12.12.09

Mechthild Borrmann: Mitten in der Stadt

Niederrhein, Kleve, Innenstadt. Ein Geländewagen mit aufmontiertem Rammbock rast durch die Fußgängerzone und direkt in das Schaufenster eines Juweliers. Maskierte springen heraus und raffen den Schmuck zusammen. Aus der Pizzeria nebenan eilt der Aushilsfkoch Luca heran, weil er immer noch meitn, dass hier ein Unfall passiert ist. Als er erkennt, was wirklich vor sich geht, wendet der Fahrer des Geländewagens den Kopf - und Luca scheint ihn zu erkennen. Dann rasen die Gangster davon, und überfahren Luca dabei.

Blitzeinbruch heißt so etwas in der Kriminalistensporeche, und nichts anderes ist es für die Beamten der Klever Kripo rund um Hauptkommissar Grube. Aber was zunächst wie ein weiteres Blitzüberfall in einer bundesweiten Serie aussieht, scheint dann bei genauerer Betrachtung doch etwas ganz anderes zu sein. Das weiß Vittorio, der Onkel des schwer verletzten Luca schon längst - denn er hat seine Fühler ausgestreckt und sich nach dem Geländewagen ekrundigt und ist dabei auf Andreas Koller gestoßen, Autoverkäufer, Gelegenheitsganove, Frauenschläger. Zusammen mit Lucas Vater hat Vittorio Koller aufgesucht und ihm klargemacht, dass man nicht einfach jemanden aus seiner Familie überfährt.
Davon wissen Kommissar Grube und seine Kollegen allerdings nichts, als sie über andere Wege bei den Ermittlungen zum Blitzeinbruch ebenfalls auf Koller stoßen - und ihn finden -tot in seiner Montagehalle. Über kurz oder lang werden sie natpürlich auch auf Vittorio stoßen - der allerdings fest davon überzeugt ist, dass ER Koller nicht getötet hat. Nur eine Abreibung hat es gegeben, mehr nicht.

Zwischen allen steht Martina Koller, die Frau des Toten. Mit ihren drei Kindern. Geschlagen von ihrem Mann, gedemütigt, misshandelt. Ihre Geschichte wird in sehr intensiven, eingeschobenen Passagen erzählt und man ahnt schnell, dass sich Martina eines Tages nicht die Demütigungen ihres Mannes gefallen lassen wird.
Besonders Martinas Geschichte, aber auch die anderen kleinen, persönlichen Episoden des Romans könnten in der Hand einer weniger begabten Autorin als Mechthild Borrmann leicht zu Sozialkitsch werden. Aber hier schreibt jemand, der es wirklich versteht, mit einigen wenigen Strichen lebendige, glaubhafte Personen zu zeichnen und sie souverän in eine Geschichte einzufügen, die so wirkt, als habe man sie zuletzt morgens als Polizeibericht in des Zeitung gelesen:
Krimi als Sozialstudie, als Polizeiroman, als spannande Unterhaltung, die uns etwas über die Welt erzählt, in der wir leben.. Das ist große Krimi-Kunst, wie sie derzeit hierzulande nur wenige beherrschen.

Mechthild Borrmann
Mitten in der Stadt
Pendragon

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