Als Richard K. Flesch noch die Reihe der Rowohlt-thriller
betreute, machten Titel wie "Parfüm für eine Selbstmörderin" oder
"Wenn eine Tote mit zwei Männern lebt" auf die ersten Psycho-Thriller des französischen
Autorenpaares Pierre Boileau und Thomas Narcejac in Deutschland aufmerksam.
Boileau/Narcejac stand lange als Zeichen für perfekt
ausgetüftelte Stories, die den Leser von einer Überraschung zur anderen führten.
Nun erscheint der jüngste Thriller von Boileau/Narcejac
unter dem nichtssagend konfektionierten Titel "Der Tod erlaubt kein
Double" und liefert nicht mehr als eine durchschnittlich spannende
Geschichte um die psychologisch geschickt kalkulierte Rache eines
querschnittgelähmten Stuntmans am Verursacher seiner Verletzung.
Deutlich wird in Konstruktion und Erzählung, wie Boileau/
Narcejac an ihre erfolgreiche Tradition des Psychothrillers anzuknüpfen
versuchen, indem sie ein Seelendrama aus aufbrandenden Leidenschaften und
verwirrten Gedanken auf engstem Raum inszenieren - doch vieles wirkt hier
ebenso abgegriffen und konventionell wie der einfallslose Titel. Die Pointe,
die quasi als doppelter Boden am Ende dennoch eine Überraschung zu bringen
versucht, entlarvt das Buch sehr deutlich als das, was es ist: nur ein
durchschnittlicher Krimi.
Reinhard Jahn
Boileau/Narcejac:
Der Tod erlaubt kein Doube (Le dernière
cascade)
Deutsch von Marianne Ceasar,
rororo-thriller 2760, 147 Seiten,
Erschienen im September 1986