Coup auf der Insel
Krimi von Moni DaurelNach drei Tagen war Caspar absolut vertraut mit dem Treiben auf der Strandpromenade der kleinen Frieseninsel. Da gab es die Teenagercliquen auf dem Weg zum Strand, es gab den Schnellzeichner, der Inselansichten und Touristen malte, es gab die Sonnenbrillenverkäufer, den Eismann und die Souvenirhändler.
All das interessierte Caspar aber nur am Rande. Sein Augenmerk galt dem kleinen Shop eines Edeljuweliers zwischen Friesenkneipe und Backfischbude. Im gesicherten Schaufenster lagen Preziosen für fast hunderttausend Euro. Da würde im Laden ebenso wertvoller Schmuck zu holen sein. Hinein kam man nur, wenn man klingelte und einem vom Juwelier aufgemacht wurde. Hinaus gelangte man nur, wenn man durch den Aufnahmewinkel der Videokamera überm Eingang lief.
Nach vier Tagen wusste Caspar, wie er das Ding durchziehen musste, um dann rechtzeitig mit der Nachmittagsfähre von der Insel zu verschwinden.
Also klingelte er kurz vor zwölf an der Tür des Juweliers – im Hawaiihemd und mit tief in die Stirn gezogener Kapitänsmütze.
Der Juwelier öffnete – und bereute seine Arglosigkeit gleich darauf, als Caspar ihn überwältigte und mit Kabelbindern fesselte.
»Sie werden nicht weit kommen«, drohte der Juwelier verzweifelt, während Caspar die Vitrinen ausräumte.
»Wegen der Kamera draußen?« Caspar kicherte. »Lass die mal meine Sorge sein!«
Er stieß die Ladentür auf, nahm die Kapitänsmütze ab, hängte sie übers Objektiv der Kamera und zuckte zusammen, als hinter ihm der Alarm losging. Daran hatte er nicht gedacht – aber das hielt ihn jetzt nicht mehr auf. Er schwang sich auf sein Leihfahrrad und stand eine halbe Stunde später am Terminal in der Schlange der Passagiere für die Nachmittagsfähre. Er musste nur noch an den beiden Inselpolizisten an der Schleuse vorbei. Die beiden nahmen Caspar routiniert in den Polizeigriff. Handschellen klickten.
»Du hast dir wohl gedacht, wenn die Kamera kein Bild von dir hat, finden wir dich nicht«, sagte der Streifenführer und zeigte Caspar eine Portraitskizze, die unverkennbar ihn darstellte. »Aber der Schnellzeichner an der Strandpromenade war fix genug, einen Blick auf dich zu werfen, als du aus dem Laden kamst und der Alarm losging.«
Werbung
Mord nach Rezept – Band 24:
Der Tod kommt nur einmal
Neue
Kriminalstories aus der erfolgreichen Anthologie-Reihe von H.P. Karr.
Mal spannend, mal lustig, mal nachdenklich. Geschichten von perfekt
geplanten Morden. Geschichten zum Miträtseln. Geschichten über
mörderische Intrigen. Geschichten über clevere Coups und dreiste
Betrüger. Zwei Dutzend klassische Kriminalstories bieten mörderisch gute
Unterhaltung.
Manfred Mainau:
Mord ist nichts für Träumer
»Frau Grosse?«
»Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
»Schlenzer, Ingo Schlenzer. Ich komme von der Leistungsabteilung der Versicherung. Wenn Sie ...«
»Sind Sie ein Detektiv?«
»Fallermittler heißt das bei uns. Der Tod Ihres Mannes ...«
»Was?«, fuhr Linda ihn an.
»... hat da einige Fragen aufgeworfen!«
bei amazon
Moni Daurel:
Der Coup auf der Insel
BNN 30.04.2022 17/22
© by author / R.Jahn
Verbreitung nur mit Genehmigung
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen