Jan Costin Wagner ist der große Melancholiker des deutschen Kriminalroman. Manche sagen, dass seine Romen mit dem schweigsamen finnischen Kommissar Kimmo Joentaa die besten Skandinavienkrimis sind, die bisher geschrieben wurden.
Anfang Mai, im finnischen Turku fällt der letzte Schnee. Diesmal geht es um die schicksalhaften Verstrickungen von Leben und Tod, Liebe und Verlassenwerden. Alles beginnt damit, dass der Architekt Lasse Ekholm eine 11-jährige Tochter vom Sport abholt – und auf der verschneiten Straße in einen Unfall verwickelt wird. Er überlebt. Seine Tochter nicht. In Kommissar Joentaa findet er einen sensiblen Begleiter in der Zeit der Trauer – denn Kommissar Joentaa kann viel von dem nachfühlen, was Lasse empfindet – denn er selbst hat ja seine Frau vor einigen Jahren durch eine schwere Krankheit verloren.
Eine andere Geschichte dieses Buches ist die des Finanzmanangers Markus Sedin, der bei einem Geschäfstermin die ungarische Escort-Lady Reka kennenlent und sich unsterblich in sie verliebt. So unsterblich, dass er sie nach Finnland holt, ihr eine Wohnung kauft und mit ihr ein zweites Familienleben führt. Bis er durch Zufall dahinterkommt, dass Reka immer noch als Prostituierte arbeitet. Doch als er sie deehalb zur Rede stellen will, findet er sie – und einen unbekannten Mann – tot der Wohnung.
Spannend, dicht, emotional extrem berührend – so kann nur Jan Costin Wagner erzählen. Seine Kriminalromen sind stilisische Juwelen, mit ihren geschliffenen, reduzierten Dialogen und den langen Schilderungen intensivster Gefühlsmomente.
(Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung)
Tage des letzten Schnees
Berlin: Galiani, 2013
Jan Costin Wagner, Jahrgang 1972, lebt als freier Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main und in Finnland, seiner zweiten Heimat. Seine Romane wurden vielfach ausgezeichnet (Deutscher Krimipreis, Nominierung zum Los Angeles Times Book Prize) und in 14 Sprachen übersetzt. Der Roman Das Schweigen wurde 2010 fürs Kino verfilmt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen