11.8.19

Krimi der Woche

Nina und die Männer

Krimi von Moni Daurel

 »Darf ich?«, fragte Ela und glitt neben dem grauhaarigen Mann auf den Hocker an der Bar des Tennisclubs. Jetzt, am frühen Nachmittag, war es noch ruhig hier. Ela lächelte. »Gerry, nicht wahr?«
   Der Grauhaarige musterte sie. »Oh ja, ich erinnere mich. Das Sommerfest vorgestern. Sie sind eine… Freundin von Nina.«
  »Die beste Freundin.« Ela hob  ihr Glas. »Und wir waren schon beim Du.«
   »Entschuldigung… es war etwas … turbulent. Nina kennt ja Gott und die Welt hier. Ihr kennt euch…«
   »…seit der Schule«, sagte Ela. »Wir haben uns nie aus den Augen verloren.« Sie rückte näher. »Und du… kennst sie jetzt … wie lange?«
   »Ein halbes Jahr«, sagte der Mann. »Und es ist …«
   »Wie ein Rausch, nicht wahr?«, sagte Ela, und dann nachdenklich: »Es ist immer wie ein Rausch. Schon beim ersten Mal war es so. Bei Henry.«
   Der Mann hob die Augenbrauen. »Er war ihr …«
   »Erster Mann. In deinem Alter. Wohlhabend. Firmenerbe. Nina verdankt ihm eigentlich alles. Ihr Vermögen, den Porsche, die Kunstsammlung.«
   »Sie hat etwas von einem schlimmen Unfall erzählt«, sagte er behutsam.
   »Ja, mit seinem Motorboot. An einem herrlichen Sommertag. So wie heute. Auf dem See. Ein Schaden an der Benzinleitung. Ein riesiger Feuerball. Die Ermittlungen wurden eingestellt.«
   »Ermittlungen?«
   »Nun ja«, meinte Ela. »Da gab es diesen Staatsanwalt, der meinte, Nina hätte etwas mit Henrys Tod  zu tun. Hat sich aber in Luft aufgelöst, der Verdacht. Genau wie bei Stefan, später.«
  »Stefan?«
   »Ach, von dem weißt du noch gar  nichts? Zwei Jahre nach Henry. Softwareunternehmer, sie ist mit ihrem Geld – dem Erbe von Henry – bei Stefan eingestiegen. Und hat die Firma dann geerbt, als Stefan… er ist beim Drachenfliegen abgestürzt. Irgendein Defekt am Schirm. Hieß es.«
  Der Mann musterte Ela. »Gibt es einen Grund, aus dem du mir das erzählst?«
  »Du bist nett. Ich mache mir Sorgen um dich. Nina sagt, du bist ziemlich reich?«
  »Reich ist relativ!«, sagte der Mann knapp.  »Nina und ich… wir wollen…«
   »Heiraten? Es geht immer so schnell bei ihr. Henry hat sie nach zehn Monaten geheiratet, Stefan schon nach sechs. Als könnte es gar nicht erwarten. Fährst du Motorboot? Hast du ein riskantes Hobby?«
   »Bitte, ich …«
   »Was?«
   »Ela, ich  freue mich, dass wir uns kennengelernt haben… aber ich fürchte ich muss jetzt gehen.
   »Ja. Sicher. Und pass auf dich auf.«
   Ela sah ihm nach, wie die Bar verließ. Und sie hoffte, dass es bei ihm nicht so kompliziert sein würde wie bei Henry und bei Stefan und den anderen, sondern dass er die Hochzeit platzen ließ. Und Nina dann wieder ihr gehörte. Ihr allein.

ENDE



Mehr Kurzkrimis in 

Mord nach Rezept – Band 19: Doppelt gekillt hält besser

Mit Mord kommt keiner durch – oder doch? Es ist alles eine Frage der Planung. Oder nicht? Wenn clevere Kommissarinnen und smarte Kriminalbeamte ermitteln, muss sich mancher Mörder warm anziehen. Aber nicht nur Krimirätsel sorgen hier für Unterhaltung. Es gibt auch Psychothriller, Gaunergeschichten und knallharte Krimi-Comedy. Wie immer zu Ihrem Vergnügen ausgesucht und zusammengestellt von Krimikenner H.P. Karr.

Ralph Petersen: Komplize auf Zeit
... ist die Geschichte darüber, wie eines zum anderen kommt, wenn man erst einmal anfängt zu renovieren. Da liegt die Idee von einem Kidnapping eigentlich auf der Hand.

Dieter Maar: Rudis letzte Nacht
... ist die Geschichte von einem Bauern, der inmitten des schönsten Land-Idylle das Zeitliche segnet. Ein Fall für Kommissar Kellner.

Manfred Mainau: Bei Mord hört die Freundschaft auf
... ist die Geschichte de Mannes, der morgens aufwacht und entdeckt, dass er eigentlich tot sein sollte. Und sich umgehend auf dir Suche nach seinem Mörder macht.

Frank F. Bennet: Falsche Fünfziger
... ist die Geschichte von Lola und Paps und einem Haufen falscher Fünfziger, die sie unters Volk bringen wollen. Leider geraten sie dabei an den Falschen - aber der weiß nicht, welche Tricks unsere beiden Sumpfblüten so auf Lager haben.

Rex Richartz: Schock in der Nacht
... ist die Geschichte einer Frau, ihrem Mann, dem Liebhaber, einem Haufen Geld und einer Idee, die zwei von ihnen reich machen könnte.

H. P. Karr: Der mit dem Wolf teilt
... ist die Geschichte über Lonesome Wolf, seine Söhne und den Plan, einen Supermarkt am Rand des Reservates zu überfallen. Das klappt alles weit perfekter als man denkt.





Credits:
Moni Daurel:
Nina und die Männer
Erstveröffentlichung in
Badische neueste Nachrichten

32/2019 vom 10.8.2019
(C) by author &  Reinhard Jahn
Weiterverbreitung nur mit Genehmigung