17.6.14

Harald Gilbers
Germania


Ein ungewöhnlicher Schauplatz, eine gewagte Konstruktion, ein anspruchsvolles Anliegen. Harald Gilbers macht es sich bei seinem Krimi-Debüt nicht leicht – doch es gelingt ihm auch viel.

Berlin 1944 – eine Stadt im Bombenkrieg, das Dritte Reich vor dem Zusammenbruch. Und mitten  darin scheint ein Serienmörder sein Unwesen zu treiben. Drei Frauen hat er bisher schon getötet, ehe SS und die Gestapo  die Zusammenhänge ahnen: alle Frauen wurde ein Nagel getötet in den Kopf getrieben hat – und sie wurden stets in der Nähe von Kriegsdenkmalen abgelegt.
Als letzte Maßnahme wird der aus dem Dienst abgeschobene Kommissar Richard Oppenheimer zu den Ermittlungen hinzugezogen. Eine ungewöhnliche, absurde Situation: als Jude ist Oppenheimer mit seiner Frau gezwungen worden, in einem der Judenhäuser zu wohnen, sie müssen ständig fürchten, deportiert zu werden und sind den zahllosen Schikanen der Nazis ausgesetzt.
Auf der anderen Seite wollen die Machthaber sich Oppenheimers kriminalistische Fähigkeiten zu Nutze machen – er war maßgeblich an der Fahndung nach dem Serienmörder Carl Großmann beteiligt, der in den zwanziger Jahren in Berlin rund 20 Frauen umgebracht hatte.
Jetzt muss er für einen SS-Hauptsturmführer ermitteln, was hinter den brutalen Frauenmorden steckt – für die offensichtlich ein glühender Verfechter des Nationalsozialismus verantwortlich ist. Denn nach und nach tauchen Briefe und Bekenntnisse des Täters auf, in denen er deutlich macht, dass er seiner Meinung nach zum Wohle des Systems mordet.
Die Recherchen führen Richard Oppenheimer durch das zunehmend zerstörte Berlin bis zum Finale, bei dem er dem Mörder schließlich gegenübersteht.

Ein ungewöhnlicher Schauplatz, eine gewagte Konstruktion, ein anspruchsvolles Anliegen. Harald Gilbers macht es sich bei seinem Krimi-Debüt nicht leicht – doch es gelingt ihm auch viel. Eine spannende Geschichte, ein bedrückend genau geschildertes Lokal- und Zeitkolorit.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Harald Gilbers
Germania
Knaur

Keine Kommentare: