Heute im Bücherschrank:
Bob Urban aka "Mister Dynamit", BND-Agent Nummer 18, der deutsche Bond
Erfunden von C.H. Guenter (bzw. Karlheinz Günther, 1924 - 2005), neben Heinz Werner Höber der Gottvater des Heftkrimis in den siebziger Jahren. Guenter schrieb, das soll auch nicht verschwiegen werden, anfangs ein paar "Landser"-Hefte und dann alles, was man unter "Männer-Roman" zusammenfasste. Sein erster großer Wurf war die Erfindung des New Yorker Privatdetektivs Jo Louis Walker (1959) alias "Kommissar X", den man vom Pabel-Verlag aus gegen den G-Man Jerry Cotton von Bastei ins Feld schickte.
Guenters größter Coup war dann die Erfindung von Bob Urban, alias "Mister Dynamit". 1965 gestartet als Agentenromane innerhalb der Pabel Taschenbuch-Reihe waren die ersten Titel liebevoll geschriebene Kopien der megamäßig erfolgreichen Bond-Filme. Bald wurden die Mister Dynamit-Romane aus der Taschenbuchreihe herausgenommen und bekamen eine eigene Reihe. Die insgesamt 314 Romane, die bis 1992 erschienen, kamen als Taschenbücher heraus und wurden - soweit bekannt - alle von Guenter selbst geschrieben. Denn der Meister hatte am Anfang gut verhandelt und sich die Figuren- und Reihenrechte an "Mister Dynamit" selbst vorbehalten, statt sie wie sonst seinerzeit bei solchen Kreationen üblich, an den Verlag abzutreten. Man spricht von Auflagen zwischen 120.000 und 200.000 Exemplaren pro Abenteuer - in den besten Zeiten.
"Mister Dynamit", der Agent mit der Nummer 18, ist zwischen 180 und 187 cm groß, hat braunes Haar und graue Augen. Er wohnt in einem Penthouse in Schwabing. Er studierte Hochfrequenztechnik und Maschinenbau und promovierte zum Thema Halbleitertechnik. Bei der Bundeswehr stieg er bis zum Rang des Majors auf und heuerte anschließend beim BND an. Am Anfang der Serie bewegte sich Urban mit einem Porsche, den er gegen einen Mercedes 300SL und später gegen verschiedene BMWs eintauscht.
Mister Dynamit-Romane sind in jenem testosterongeschwängerten, breitbeinigen Männertonfall der Agententhriller aus der Bond-Schublade geschrieben, die zu jener Zeit im Kino als "Eurospy"-Produktionen mehr oder weniger Erfolg hatten. Guenter ist ein Meister der Klappentexte und der ersten Kapitel - in denen garantiert immer die Post abgeht: Polit-Intrigen, immer wieder machtgeile Verbrecher und sehr gerne immer wieder schlimme Waffen und andere Vermächtnisse aus dem Dritten Reich, die irgendwelchen Unholden in die Hände fielen. Mister Dynamit-Romane sind bester Trash, gnadenlos unterhaltsam und stets spannend bis zur letzten Zeile.
P.S: Mit "Morgen küsst euch der Tod" fiel ein Dynamit-Roman dem deutschen Film in die Hände, wo er von F.J. Gottlieb mit Ex-Old-Shatterhand Lex Barker als Mister Dynamit verfilmt wurde, eine Produktion, die zu den schlimmsten SchleFaZ-en aller Zeiten gehört. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
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