische Mord(s)beratung: Mörderische Familienbande
Samstag, 28. Februar 2015
21:05 Uhr bis 23:00 Uhr
21:05 Uhr bis 23:00 Uhr
auf WDR5
Das WDR5 Krimi-Kompetenzteam: Reinhard Jahn, Thomas Hackenberg, Ingrid Müller-Münch und Ulrich Noller Foto: WDR, mit freundlicher Genehmigung |
Böse Zungen behaupten: "Wer Familie hat, braucht keine Feinde mehr." Zumindest in der Krimiliteratur herrschen zwischen Ehegatten, Geschwistern, Erben und Enkeln Hass, Habgier, Leidenschaft und Eifersucht.
Die wahren Dramen spielen sich fernab der großen Bühnen im Landhaus, der Vorstadtvilla oder dem Plattenbau ab. Mit der Familie als Schauplatz klassischer Kriminalgeschichten und sensibler Psychostudien befassen sich die WDR 5-Krimi-Experten Ulrich Noller (KrimiZEIT-Bestenliste), Reinhard Jahn (Bochumer Krimiarchiv) und die Journalistin Ingrid Müller-Münch . Außerdem empfiehlt das Krimi-Kompetenzteam den Hörern auch seine aktuellen Favoriten aus den Bestsellerlisten.
Moderation: Thomas Hackenberg
Erstmal die Wirklichkeit:
Familie als Tatort:
Die Kriminalpolizei unterscheidet zwischen
- -Taten ohne Vorbeziehung (Beispiel: Ladendiebstahl, Handyraub)
- -Taten mit Vorbeziehung/Beziehungstaten. Ja nach Klassifizierung reicht das Spektrum von "häuslicher Gewalt" bis "Vergewaltigung" und "Totschlag / Mord"
Familientaten sind eine Untergruppe der Beziehungstaten
Wenn eine Frau getötet wird, dann wahrscheinlich von einem Lebenspartner
2011 fielen hierzulande (Deutschland) 313 Frauen Mord und Totschlag zum Opfer. Bei 154 von ihnen, also fast jeder zweiten getöteten Frau, hatte die Polizei Ehemann, Freund oder Ex-Partner in dringendem Tatverdacht. (…)
Danach galt den Kripobeamten im Jahr 2011 in 100 dieser Tötungsfälle der jeweilige Ehemann als mutmaßlicher Täter, in 27 Fällen war es der nichteheliche Lebenspartner, weitere 27 Male war es der Ex-Partner. (…)
Umgekehrt ist es selten, dass Frauen ihre Partner töten:
2011 fielen zwar insgesamt 349 Männer Mord und Totschlag zum Opfer. Aber in nur 24 dieser Fälle heftete sich der polizeiliche Tatverdacht an Partnerin oder Partner des Getöteten: (…)
FAZIT: "Frauen erleben Gewalt vor allem in der eigenen Familie, und der Täter ist zumeist der männliche Beziehungspartner."
Quelle: Süddeutsche Zeitung
http://www.sueddeutsche.de/panorama/frauenmorde-sind-haeufig-beziehungstaten-toedliche-zweisamkeit-1.1365223
Zur Vertiefung:
Maischberger - 20.11.2013: "Verbrechen in der Familie: Warum eskalieren Konflikte?"
youtube-Video
Menschen bei Maischberger, komplette Sendung in HD vom 20.11.13 in der ARD: Der gefährlichste Ort für Frauen und Kinder ist oft das eigene Zuhause. Scheidungskrieg, Schläge, Mord: Ausgerechnet in der Familie, in der wir uns geschützt glauben, spielen sich Dramen ab, kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen. Warum?
Aber jetzt zum Thema...
Familie im Krimi:
Natürlich gibt es da zunächst einmal "die" Familie, la famiglia, die keine "Familie" im engeren Sinn ist, sondern eine Clan-Gemeinschaft:
Die Mafia sizilianischen Ursprungs besteht aus so genannten Familien– wobei es sich hier nicht um Familien im engeren Sinne einer reinen Blutsverwandtschaft handelt, sondern um einen engen, streng hierarchisch gegliederten Gruppenverband aus Mitgliedern sizilianischer Herkunft – die einem Codex folgen. Dessen Regeln hat jedes Familienmitglied genau einzuhalten; Verstöße, insbesondere der Omertà, wurden in der Vergangenheit in der Regel mit brutalen Mitteln (bis hin zu Mord) geahndet. Die Mafia ist vor allem auch eine patriarchale Organisation. Frauen haben keinen Zugang zur Hierarchie der Mafiafamilien, die Mitglieder sind ausschließlich Männer. Jede Mafiafamilie hat ein Oberhaupt, dem jedes Familienmitglied zu absolutem Gehorsam verpflichtet ist. Diesen Anführern kann wiederum ein Oberboss („capo dei capi“ bzw. „capo di tutti i capi“, Boss der Bosse) vorstehen, der uneingeschränkte Macht über alle Familien ausübt
(WIKIPEDIA): https://de.wikipedia.org/wiki/Mafia
La famiglia
In der Literatur und im Kino wird der Mythos der "Mafia-Familie" als echtem Großfamilienverband stets akzentuiert – wie im Klassiker "Der Pate", der die Geschichte der Verbrecherdynastie Corleone als Familienepos erzählt:
Mario Puzo
Der Pate
Der sizilianische Junge Vito Andolini, dessen Eltern von der Mafia ermordet worden sind, kommt nach New York und steigt dort unter dem Namen seines Heimatdorfes Corleone zum mächtigsten Mafia-Paten auf. Als er es ablehnt, sich am Drogenhandel zu beteiligen, wird "Vito Corleone" auf offener Straße niedergeschossen, worauf zwischen rivalisierenden Mafiafamilien ein blutiger Krieg ausbricht. Für den handlungsunfähigen Paten übernimmt der älteste Sohn Sonny das Familiengeschäft. Als er in eine Falle gelockt und erschossen wird, schließt Vito Corleone einen strategischen Frieden, der seinem jüngsten Sohn Michael die Rückkehr aus Sizilien ermöglichen soll, wo dieser sich versteckt hat. Michael übernimmt das Familiengeschäft, schlägt die Feinde zurück und baut die Macht des Familienclans noch weiter aus.
