Die telefonische Mord(s)beratung
Knastbrüder - Krimi hinter GitternModeration: Thomas Hackenberg
Wenn der Täter gefasst und das Urteil gesprochen
ist, dann beginnt die Strafe. Der Täter geht in den Knast, er fährt ein,
er wandert hinter Gitter. Es gibt Krimi-Autoren, die ihre Thriller
hinter Gittern ansiedeln, aber es gibt auch immer wieder Gefangene, die
erst während ihrer Strafe zum Schreiben kommen und seither Krimis
veröffentlichen. Die Krimiexperten Reinhard Jahn (Bochumer Krimiarchiv),
Ulrich Noller (WDR) und die Journalistin Ingrid
Müller-Münch stellen die außergewöhnlichsten Knast-Krimis vor.
Hörerinnen und Hörer können sich unter der kostenfreien Telefonnummer 0800- 5678 555 an der Sendung beteiligen.
E-Mail an: mordsberatung@wdr.de
Redaktion: Petra Brandl-Kirsch
Termin: 25.08.2012, 21:00 Uhr
Ort: Burg Nideggen Kirchgasse 10 52385 Nideggen
Der Eintritt ist frei. Wichtig: Kostenlose Sitzplatzreservierung für die Mord(s)beratung erforderlich.
Anmeldung unter Burgenmuseum 02427-6340 und Servicezentrale des Kreises Düren 02421-2220
Teil 1: Klassische und legendäre Gefängnisse
Teil 2: Knast-Autoren, Schriftsteller hinter Gittern
Teil 3: Knastromane und Knastfilme
Edward Bunker (1933 bis 2005) hatte mehere Male wegen Gewalttaten in San Quentin und anderen Anstalten eingesessen und während der Haft mit dem Schreiben begonnnen.
Sein erster Roman "No Beast So Fierce" ("Wilder als ein Tier") erschien 1973 und spiegelt, wie viele seiner anderen Bücher, seine Gefängniserfahrungen wieder.
Er arbeitete - mit seinen "Spezialerfahrungen" als Drehbuchautor für Hollywoodfilmen und trat auch als Schauspieler - etwa in Quentin Tarantinos "Reservoir Dogs" auf.
Textprobe:„Zuerst finden Sie einen Freund. Er macht keine Annäherungsversuche. Dann werden Sie von einem anderen, vielleicht einer Bande, unter Druck gesetzt. Sie wollen Ihnen Ärger machen, und Sie denken, dass es auf eine gewaltsame Auseinandersetzung hinausläuft. Zu uns können Sie nicht kommen, glauben Sie, also wenden Sie sich an Ihren Freund, und er kommt wie der Ritter in schimmernder Rüstung angeprescht … setzt sein Leben für Sie aufs Spiel, meinen Sie. Doch dann stellt er Sie vor die Wahl – Hosen runter, oder er liefert Sie der Bande aus … Wir haben eine Menge Tiere hier. Die fressen Sie bei lebendigem Leib auf."(„The Animal Factory", 1977. „Ort der Verdammnis", 1996)
http://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Bunker
Edward Bunker bei NNDP: http://www.nndb.com/people/875/000066677/
Bild: Wikipedia |
Später produzierte Zingler 1999 den - natürlich - Knastfilm "Alles nur Tarnung" mit einer prominenten Besetzung nach einem eigenen Drehbuch und unter seiner Regie.
Henry Jaeger (1927 - 2000) schaffte es - verkürzt gesagt, nach dem Krieg nicht, im bürgerlichen Leben Fuß zu fassen und wurde wegen verschiedener Raubüberfälle (mit einer eigenen Bande) 1956 zu 12 Jahren verurteilt.
In der Haft schrieb er "Die Festung", einen Gefängnisroman, der erfolgreich vom Fernsehen verfilmt wurde. Die Literaturszene war durch den Roman auf ihn aufmerksam geworden und es gelang, Jeager 1963 mit einem Gnadenerlass aus dem Gefängnis zu hollen. Er absolvierte dann eine Ausbildung bei der Frankfurter Rundschau.
Er schrieb Kriminalstories und zeitkritische Romane (teilweise mit Krimi-Handlung). Bei der Kritik konnte er freilich nie wieder den Erfolg und die Anerkennung erzielen, die er mit seinem Erstling erreicht hatte.
http://www.krimilexikon.de/jaeger.htm
http://www.ticinarte.ch/index.php/jaeger-henry.html
Jack "the Ripper" Unterweger (1950 - 1994) war ein österreichischer Mörder und Autor. Unterweger wurde 1973 wegen eines Frauenmordes zu lebenslänglich verurteilt und begann in der Haft zu schreiben. Mit seinem Buch "Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus" erregte er als "Knastpoet" die Aufmerksamkeit der österreichischen Literaturszene (und der Schickeria). 1990 wurde er nach 16 Jahren auch aufgrund einer Petition prominenter Autor bedingt entlassen - und galt als Paradebeispiel gelungener Resozialisierung. Sechs Monate nach seiner Entlassung begann eine Serie von Prostituiertenmorden in Österreich, Tschechien und den USA, wegen der Jack Unterweger 1992 in Los Angeles verhaftet wurde. Unterweger bestritt trotz klarer forensischer Beweise die Taten und wurde 1994 wegen neunfachen Mordes erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Er erhängte sich nach dem Urteil in seiner Zelle. Nach österreichischem Recht ist des zweite Urteil nicht rechtskräftig und Unterweger muss wegen der angeklagten neun Morde als unschuldig gelten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Jack_Unterweger
Burkhard Driest (*1939) war Deutschlands bekanntester Bankräuber - aber nicht wegen des Bankraubes, sondern weil ihn Romy Schneider in einer Talkshow so sehr anmachte, dass die Luft brannte. ("Sie gefallen mir, Sie gefallen mir sehr!")
Driest hatte Jura studierte und 1965, ein paar Tage vor seinem Examen, eine Bank bei Hannover überfallen. Er wurde verhaftet und zu fünf Jahren verurteilt. Er saß in der JVA Celle ein (später bekannt geworden durch das "Celler Loch") und wurde nach etwas mehr als drei Jahren 1968 vorzeitig wegen guter Führung entlassen.
Seine Knast-Erfahrungen verarbeitete er ind em Roman "Die Verrohung des Franz Blum", der 1972 erschien und 1974 verfilmt wurde. Driest spielte dort selbst mit - freilich als "böser" Gegenpart des Helden Franz Blum, der von Jürgen Prochnow gegeben wurde.
"Die Verrohung..." schildert die "Knast-Karriere" eines an sich harmlosen, intelligenten, aber schwachen Bankräubers, der sich in der harten, bösartigen Knast-Hierarchie durchsetzt.
Driest arbeitet bis heute als Drehbuchautor, Schauspieler und aktuell auch wieder als Romanautor. Er schrieb eine Krimis um "Kommissar Costa" auf Ibiza.
"Der rote Regen" / "Sommernachtsmord" / "Liebestod"
Das Leben des Burkhard Driest / Biographische Webseite
Siegfried W. Dennery, der "Räuber mit der sanften Hand", (*1954) übernahm nach dem Tod seines Vaters 1969 dessen Versicherungsagentur, später führte er einige Nachtlokale.
Zur - nach eigenen Angaben - Behandlung seines Asthmas wanderte er in die Karibik nach St. Lucia aus und finanzierte sein Leben und das seiner Familie dort mit Banküberfällen, zu denen er jeweils eigens nach Deutschland einreiste. Gemeinsam mit einem Komplizen erbeutete er dabei mehr als 1,2 Millionen Mark und wurde wegen seiner Vorgehensweise "Das Phantom" genannt.
1983 wurde er nach einem Überfall gefasst zu 14 Jahren verurteilt. In der Haft studierte er Literaturwissenschaft und schrieb einen auf seiner Geschichte basierenden Kriminalroman, der 1995, zwei Jahre nach seiner Entlassung aus der Haft veröffentlicht wurde und die Vorlage zu dem dreiteiligen Fernsehfilm "Der Räuber mit der sanften Hand" bildete, in dem Dennerys Part von Hannes Jaenicke gespielt wurde.
2007 wurde Dennery erneut wegen verschiedene Banküberfälle verhaftet und zu 18 Jahren Haft verurteilt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen