19.8.16

Die telefonische Mordsberatung
Krimiland Australien FACTSHEET
















Das Krimikompetenzteam schaut nach Australien und untersucht die Krimiszene down under. Welche neuen Autoren schreiben in Sydney und Canberra und rund um den Ayers Rock? Gibt es eine zeitgemäße Version des klassischen Outback-Ermittlers Napoleon "Bony" Bonaparte von Arthur W. Upfield?
Unter der sachkundigen Anleitung von Chief-Inspector Thomas Hackenberg ermitteln die WDR5-Krimi-Experten Ulrich Noller (KrimiZEIT-Bestenliste), Reinhard Jahn (Bochumer Krimiarchiv) und die Journalistin Ingrid Müller-Münch live vor Publikum in der historischen Fabrikanlage Maste-Barendorf, der bedeutendsten noch erhaltenen Industrieansiedlung aus dem 19. Jahrhundert im Märkischen Kreis. Und natürlich empfehlen die Experten auch wieder ihre persönlichen Favoriten und beantworten Fragen aus dem Publikum.
Hörerinnen und Hörer können sich per E-Mail an der Sendung beteiligen. mordsberatung@wdr.de
Redaktion: Petra Brandl-Kirsch
 

Datum: Samstag, 27.08.2016
Ort: Museum Barendorf
Baarstraße 220-226
58636 Iserlohn


Iserlohner Kreiszeitung 29.9.2016 (Repro: Jahn)

Spannung von down under – Krimiland Australien


Mal ganz spontan: was fällt uns bei AUSTRALIEN ein?
Ayers Rock
Bumerangs
Kanguruhs
das Opernhaus in Sydney

Und kulturell?




Picknick am Valentinstag 



Skippy das Kanguruh


 

Die fliegenden Ärzte


Also erstmal die Fakten:

Australien,

liegt auf der Südhalbkugel nordwestlich von Neuseeland und südlich von Indonesien.
Hauptstadt: Canberra
Bekannteste Stadt: Sidney
Staatsoberhaupt: Queen Elizabeth II (Commonwealth)
Einwohner: 23 Millionen (3,1 Einwohner pro km²)
Telefonvorwahl +61
Kleine Fototour mit den Bildern von Thomas Schoch





Der Urvater aller Australien-Krimis:

Inspektor Napoleon Bonaparte, genannt "Bony"
geschaffen von Arthur W. Upfield (1890 – 1964)
 

Der Brite kam mit kanpp 20 Jahren nach Austarlien und durchstreifte das Land, ehe er sich niederließ. Ab 1929 veröffentlichte er unter anderem die Kriminalromane um die Ermittlungen des Detectives Napoleon Bonaparte, genannt Bony.
Bony, ist der Sohn eines weißen Vaters und einer Aborigine-Mutter. Wie er zu seinem Namen kam, erzählt er selbst so:


»Ich kann Ihnen versichern, daß ich nicht die Absicht hatte, mich auf eine Stufe mit dem Kaiser der Franzosen zu stellen«, erwiderte der Inspektor und zündete sich die angebotene Zigarette an. »Ich war zwei Wochen alt, als man mich im Norden von Queensland neben meiner toten Mutter unter einem Sandelholzbaum fand. Man brachte mich zur nächsten Missionsstation. Dort ergab sich die Frage, welchen Namen ich erhalten sollte. Und während sich die ehrwürdige Ordensschwester den Kopf zerbrach, beobachtete sie, wie ich an einem Buch kaute. Es war Abbotts ›Das Leben Napoleon Bonapartes‹.
Ich nehme an, daß die Schwester Sinn für Humor hatte, denn sie gab mir kurzentschlossen diesen Namen.«

(Bony und der Bumerang)
 

Und seine Vorgesetzten beschreiben ihn so:
»Er ist unter den Kriminalbeamten Australiens einer der besten, wenn nicht überhaupt der beste Kenner des Busches.«
(Bony und der Bumerang)

Bony ist sozusagen die Urform des Ethno-Detektivs, wie er später u.a. von Tony Hillerman beschrieben wurde.

Die Erzählungen von Bonys Fähigkeit, die Natur zu „lesen“, seiner Geduld und Intuition sowie seinem kombinatorischen Scharfsinn sind eine an die australischen Gegebenheiten angepasste Variante des Whodunnit-Krimis: Ein Mord ist geschehen, und der Detektiv muss mit Verhören und Deduktion dem Täter auf die Spur kommen.
Wobei Arthur W. Upfield durchaus große Phantasie entwickelte – wie etwa in ist »Death of a Lake«, 1954, (dt.: »Der sterbende See«, 1955): 

In der extremen Hitze und Trockenheit des Hochsommers im südlichen Hinterland Australiens warten sechs Männer und zwei Frauen auf einem einsamen Außenposten auf das Austrocknen eines Sees. Auf seinem Grund soll sich die Leiche eines Mannes befinden, der vor Jahren nach einem großen Lottogewinn eines Nachts beim Schwimmen im See verschwand. Unter ihnen ermittelt Bony undercover.


Für die Fernsehserienfassung (AUS 1972-73, 26 Folgen) wurde aus Bony dann BONEY



 

Die Dame:

Ngaio Marsh (1895 – 1982) war eine neuseeländische Schauspielerin, Regisseurin und Krimi-Autorin, die ihre 32 Romane – überwiegend Abenteuer des Ermittlers Roderick-Alleyn – in Großbritannien ansiedelte. Ihre Geschichten stehen in der Tradition des Goldenen Zeitalters des Krimis, das von Agatha Christie und Dorothy Sayers geprägt wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ngaio_Marsh


Der Hack-Writer:

Carter Brown (1923 – 1985) war gebürtiger Brite und naturalisierter Australier. Er arbeitete u.a. für die Fluggesellschaft QUANTAS, ehe er zu schreiben anfing. Er veröffentlichte zwischen 1953 bis 1981 etwa 200 Romane, von denen mehrere hundert Millionen Ausgaben weltweit verkauft wurden. Seine Serienhelden sind
-der Privatdetektiv Danny Boyd
-der Detektiv Rick Holman
-der Hollywood-Polizist Al Wheeler

Carter Browns Romane stehen in der Tradition der klassischen Privatdetektivromane, die Brown aufs Niveau  harmlos-erotischer Schundkrimis herunterbrach. Seine Romane spielen bis auf wenige Ausnahmen nicht in Australien, sondern in einem „Pappdeckelamerika“ (so ein Kritiker) und seine Figuren stattete er mit einem Slang aus, den er sich durch Bücher und Filme angeeignet hatte.



In Deutschland wurde Carter Brown besonders bekannt (und geliebt) wegen der schlüpfrigen Titelbilder und Titelformulierungen wie etwa
-Ackerbau und Unzucht
-Falltür, bitte kopfen
-Im Kille-Kille-Keller
(Material von Wikepdia)

Die aktuelle Krimiszene Australien:

Dazu zuerst einmal ein Artikel von Alf Mayer aus dem freitag vom 26.04.2016 , in dem ein Boom des Australien-Krimis festgestellt wird:

Mord in Down Under




Nun zu den einzelnen Autoren: 

Garry Disher 

(*1949), der Grandmaster des Australien-Krimis
Seit 1999: die Hal Challis Serie.
Polizeiromane
Seit 1991 die Wyatt-Serie
Wyatt ist ein Gesetzloser, ein Berufsgangster in der Tradition von Donald E. Westlakes "Parker".
Garry Dishers Romen sind weder thematisch noch stilistisch innovativ, sie sind aber in ihrer handwerklichen Perfektion und der Ernsthaftigkeit ihres Anliegens stets auf höchstem Niveau.
(Mit Material von  krimi-couch.de)




Paul Thomas 

(* 1951)  wuchs in Neuseeland auf und studierte in Auckland. Später arbeitete er als Journalist in Auckland, London, Toulouse und Sydney. Bevor er sich als Krimiautor verdingte, war er Sportreporter. 1996 bekam er für seinen ersten Roman "Transfer" den Ned Kelly Award für den besten Krimi Australiens.  Im Mittelpunkt einer Romane steht oft  der rauhbeinige Inspector Tito Ihaka.
(Material von krimi-couch.de)

Michael Robotham  

(* 1960)  war lange Jahre als Journalist für große Tageszeitungen und Magazine in London und Sydney tätig und ein extrem erfolgreicher Biograhie-Ghostwriter, bevor er sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Michael Robotham lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Sydney.
 

Über seine Autoren-Existenz sagt Robotham u.a.:
Ich habe entschieden, dass eines meiner Probleme als Schriftsteller darin besteht, dass ich viel zu normal bin.

  •     Ich stamme nicht aus einer zerrütteten Familie.
  •     Ich habe keine Kinder aus fremden Ländern gekauft.
  •     Ich habe meine Frau nicht für ein Model verlassen.
Anderseits aber auch: "Ich bin mit gerade einmal 117 geschriebenen Seiten an Verlage herangetreten und habe sie ihnen angeboten. Was dann folgte, war ein Wettbieten der Verleger. Das ging sogar so weit, dass mein Agent mich nachts um drei Uhr anrief und mir sagte, welche Verlage wo um mich buhlen würden. Das war unglaublich!"
(Material von amazon.de)

Bekannt wurde er mit seiner Joseph-O'Loughlin/Vincent-Ruiz-Reihe, die er 2004 begann und die inwzischen mehr als zehn Titel umfasst.
Prof Joe O’Laughlin ist einer der renommiertesten Psychotherapeuten Londons, er arbeitet oft mit dem (später Ex-)Inspektor Vincent Ruiz zusammen. Serienübergreifend wird die Entwicklung der Parkinson-Erkrankung von Joe O’Laughlin erzählt.

Zwei Robotham-Stoffe wurden für das deutsche Fernsehen adaptiert und unter dem Reihentitel "Neben der Spur" mit Ulrich Noethen in der Rolle des Psychologen verfilmt:

-Neben der Spur – Adrenalin. D 2014, Regie: Cyrill Boss & Philipp Stennert, 90 min, FSK 12.
-Neben der Spur – Amnesie. D 2016, Regie: Cyrill Boss & Philipp Stennert, 90 min, FSK 12.




Michael Robotham siedelt, wie viele andere australische Autoren auch, seine Romane nicht in seiner Heimat an. Schauplatz der Joe O’Laughlin-Geschichten ist das Commonwealth-Mutterland Großbritannien. Die Stoffe sind "Psycho-Thriller" von internationalem Zuschnitt.


Peter Temple 

(* 1946) stammt aus Südafrika, lebte in Deutschland und zog dann nach Australien.
Ein Teil seiner Romane hat den Privatdetektiv und Ex-Rechtsanwalt Jack Irish als Hauptfigur, der in Melbourne ermittelt.
2012 erhielt er den Deutschen Krimipreis für
Wahrheit (Truth) Deutsch von Hans M. Herzog
Es ist die Zeit der großen Waldbrände, die alles zu vernichten scheinen und auch die Stadt Melbourne bedrohen. In einem neu erbauten Luxuskomplex wird eine junge Frau ermordet aufgefunden. Stephen Villani, der die Ermittlungen leitet, wird von der Politik an der Aufklärung gehindert. Aber es beschäftigt ihn nicht nur die Frage, warum der Mord vertuscht werden soll. Die Ermordete sieht aus wie seine jüngste Tochter, die spurlos verschwunden ist. Und diese familiäre Situation zermürbt ihn mehr als der frustrierende Polizeialltag.
»Mit der Wucht des Titels "Wahrheit" stemmen sich hier die Aufrechten gegen das Schweinesystem; ihre Chance ist begrenzt, unser Lesevergnügen in derartigen Fällen immer besonders groß. So auch hier. Neben Garry Disher ist Peter Temple der andere große Krimiautor von Down Under und "Wahrheit" sein Meisterstück.« (Günther Grosser, Berliner Zeitung)
Mit Material von Wikipedia und  deutscher-krimipreis.de

Alan Carter 

(*1959) geboren in Sunderland, UK, wanderte 1991 nach Australien aus und lebt heute mit seiner Familie in Fremantle.

Sein Krimidebüt "Prime Cut" mit seinem Helden, dem in Ungnade gefallenen ehemaligen Vorzeigebullen Cato Kwong in dem westaustralischen Städtchen Hopetoun wurde allgemein gelobt.
Unter anderem auch so:
»Gibt’s im Krimi eigentlich noch irgendwas, was es nicht schon gegeben hat? Durchaus, das beweist zum Beispiel Prime Cut. Eine Entdeckung, der Autor und sein Team; noch ein klasse Krimiautor aus Australien, von dem man in den nächsten Jahren einiges erwarten darf.« Ulrich Noller, WDR 5
 

 Sein zweiter Krimi "Des einen Freund" erscheint in diesen Tagen (Ende August 2016) auf deutsch.
(mit Material von Edition Nautilus)



Candice Fox

(* 19??) ist der aktuelle heiße Tipp in Sachen Australien-Krimi. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, indem sie kreatives Schreiben an der University of Notre Dame, Sydney. 
Ihr Debüt-Roman »Hades« ist der erste Teil einer Trilogie, Eden und Fall folgen in den nächsten Monaten.

Alf Mayer (siehe oben) lobte: »Hades« ist ein Buch, das mit erzählerischer Raffinesse und schier unglaublicher Selbstsicherheit gleich drei Subgenres der Kriminalliteratur zu etwas Neuem fügt: den Polizeiroman, den Serienkiller-Topos und die Hardboiled-Erzählung. Der Thriller hat eine Heldin, wie es noch keine gab. Es ist die Polizistin Eden, die zusammen mit ihrem Bruder, ebenfalls einem Cop, nachts in Sydney jene Killer jagt und tötet, denen die legale Strafverfolgung nicht beikommt.
(mit Material von  suhrkamp.de und Wikipedia)




Und zum Schluss:

Und ein Sonderfall ist die deutsche Autorin Manuela Martina, die einige Australien-Krimis geschrieben hat,in deren Mittelpunkt Detective Shane O'Connor aus Brisbane steht:
--Ende--