21.3.17

Pawel Jaszczuk: Der Teufel von Lemberg

Ungewöhnlicher Krimi
Lemberg in Galizien, das zur Zeit der Erzählung - 1936 - zu Polen gehört. In den Wäldern um die Stadt geschehen bizarre Morde - Frauen, "Sommerfrischlerinnen", werden überfallen und getötet - und der Mörder beschlägt die an den Füßen mit kleinen Hufeisen.
Das ist eine Geschichte ganz nach dem Geschmack von Jakob Stern - "Sensationsreporter" bei beim KURIER. Er schreibt, was er hört, "Sensationsgeschichten", ganz wie sie seinem Chefredakteur Krösus gefallen, Kriminalreportagen voller mysteriöser Andeutungen und Vermutungen, voller Details und Fakten, die mal stimmen und mal auch nicht so ganz.
Was für eine Entwicklung dieses sensationellen Falles, als die aufgebrachte Bevölkerung eines Örtchens sogleich den Schmied als Täter verdächtigt und ihn in einem grausamen Akt lyncht - und dann auch noch die örtliche Polizei plötzlich  einen entflohenen Sträfling als Täter präsentiert - der freilich offenbar auf der Flucht in den Tod gestürzt ist.
Die Gerüchte, die Jakob Stern allerdings bei seinen Gesprächen aufschnappt, besagen etwas ganz anderes - dass der Mörder immer noch unterwegs ist.
Soweit die "Geschichte", die Story dieses ungewöhnlichen Krimis - die allerdings nicht nach den glatten, dem Realismus verpflichteten Konventionen der aktuellen Kriminalliteratur erzählt wird, sondern ein ums andere Mal unseren Helden in surrealistisch anmutende Begegnungen mit Zeugen, Verdächtigen und halbwegs Verdächtigen verwickelt.
Ein ungewöhnlicher, faszinierender Roman mit einem dichten, wunderbar erzählten Zeit- und Lokalkolorit auf Lemberg und Umgebung aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Pawel Jaszczuk:
Der Teufel von Lemberg
dtv