Hardboiled im Revier:
Kryszinski steckt immer bis zum Hals in Schwierigkeiten
Wenn Philip Marlowe oder Sam Spade einen unehelichen Sohn in Deutschland gehabt haben, dann heißt er Kristof Kryszinski, hört auf den Spitznamen Krüschel, lebt in Mülheim Ruhr und ist Privatdetektiv. Und der Schriftsteller, der von seinen Abenteuern erzählt, ist der mit dem Literaturpreis Ruhrgebiet ausgezeichnete Mülheimer Jörg Juretzka.
"Bis zum Hals" ist Krüschels achter Fall - und der Titel ist wörtlich zu nehmen. Kryszinski steckt bis zum Hals in Schwierigkeiten, nachdem man ihm mitten in der Nacht einen toten Russen vors Auto gestoßen hat. Seine Erzfeinde bei der Polizei, die Kommissare Menden und Hufschmidt, würden nichts lieber tun, als Krüschel deswegen für immer aus dem Verkehr zu ziehen.
Aber Kryszinski wäre nicht Kryszinski, wenn er sich nicht auch da wieder aus der Affäre ziehen könnte, um auf eigene Faust nach Beweisen dafür zu suchen, dass man ihn ganz bös in etwas reingerissen hat. Was hat der Russe Dimitri im Ruhrgebiet getrieben, warum hat er sich in einer Wohnwagenkolonie verkrochen und sich um einen Job bei einem Sicherheitsdienst bemüht? Antworten könnte Dimitris Frau, die betörend schöne Anoushka liefern, doch Anoushka gibt sich spröde und nutzt es einfach nur aus, dass sich der harte Krüschel sich bis über beide Ohren in sie verliebt. Und wir Leser sind auf einmal auf der Seite des ruppigen Ex-Junkies, Ex-Bikers, des heruntergekommenen, sprücheklopfenden Schwadroneurs Krüschel, denn wir ahnen, dass Anoushka nicht gut für ihn ist.
Jörg Juretzka macht in seinem auf hardboiled getrimmten Ruhrgebietskrimi stilistisch wieder einmal seine Anleihen bei Raymond Chandler und Dashiell Hammett, aber er kopiert die Meister nicht - zum Glück. Denn dieser Krüschel Kryszinski ist ein Original für sich.
Jörg Juretzka
Bis zum Hals
Ullstein Taschenbuch
300 Seiten
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