Jemand musste ihn verleumdet haben ... Kafka lässt grüßen, wenn es Taxifahrer Jeff Sutton aus Dallas erwischt. Erste Erkenntnis, nachdem er eine Lady vom Flughafen ins Schicki-Viertel gefahren und im Haus aufs Geld gewartet hat: Fass keinen fremden Fenster an.
Zweite Erkenntnis, nachdem er dann in der Nacht seine Kutsche dampfgestrahlt hat, um die K** von zwei besoffenen Teenies wegzumachen: Geh nicht mit dem Dampfreiniger durch den Wagen, nachdem du fremde Fenster angefasst hat.
Denn schon zwei Tage drauf steht die Polizei vor seiner Tür - "Dürfen wir mal rein? - Wo gehts zum Schlafzimmer? Ist das das Bad?" - und Jeff sitzt von einer Sekunde zur anderem im Gewahrsam ein paar Bullen gegenüber, die wissen wollen, wo er das gekidnappte Mädchen versteckt hat.
Jeff hat keine Ahnung, um was für ein Mädchen es geht, und er denkt sich: jetzt kommt das good cop-bad-cop-Spiel.
Dritte Erkenntnis: Es gibt keine guten Cops.
Deshalb sitzt Jeff dann auch plötzlich mir nichts dir nichts als Untersuchungshäftling im Todestrakt. Nur zu seiner Sicherheit - "Denn dir Normalos
Aber dass er das Mädchen weder gekidnappt, noch missbraucht noch umgebracht noch versteckt hat, das wird sich sicher bald herausstellen, denkt sich Jeff und sagt: "Ich will einen Anwalt!".
Vierte Erkenntnis: Es gibt keine guten Anwälte und das Leben ist kein Grisham-Roman. Deshalb gibt auch keine großen Courtroom-Duelle sondern einen glatten Prozess mit einem glasklaren "schuldig" der Geschworenen.
Doch damit ist Jeff Suttons Geschichte, die Ian Levison durch das Ich seiner Hauptfigur erzählt, noch längst nicht zu Ende. Denn ist das Leben noch so schwer - kommt von irgendwo noch eine weitere Anwaltratte daher....
"Hoffnung ist Gift" kommt mit seiner Geschichte, jedem Kapitel und jedem Satz sofort zur Sache, geht sofort ins Stammhirn, packt mit er schnörkellosen Erzählung Jeff Suttons. Dass unser Held nicht gerade die hellste Laterne in Gottes Garten ist, macht die Sache dabei um so spannender.
So stoisch wie Jeff, reagiert, wenn er gerade wieder mal ein Stück tiefer in die Scheiße gerutscht ist, wie naiv er im mit den Psychopathen im Knast umgeht - "Ich heiße Robert. Sag immer Robert zu mir. Lass dir nicht einfallen, mich Bob zu nennen. Dann werde ich dich töten. Genau wie die anderen!" - all das nimmt einen als Leser sofort für ihn ein. Man hofft mit und für ihn, dass doch noch alles ein gutes Ende nehmen möge, dass von irgendwoher ein Zeuge auftaucht, der ihn rausreißt oder sonst ein Deux ex machina, mit dem konventionellere Krimikünstler gern und schnell zur Hand sind.
Doch nichts da: Selbst als alles gut zu werden scheint und Jeff als freier Mann aus dem Gerichtssaal marschiert, ist das eine bittere Pointe einer an sich schon ganz schön bitteren Geschichte.
Zentraler Satz: "Ist er das?" - "Das ist er!"
Fazit: Grauenhaft gut geschriebener neo-noir.
Iain Levison:
Hoffnung ist Gift,
Deuticke