3.10.20

Krimi der Woche
Verlieb dich nicht in einen Dieb

Einmalige Chance vertan

Von Ralph Petersen

Sandra hatte ihn bei ihrem Shopping-Bummel kennengelernt. Er hieß Marc und zog gerade um.
   »Ich fühle mich so fremd hier!«, sagte er beim Essen im Sushi-Restaurant. »In meiner Wohnung sind die Maler. Hast du vielleicht ein Gästezimmer?«
   »Kein Gästezimmer«, sagte Sandra. »Aber eine Gästecouch.«
   Als Sandra am nächsten Morgen aus ihrem Zimmer kam, schaute Marc aus dem Fenster hinüber zu dem Edelmetallkontor hinüber.
   »Am besten kommt man durch die Toreinfahrt hinein«, sagte Sandra. »Vom Hof aus führt eine Nottreppe nach oben. Die Alarmanlage ist eine Mark 35. Im Lager sind Edelmetalle für eine halbe Million. Das Personal geht um 16 Uhr ins Wochenende. Dann ist das Gebäude bis Montag leer.«
   »Was …« Er war erstaunt. »Du willst doch nicht etwa ...«
   »Einbrechen?« Sandra lachte. »Nein. Ich habe den Sicherheitsbericht getippt. Im Sekretariat.« Sie schmiegte sich an ihn. »Du bist ein Dieb, ja?«
   Er seufzte. »Es hat wohl keinen Zweck, das zu bestreiten.«
   »Noch kannst du deinen Plan aufgeben«, sagte sie sanft.
   »Ich werde es mir überlegen«, meinte er leichthin.
   Sie verbummelten den Rest des Tages in der Altstadt. Am Abend, vor ihrem Haus, nahm Marc sie in die Arme.
   »Ich werde mich aus deinem Leben davonstehlen«, versprach er. »Trinken wir noch einen Abschiedsschluck?«
   »Und dein Plan?«, fragte sie, als sie anstießen.
   »Vergessen!«
   Nachdem er Sandras Wohnung verlassen hatte, wartete Marc bis nach Mitternacht. Dann stieg rasch über das Tor in den Hof der Edelmetallkontors. Er fand die Nottreppe, von der Sandra gesprochen hatte und hatte gerade die Alarmanlage außer Betrieb gesetzt, als das Licht aufflammte. »Hände hoch!«
   Marc wusste, wann er verloren hatte. Widerstandslos ließ er sich von den Polizisten, die im Kontor gewartet hatten, Handschellen anlegen. Dann entdeckte er zwischen ihnen Sandra.
   »Ich hatte dir eine Chance gegeben«, sagte sie ein wenig traurig.
   »Wieso?«, fragte Marc.
   »Weil Sandra zwar im Sekretariat arbeitet«, sagte der Kommissar, »aber nicht beim Edelmetallkontor, sondern beim Einbruchsdezernat. Da hat sie den Sicherheitsbericht getippt, den wir für das Edelmetallkontor ausgearbeitet haben, um Einbrüche zu verhindern.«
ENDE

 

Mord nach Rezept - Band 22 
Abgerechnet wird am Schluss:
Zwei Dutzend spannende Krimis

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Es geht um Mord - um scheinbar perfekt ausgetüftelte Morde, um spontane Taten, um tödliche Verbrechen. Von den Nordseeinseln bis zu dem bayerischen Alpen. Es geht um Kommissare, die die richtigen Fragen stellen, um dem Täter am Ende auf die Spur zu kommen - die aber auch manchmal arg danebenliegen. Aber nicht für lange.
Außerdem geht es auch noch um Betrug, Überfall und Raub, um Liebe, Leidenschaft, Gier und Eifersucht. Und für alle Fälle gilt: Abgerechnet wird zum Schluss. Zum Beispiel in ...

Manfred Mainau: Eine Chance für Theresa
Ein heißer Flirt an der Hotelbar - und Sicherheitsmann Horst Grommer macht sich die schönsten Hoffnungen. Leider vergisst er dabei, warum er engagiert wurde ...

Ralph Petersen: Sicherheit geht vor
Wenn Ganoven Urlaub machen, können sie nicht so einfach abschalten. Deshalb fragt sich Bruno ganz automatisch, wieviel Geld wohl in der Kasse der Bergseilbahn ist, auf die er von der Terrasse der Pension Alpenglück blickt. Und dann hat er auch schon einen Plan...

Jackie Kowal: Ehebruch macht auch nicht glücklich
Susan hat sich arrangiert - mit dem Leben und mit ihrem Chef. Nur mit ihrem Ex ist sie noch nicht in Reinen. Ausgerechnet jetzt kommt er aus dem Knast und meldet alte Ansprüche an. Das kann nur böse enden. Oder, genauer gesagt: mörderisch.

Manfred Mainau: Ruhe sanft, Julia!
Julia war stumm und tot. Hanno Dietz lehnte sich in dem schweren Sessel im Wohnzimmer seines Hauses zurück, schloss die Augen und genoss die Ruhe, die ihm wie eine körperliche Wohltat erschien. Allerdings bleibt es nicht lange so - denn die Polizei stellt lästige Fragen.

Rex Richartz: Kein Verlass auf die Nachbarn
Wenn man Geld braucht, muss man wissen, wo man welches findet. Zum Beispiel im Tresor des Chefs, der demnächst für einige Tage nicht im Büro sein wird. Also schmiedet Hugo einen Plan. Was er nicht bedenkt: Wer Geld stiehlt, sollte auch genau wissen, wo er es hinterher versteckt.

Moni Daurel: Zyankali für Odette
Paris. Stadt der Liebe. Der Eifersucht. Der großen Gefühle. Die Stimme der Frau, die die Telefonseelsorge anruft, ist voller Tragik. Ihre Worte sind voller Verzweiflung. Als man sie findet, ist sie tot. Und es stellt sich die Frage, was wirklich mit ihr geschah ...

Meike Doppler: Ein Bild für Alice
Kommssar Dreyer wusste, dass zu ihm die Fälle kamen, an denen sich die Kollegen der Mordkommission die Zähne ausgebissen hatten. Fälle, in denen die Ermittlungen auf der Stelle traten und man sich überlegte, die Akte auf den Stapel der »ungelösten Verbrechen« zu legen. Wie zum Beispiel der Fall Seebacher, der sich als diffiziler Cold Case entpuppt - und der womöglich der einzige Fall sein wird, den Dreyer nicht lösen kann.

Michael Rolandt: Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern
Die beiden Einbrecher glauben, leichtes Spiel zu haben. Doch sie haben die Rechnung ohne Hein Petersen gemacht.

Der Herausgeber:
H.P. Karr lebt seit 1960 im Ruhrgebiet und ist Experte für alles, was mit Krimis zu tun hat. Er schrieb nicht nur selbst rund ein Dutzend Thriller und Cozys, sondern gab auch zahlreiche Kurzkrimisammlungen heraus. In den Serie »Mord nach Rezept« hat er die besten Tüftelkrimis, Krimirätsel Psycho-Studien und mörderischen Crime-Comedys zusammengestellt. Stets spannend und immer mörderisch unterhaltsam.

 

 


Ralph Petersen:
Einmalige Chance vertan
(Verlieb dich nicht in einen Dieb)
Veröffentlicht in:
Badische neueste Nachrichten
40/2020 3.10.2020

© by author / R.Jahn

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