2.7.18

Krimi der Woche
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Renate und der Mörder

Von Marek Stein

Renate Wendt war müde, als sie heimkam. Das Haus wirkte leer, die Sommerluft stand in den Zimmern. Sie öffnete die Verandatür. Der Windhauch vom See brachte kaum Erleichterung. Auf dem Weg in die Küche fiel ihr Blick noch auf Roberts Bild auf dem Board. Sie zwang sich, nicht weiter an ihn zu denken, schob sich ein Fertiggericht in die Mikrowelle und machte das Radio an. Die Regionalnachrichten gingen gerade zu Ende: »Heute gegen 19 Uhr wurde in Neustadt die 79-jährige Witwe Hermine Müller ermordet. Bei dem Täter handelt es sich um einen etwa 1,80 großen Mann. Er trug eine dunkelgrüne Jacke und ... »
   Die Mikrowelle klingelte. Doch da war noch etwas anderes...  In der Tür stand ein großer Mann in einer dunkelgrünen Jacke. Er richtete eine Pistole auf Renate. »Bist du allein?«
   Renate nickte stumm. Sein Blick fiel auf Roberts Bild auf dem Board. »Wer ist das?«
   »Mein Bruder!«, sagte Renate. »Er lebt... nicht hier.«
   »Fein!« Der Mann ließ sich in einen Sessel sinken und richtete seine Waffe auf Renate. »Dann bleibe ich hier.«
   Die Zeit schien unendlich langsam zu vergehen. Draußen war es dunkel geworden. Als es klingelte, zuckte Renates ungebetener Gast zusammen.
   »Geh zur Tür«, zischte er. »Sag, dass du schon im Bett warst.«
   Renate drückte die Taste der Gegensprechanlage. »Ja?«
   »Polizeiobermeister Wellmann«, sagte eine energische Stimme. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung, Frau Wendt?«
   »Doch, ja!« antwortete Renate. »Ich... war schon im Bett! Ich war heute Nachmittag mit Robert segeln und bin müde.«
   »Mit Robert?«, fragte die Stimme zurück.
   »Ja«, sagte Renate schnell. »Ich soll Ihnen Grüße ausrichten.«
   »Alles klar«, sagte der Polizist. »Wir suchen nach einen Mörder.«
   »Ja«, sagte Renate noch. »Ich habe davon gehört.«
   Der Mann brachte Renate zurück ins Wohnzimmer und das Warten ging weiter - bis plötzlich die Verandatür zersplitterte und maskierte SEK-Polizisten hereinstürzten. Sie überwältigten den Eindringling.. Polizeiobermeister Wellmann kam herein.
   »Zuerst dachte ich ja, Sie wären betrunken«, sagte er zu Renate. »Aber als Sie dann noch sagten, dass Sie wussten, dass wir einen Mörder suchten, war mir klar, dass der Kerl Sie in seiner Gewalt hatte.«
   Der Verbrecher starrte Renate an. »Was meint er damit?«
   Renate sah zu Roberts Bild auf dem Board. »Er meint damit, dass er mir Roberts Grüße nicht geglaubt hat.«
   »Genau«, sagte Wellmann. »Denn erst heute Vormittag waren Frau Wendt und ich auf der Beerdigung von Robert Wendt. Er ist letzte Woche draußen auf dem See bei einem Segelunfall ertrunken.«


Marek Stein: Renate und der Mörder BNN 26/2018








  








Marek Stein:
Renate und der Mörder
erschienen in
Badische neueste Nachrichten
30.6.2018 Nr 26
© by author/Jahn facts&fiction