25.11.17

Krimi der Woche


Ab dem 1. Dezember in diesem Blog:
Der Mord nach Rezept-Adventskalender

Mit Weihnachtskrimis, Krimi-Rankings und anderem Krimikram...
Jeden Tag eine neue Krimi-Idee....


Krimi der Woche:

Kein Anschluss für den Mörder

Essen-Krimi von Ralph Petersen

Kommissar Krüger hat während des Urlaubs seiner Kollegin einen Fall ganz allein gelöst: Der Vermögensberater Rossbach gab an, seine Klientin Erna Vogel sei während eines Telefonats mit ihm erschossen worden. Doch die Spuren am Tatort sprechen eine andere Sprache


Kommissarin Mara Klein ist gespannt, was sie im alten Essener Präsidium an der Büscherstraße am ersten Arbeitstag nach ihrem Urlaub erwartet. Zuerst einmal ist es die Feststellung, dass der Kaffeeautomat der Mordkommission repariert worden ist. Und dann die Tatsache, dass ihr Kollege Krüger ihr eine Mordakte mit einem »Erledigt«-Zettel hingelegt hat.
   »Sie haben einen Fall ganz ohne mich gelöst?«, fragt sie grinsend.
   »Während Sie auf Formentera in der Sonne lagen!«, meint Krüger stolz. »Es fing am 23. August um 14.32 Uhr mit einem Notruf bei der 110 an, als ich dort Bereitschaft hatte. Ein Alf Rossbach aus Kettwig erklärte, er habe soeben mit Erna Vogel telefoniert und dabei einen Schuss gehört. Er vermutete, Frau Vogel sei während des Gesprächs in ihrem Haus in Werden ermordet worden. Ich fuhr mit einer Streife sofort nach Werden in die Heckstraße, gleich beim alten Bürgermeisterhaus. Um 14.44 Uhr war ich da. Vor dem Haus wartete aufgeregt Alf Rossbach, der Vermögensverwalter von Erna Vogel. Er sagte, er sei eben erst angekommen. Ich ging ums Haus herum und sah durch die Terrassentür Frau Vogel drinnen im Wohnzimmer neben dem Schreibtisch liegen. Der Hörer des Telefons baumelte noch herunter.«
  »Nahezu klassisch!« Mara Klein fischt den Obduktionsbericht aus der Akte. Erna Vogel, 68 Jahre alt, war nach dem Befund etwa um 14.30 Uhr erschossen worden. »Dieser Alf Rossbach schien also am Telefon Zeuge des Mordes geworden zu sein«, sagt sie.
   »Ja, so sah es aus«, meint Krüger. »Bei der Spurensicherung sah ich mir Frau Vogels Telefon an - ein Festnetzapparat, aus dem herunterbaumelnden Hörer war das Freizeichen zu hören. Fingerabdrücke waren weder auf dem Hörer noch auf dem Apparat zu finden. Rossbach sagte aus, Frau Vogel habe ihn angerufen, um ein paar Vermögensfragen zu besprechen. Mitten im Gespräch habe er einen Schuss gehört und danach nur noch ein Stöhnen. Er habe daraufhin sofort die 110 angerufen. Aber dann ...« Krüger druckst herum. »Nun ja, dann half mir der Zufall. Ich drückte auf Erna Vogels Telefon die Wahlwiederholung, die die zuletzt gewählte Rufnunmmer noch einmal anruft, und es meldete sich ...«
   »... die Notrufzentrale der Polizei!«, setzt Mara Klein lächelnd fort.
   »Genau!« Krüger ist verblüfft. »Damit war klar, dass Rossbach uns von Erna Vogels Apparat aus angerufen hatte, nachdem er Erna Vogel erschossen hatte. Mit seiner Lügengeschichte versuchte er sich ein Alibi verschaffen. Erna Vogel wollte ihn anzeigen, weil er Geld unterschlagen hatte.«
   »Gut kombiniert«, sagt Mara. »Aber Sie hätten noch viel früher merken können, dass an Rossbachs Geschichte etwas faul war.«
   »Klar«, meint Krüger. »Nachher ist mir das auch aufgefallen: Auf Erna Vogels Telefon waren absolut keine Fingerabdrücke zu finden, weil Rossbach nach seinem Anruf alles abgewischt hatte. Aber wenn Frau Vogel wirklich beim Telefonieren getötet worden wäre, hätten zumindest ihre Abdrücke auf dem Hörer sein müssen, nicht wahr?«
   »Dann kann ich ja gleich wieder in Urlaub fahren«, meint Mara.
Doch Krüger grinst. »Nein, jetzt bin ich erst mal dran!«











Ralph Petersen
Kein Anschluss für den Mörder
© by author/Jahn facts&fiction