Die Mordsberatung vorab produziert beim Bücherbummel in Düsseldorf. Tatort: Landgericht
Ihr Krimi-Kompetenzteam: Reinhard Jahn, Thomas Hackenberg, Ingrid Müller-Münch, Ulrich Noller Foto: WDR, mit freundlicher Genehmigung |
Live-Aufzeichnung der Radiosendung
In Zusammenarbeit mit WDR 5 und dem Landgericht und dem Amtsgericht Düsseldorf
Traumhafte Strände und wuchernde Elendsviertel, die Lebensfreude des Karnevals in Rio und die Brutalität der Drogenkönige. Zum Start der Fußball WM richtet die Krimiberatung von WDR 5 ihre Aufmerksamkeit nach Brasilien – einem aufregenden, exotischen, brandaktuellen Krimischauplatz. Patricia Melos "Leichendieb" wurde gerade mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, Autoren wie Rubem Fonseca und Edney Silvestre beschreiben in ihren Krimis die Chronik des alltäglichen Verbrechens auf der dunklen Seite der Copacabana.
Moderation: Thomas Hackenberg
Datum 12. Juni 2014
Zeit: 20:00, Einlass ab 19.00 Uhr,
Eintritt: Eintritt frei
Veranstaltungsort
Land- und Amtsgericht Düsseldorf
Werdener Straße 1, Düsseldorf, 40227
Wichtig:
Einlass ab 19.00 Uhr, die Plätze müssen bis 19.45 Uhr eingenommen werden.
Anmeldung notwendig: mordsberatung@wdr.de
FACTSHEET:
Krimi brasilianisch und die schwarzen Romane aus Lateinamerika
Krimi aus Lateiamerika heißt "novela negra" – und er hat eine lange Tradition, die sich natürlich auf die Grundsäulen des Genres bezieht: den britischen Krimi des "goldenen Zeitalters" (Agatha Christie etc) und den amerikanischen Krimi der "hardboiled school (Chandler, Hammett).
Schon 1930 gab es in Argentinien das wöchentliche Magazin "Colecion Misterio"
1945 gründete Jorge Louis Borges "El Septimo Circulo", eine Krimi-Reihe, benannt nach dem "Siebten Kreis" aus Dantes Inferno. Dort erschienen überwiegend importierte Krimis
JL Borges schrieb gemeinsam mit Adolfo Bioy Casares unter anderem "Sechs Probleme für Don Isidro Parodi", eine Reihe von parodistischen Kriminalgeschichten um einen Meisterdetektiv.
Zitat: Don Isidro, dessen Nachname Parodi poetologisches Programm ist, sitzt zu Unrecht wegen Mordes verurteilt im Gefängnis. Er löst seine Fälle allein durch brillante Analyse der ihm vorgetragenen Geschichten, ohne Zelle Nr. 273 jemals zu verlassen. Im praktischen Leben hat ihm die Überlegenheit seines Intellekts nicht genützt. Gegen die real Mächtigen und die Falschaussagen von Gangstern und Angehörigen des Polizeiapparats kam er nicht an. »Das ist« – so kommentiert H. Bustos Domecq – »eine langweilige Geschichte und so wirklich wie das Leben selbst.«
Tobias Gohlis: Abend der Detektive – Anbruch der Wirklichkeit? Der argentinische Kriminalroman hat einen langen Weg durchschritten – im Schatten von Dummheit, Willkür und Diktatur, in: DIE ZEIT 40/2010
http://www.zeit.de/2010/40/Argentinien-Kriminalroman
Ganz klar bekennt sich der Mexikaner Paco Ignacio Taobo II zu seinen us-amerikanischen Vorbildern und literarischen Paten: Sein Detektiv heißt Héctor Belascoarán Shayne als Reminisenz an den amerikanischen Autor und Serienhelden "Mike Shayne", einem Nachfolger der hartgekochten Schnüffler vom Schlage eines Mike Hammer (von Mickey Spillane).
Taibo (kurz P.I.T. genannt) schreibt ganz spezielle "surreale" Kriminalromane mit seinem Helden, in denen die Zerissenheit und die Krisen seiner Heimat Mexiko thematisiert werden.
Lateinamerikanische Krimis sind oft politisch, das heißt konkret politisch links und begleiten, bzw begleiteten oft den Wechsel Diktaturen zu demokratsichen Staatsformen – wie etwa in Chile (Pinochet). Getreu dem Motto, dass der (echte) Kriminalroman eine demokratische Literatur ist und in Diktaturen (außer Entertainment-Krimis) keine Kriminalromane geschrieben werden.
Quelle:
http://www.krimi-couch.de/krimis/krimis-aus-lateinamerika.html
Ulrich Noller zum Thema
Krimis aus Lateinamerika: politisch und packend
Spannungsliteratur aus Lateinamerika zu lesen, das ist eine Reise durch die Zeit, in die Geschichte Argentiniens, Mexikos oder Chiles – wie auch in die Europas.Sie sind politisch, sie sind historisch und sie sind nahe dran an der Gesellschaft: Kriminalromane aus Südamerika sind häufig politische Romane, ihre Schöpfer arbeiten die Polit-Geschichte ihrer Länder auf. So zum Beispiel die Zeit der Diktatur in Argentinien, die für viele Romane aus dem Gastland der Buchmesse ein Dreh- und Angelpunkt ist. Darüber hinaus beweisen Autoren wie Pablo de Santis oder Paco Ignacio Taibo II aber auch ästhetisch international konkurrenzfähige Klasse: Im Rahmen einer Literatur, die sich als globale Literatur versteht, agieren sie virtuos auf der Klaviatur aller nur denkbaren erzählerischen Mittel.
Weiterlesen ….
http://www.dw.de/krimis-aus-lateinamerika-politisch-und-packend/a-5850809-1
Thesen zum lateinamerikanischen Kriminalroman
-- Diktaturen in Lateinamerika -- Polizei in Lateinamerika keine glaubwürdige Instanz, im Gegenteil! Korruption!--Abhängige Kulturen, Einfluss von Nordamerika (hard-boiled school).
---Fundamentale Inkompatibilität lateinamerikanischer Realität mit Form des klassischen Detektivromans, in dem immer Recht und Ordnung siegen
--3 Grundtypen der Unterwanderung des Kriminalgenres (oft selbstreflexiv):
1. Satire
2. Krimi ohne Lösung
3. Verschmelzen von Dokumentarliteratur und Krimi: Leser wird mehr involviert, wenn historische Stoffe in die Formel der Kriminalliteratur gebracht werden
Quelle:
Handout Uni Graz zur Geschichte des Lateinamerikanischen Krimis (WORD-Dok)
http://goo.gl/TS8i5k
Bekannte Brasilianische Krimiautoren sind
- Rubem Fosneca (*1925) Autor von Romanen und DrehbüchernZitat: "Seine Werke behandeln die Ausschweifungen und die Gewalt in den Städten. Er erzählt in einem nüchternen und direkten Stil von einer Welt, in der Außenseiter, Mörder, Prostituierte etc. sich vermischen."
http://de.wikipedia.org/wiki/Rubem_Fonseca
- Patricia Melo (*1962) Schriftstellerin
Zitat: Es gehört zum ästhetischen Programm der Brasilianerin, die Gesellschaft, in der sie lebt, in möglichst vielen Facetten zu erfassen, und so gleicht keiner ihrer Romane dem anderen. Wiedererkennbar sind sie dennoch, da sie ein ganz besonderer „Melo-Stil“ verbindet. Ihr schneller Rhythmus steigert sich an manchen Stellen in ein Stakkato aus kürzesten Sätzen. Ihr Ton verstört, da er Grausamkeiten banal und häufig erschreckend lakonisch darstellt."
Doris Wiesner: Portrait Patricia Melo
http://culturmag.de/crimemag/patrica-melo-im-portrait/874
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen