Killer stellen sich nicht vor
Von Ralph PetersenGino Parvese liegt tot neben der Eingangstür seiner Pizzeria. Zwei Kugeln haben ihn in den Kopf getroffen. »Wie eine Hinrichtung«, murmelt Kommissarin Katja Kampp.
»Nur gut, das keine Gäste im Lokal waren«, sagt Katjas Kollege Fuchs. »Ein Zeuge ist Ginos Vetter Alfredo. Er ist hinten in der Küche. Allerdings ist er mit Vorsicht zu genießen. Gino und Alfredo haben die Pizzeria zwar zusammen geführt, aber sich nicht besonders gut verstanden.«
Katja Kampp folgt Fuchs durch eine Schwingtür auf einen langen Gang. Neben dem Büro liegt die große Küche, und da finden sie Alfredo.
»Es war gegen 14 Uhr«, sagt er. »Ich saß hier mit Gino, als die beiden Killer hereinkamen. Gino ging ihnen entgegen, da schossen sie schon.« Er schluckt. »Ich warf mich zu Boden und sah noch, wie Killer die Pizzeria verließen und mit ihrem Wagen davonrasten.«
»Haben Sie den Autotyp erkannt?«, fragt Katja Kampp.
»Ein dunkler BMW, Sportfelgen.«
Fünf Minuten später meldet Katjas Kollege Fuchs: »Eben kam über Funk durch, dass man den BMW gefunden hat. Leider ohne die Killer.«
»Über die wird uns Alfredo informieren«, meint Katja. »Er steckt in der Tat mit den Mördern unter einer Decke.«
Fuchs blinzelt überrascht. »Aber wie kommen Sie denn darauf?«
Alfredo ist totenblass geworden. »Was sagen Sie da? Ich habe nichts mit dem Mord zu tun. Ich wäre beinahe selbst zum Opfer geworden! Ich will, dass meinem Vetter Gerechtigkeit widerfährt.«
»Unsinn!«, meinte Katja Kampp kühl. Sie haben die beiden Killer für den Mord an Ihrem Vetter engagiert.«
Alfredos Lippen bewegen sich tonlos.
»Sehen Sie, Alfredo«, sagt Katja und deutet auf die Küchentür. »Sie haben ausgesagt, dass Sie hier in der Küche waren, als die Killer Gino draußen im Lokal erschossen - gleich neben der Eingangstür.«
Alfredo starrt zur Tür.
»Von hier aus können Sie überhaupt nicht sehen, was im Lokal geschieht«, meint Katja. »Weil der Gang und die Schwingtür zum Lokal dazwischen liegen. Und deshalb können Sie ebenso wenig gesehen haben, das die Killer in ihrem BMW davongerast sind.«
Alfredo senkt den Blick. Tränen stehen in seinen Augen. »Ja«, murmelt er dann. »Ich habe die beiden engagiert. Gino und ich hatten Streit.«
»Er war Ihr Vetter«, sagt Katja.
Alfredo hebt den Blick. »Es ging um Geld. Viel Geld und viel Arbeit, die ich in diese Pizzeria hier gesteckt habe, aus der mich Gino plötzlich ausbooten wollte.«
Katja fröstelt, als sie aufsteht. »Ich bezweifele, dass Ihr Richter das berücksichtigen wird«, sagt sie.
Erstveröffentlichung in: Badische neueste Nachrichten vom 20.1.2018
© by author/Jahn facts&fiction
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