Schauplatz Neapel. Inspektor Lojacono ist kaltgestellt auf einem der letzten Polizeireviere, nachdem er sich früher einmal mit der Mafia angelegt hatte, beziehungsweise die Mafia meinte, dass er sich mit ihr anlegen wollte.
Deshalb sorgt man jetzt ganz entschieden dafür, das er keine Fälle mehr bearbeitet und sähe am liebsten, wenn er sich im Revier nicht vom Fleck rührte und die Tage damit verbrächte Sudokus zu lösen.
Doch da werden auf einmal in seinem Revier Teenager umgebracht. Mirko, ein Junge, der niemandem etwas getan zu haben scheint, Donata, ein harmloses Mädchen. Und jedes Mal hinterlässt der Mörder ein Taschentuch, mit dem er sich offenbar seine Tränen abgewischt hat. Deshalb nennt man ihn bei der Presse schnell "Das Krokodil". Lojacono gerät nur an einen dieser Fälle, weil er Nachtdienst hat – und trotz aller Behinderungen entdeckt die Staatsanwältin Laura Piras den kleinen Ermittler, der sich nach den ersten Morden eine Theorie zusammengereimt hat: Was, wenn es dem Killer nicht um die getöteten Kinder ging, sondern um deren Eltern? Wer könnte einen Grund haben, diesen Menschen so viel Leid zuzufügen. Gegen alle Widerstände aus dem Polizeiapparat ermittelt der Inspektor, gedeckt von der Staatsanwältin in diese Richtung weiter und kommt einer alten, längst vergessenen Geschichte auf die Spur.
Neapel als Biotop der kleinen Leute, als Raum, in dem viele Lebensgeschichten wachsen oder durch tragische Ereignisse beendet werden. Spannung der eher subtilen Sorte in diesem mit Blick aufs Detail erzählten Roman, der mehr durch seine dichte Atmosphäre als durch ein atemloses plot besticht.
(Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung)
Maurizio de Giovanni
Das Krokodil
Kindler