Quelle: wikipedia
Die dysfunktionale Familie.
John Hart
Der dunkle Fluss
Adam Chase kommt zurück in heimatliche County. Seine Familie: der Vater – hat den Selbstmord seiner ersten Frauu nie verwunden, die Stiefmutter – hat Adam fast ins Gefängnis gebracht, die Stiefgeschwister - ein Spieler und Säufer und eine Borderlinerin.
Familie als Psychodrama:
Gillian Flynn:
Cry Baby - Finstere Orte
Libby Day ist vor 25 Jahren als Kind einem Familienmassaker entkommen: ein Miller hat ihre Mutter erschossen und ihre beiden Schwestern erstochen, ihr Bruder wurde für die Tat verurteilt. Jetzt ist Libby gezwungen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen – und zu erkennen, wie sich ihre Familie damals in ein Drama verstrickte, bei dme es nur einen Ausweg gab: Mord.
Und als kleines Extra:
Das aktuelle Krimi-Ranking:
Ermittler mit Familie
„Jenseits eines bestimmten Alters kann ein Mann ohne Familie eine üble Sache sein!“ (Marty Hart in "True Detective")
Die Smarte:
Ann Kathrin Klaasen (von Klaus-Peter Wolf)
Geschieden, seit Band 8 "Ostfriesenfeuer" in zweiter Ehe mit ihrem Kollegen Frank Weller verheiratet. Geboren 1970, gilt als Verhörspezialistin, aber auch als eigenbrötlerisch und wenig teamfähig. Sie ließ sich von ihrem Mann Hero scheiden, weil er sie ständig betrog. Seitdem hat sie ein heftiges Eifersuchtsproblem und wittert überall Konkurrentinnen. Ihr pubertierender Sohn Eike ging mit dem Vater. Das hat sie schwer angeschlagen. Inzwischen ist sie wieder glücklich verheiratet mit Frank Weller.
Der Sanfte:
Guido Brunetti (von Donna Leon)
Verheiratet. Seine Frau Paola ist die Tochter eines Conte aus der Familie Falier, eine der ältesten Familien Venedigs. Ihre heranwachsenden Kinder heißen Raffaele und Chiara. Die Brunettis leben in einer weiträumigen Wohnung nahe der Kirche San Polo. Sie befindet sich im vierten Stock und besitzt eine große Dachterrasse. Paola und die Kinder haben ein inniges Verhältnis zu den Schwiegereltern. Dagegen ist Guidos Verhältnis zu seinem Schwiegervater Orazio Falier eher etwas steif.
Der Deprimierte:
Kurt Wallander (von Henning Mankell)
Geschieden. Sein Leben zeigt seit seiner Scheidung alle Anzeichen einer Midlife Crisis. Er kommt nur schwer mit dem Erwachsenwerden seiner Tochter Linda zurecht und leidet unter der Krankheit und dem Tod seines engstirnigen, eigensinnigen Vaters, mit dem er lange kein gutes Verhältnis hatte. Kurz vor seinem Tod (in "Die fünfte Frau") erfüllte sich Wallanders Vater noch einen Lebenstraum: Zusammen mit seinem Sohn Kurt reiste er nach Rom und verbringt dort ein paar Tage, die er später als die schönsten seines Lebens bezeichnete.
Wallanders Ersatzfamilie: Ann-Britt Höglund, Karl Svedberg und Sven Nyberg, seine Kollegen bei der Polizei Ystadt.
Der Tragische:
Thomas Lynley, 8. Earl von Asherton, (von Elizabeth George)
Verwitwet. Detective Inspector beim Criminal Investigation Department von New Scotland Yard. Verheiratet mit Lady Helen Clyde. Lynley heiratete sie nach der Auflösung seiner Verlobung mit Deborah Cotter in "Denn sie betrügt man nicht". Helen arbeitete mit dem Kriminologen Simon St. James zusammen, dieser heiratete schließlich Lynleys Ex-Freundin Deborah. Helen Lynley wird dann in "Wo kein Zeuge ist" auf offener Straße erschossen, und auch ihr ungeborenes Kind stirbt.
Der Patchworker
Klaus-Ulrich Mager (von Reinhard Junge)
geschieden, in zweiter Ehe verheiratet mit Karin Jacobmayer. Gemeinsamer Sohn: Theo. Arbeitet für die PEGASUS FILM UND VIDEO GbR, die er einst mit seiner Jugendliebe Susanne Ledig gegründet hatte. Skoda-Fahrer, Atheist, starker Raucher.
Aus erster Ehe mit Mechthild Mager stammt Sohn Kalle, der jetzt als Kameramann für Mager und Ledig arbeitet. Mechthild ist in zweiter Ehe mit einem Lehrer verheiratet. Alle leben und arbeiten in einem Doppel- oder Dreifach-Haus in Bochum.
Text: Reinhard Jahn, mit Material von www.Kulturschnitte.de, www.elizabeth-george.de, krimi-couch.de, wikipedia,wallander-web.de
ENDE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen