Factsheet TMB 30. Juni 2012
21.05 - 23.00 Uhr
Live-Sendung aus Haagen, Elbershallen (Halle 3)
Moderation: Thomas Hackenberg
Die telefonische Mord(s)beratung
Einsatz bei der Extraschicht Für ihren Einsatz am Tatort Hagen haben die drei Mordsberater von WDR 5 wieder alles gelesen, was an wichtigen neuen Krimis in die Buchhandlungen gekommen ist. Und testen Thriller, Tüftelkrimis, Anwaltsromane oder "Bullenopern" auf die Tauglichkeit als Urlaubslektüre. Denn ob Nah- oder Fernreisen: „Chief- Inspector“ Thomas Hackenberg und sein Krimi-Kompetenzteam Reinhard Jahn (Bochumer Krimiarchiv), Manfred Sarrazin (Krimibuchhandlung Alibi) und die Journalistin Ingrid Müller-Münch wissen, welcher Krimi ins Reisegepäck gehört. Und sie sind bereit, ihr Wissen und ihre Einschätzungen mit dem Publikum in Hagen zu teilen.
Gute Krimis - schlechte Krimis
Wann ist ein Krimi gut?
Wenn er spannend ist, zu lesen und zum Mitdenken und Mitfühlen reizt.
Wie macht ein Autor den Krimi spannend?
Es gibt zwei Sorten der Spannung - die Rätselspannung und die Zukunftsspannung.
Rätselspannung wird durch ein Rätsel, ein Geheimnis aufgebaut, das gelöst, bzw aufgeklärt werden muss. Es ist die klassische Methode der "Landhaus-Krimis": ein Mord ist geschehen - wir fragen uns, wer es getan hat.
Zukunftsspannung wird durch die Frage aufgebaut: Wie geht es weiter? Was wird geschehen? Wird wird ein Problem gelöst. Die klassische Methode für Spionage- und Action-Thriller, aber auch für Psycho-Thriller und Verbrecher- und Unterweltgeschichten.
Im Krimi kommt es auf eine gute Mischung als Rätsel- und Zukunftsspannung an.
Oft wird das "Rätsel" als übergreifener Sapnnungsbogen (Mordgeschichte, Verdächtige, Alibis etc) verwendet, angereichert durch Zukunftsspannung in den kleinteiligen Ermittlungsschritten (Verfolgungsjagden, Verhöre etc)
Welche anderen Tricks gibt es noch, um einen Krimi spannend zu machen?
Die Methode, mit der die Geschichte entwickelt wird.
Es gibt zwei Methoden: Plot-driven und Character-driven
plot-driven: die Geschichte wird unter dem Aspekt größtmöglicher Handlung und Aktion entwickelt. (siehe auch: Zukunftsspannung). Beispiel dafür sind die Dan-Brown-Romane, die die Handlungs-Muster einer Schatzsuche benutzen. Durch das Lösen eines jeden Rätsels kommt der Held dem Schatz einen Schritt näher.
character-driven: die Geschichte wird aus den Motiven und Charakteren der beteiligten Personen entwickelt, bzw es werden Personen mit unterschiedlichen Charakteren in eine spannende Interaktion miteinander gesetzt. Gefühle und Affekte wie Eifersucht, Geldgier, Hass und Liebe sind die Motoren der Handlung.
Beispiele für Character-getriebene Kriminalgeschichten sind etwa viele Stephen King-Romane:
-SIE – ein Schriftsteller ist einer Frau ausgeliefert, die sein größter Fan iost
-SHINING – ein Familienvater bekommt einen Job als Hausmeister eines leerstehenden Hotels und dreht langsam durch
Warum wird es eigentlich nie langwielig, Krimis zu lesen?
Es geht doch eigentlich immer nur um des eine: einen Mord, eine Gewalttat, die verfolgt und aufgeklärt wird. das kan der Mord in einem englsichen Landhaus sein (Agatha Christie) oder die brutalen Gewalttaten an jungen Frauen in einer schwedischen Region (Henning Mankell). Man weiß anfangs nicht, wer der Mörder ist und deshalb müssen Zuegen befragt werden, Alibis geprüft und Indizien untersucht werden. Man findet bald die erten Hinweise auf den Täter und kann ihn schließlich entlarven.
Dass die immer gleiche Geschichte auch immer wieder interessant ist, leigt zum großen Teil an den Heldenfiguren er Kriminalromane, den "Ermittlern". Mit ihnen gehen wir durch die Handlung, mit ihren Augen sehen wir die Verdächtigen und versuchen, die Rätsel zu lösen. Der "Ermittler" muss dem Leser zugleich Freund, Vater und Vorgesetzter sein. Wir verfolgen interssiert, wie er kombiniert, wie er virankommt und wie er letztlich Erfolg hat.
Es gibt folgende "Ermittler"-Typen:
*den Amateur-Ermitter/die Amateur-Ermittlerin. Ein normaler Mensch, der in einen Kriminalfall verwickelt wird und ihn löst. Schwerig für den Autor: Man muss die richtige Motivation für den Ermittlerfinden. Und man muss erklären, wie er ohne polizeiliche Befugnisse an bestimmte Informationen kommt..
Klassische Figuren: Miss Jane Marple
Das Interessante für den Leser: Er/sie ist eine/r von uns.
Sherlock Holmes / Bild: Wikipedia |
Schwierig für den Autor: die Motivation des Ermittlers glaubwürdig zu gestalten.
Klassische Figuren: Sherlock Holmes und Philip Marlowe
Das Interessante für den Leser. Er/sie ist fast wie einer von uns. Nur besser.
*den Detektiv = polizeilicher Ermittler/in: Ein Mensch, der für oder bei den Ermittlunsbhörden arbeitet. Sie es als Polizist, als Staatsanwalt, als Richter oder als (beispielsweise) Rechtsmediziner. Er/sie ermitteln mit staatlicher Erlaubnis, im gesellschaftlichen Auftrag und sie können dabei aus alle Ressourcen zurückgreifen, die ihnen der Apparat zur Verfügung stellt. Sie sind in der Regel auch befugt, das staatliche Gewaltmonopol auszuüben. Sie arbeiten aus Überzeugung, aber auch aus Routine.
Schwierig für den Autor: Kenntnisse in Polizeistruktur und Polizeiarbeit sind ein absolutes Muss.
Klassische Figuren: Kommissar Beck, Kommissar Wallander, Inspektor Lynley
Der polizeiliche Detektiv ist oft Teil eines
-Ermittlerteams, das dem Autor die Möglichkeit bietet, verschiedene Ermittlerfiguren zu präsentieren und auch die Gruppendynanik innerhalb des Teams darzustellen. Teams sind häufig - wenn sie nicht nach militärischem Muster gestaltet sind - nach dem Modell einer Familie aufgebaut: mit patriachalischen Vaterfiguren als leitende Ermittler und gender-konform verteilten "Kindern" als Untergebenen.
Militärisch gestaltete Teams: Clarice Starling und John Crawford
"Familien"-Teams = Martin Beck, Gunvald Larsson und die anderen
Exkurs: Romane mit Ermittlerteams eröffnen die Möglichkeit , aus dem Krimi ein "Drama", einen Familienroman, eine Seifenoper zu machen, in dem die Beziehungen und Konflikte innerhalb des Teams zur tragenden Säule des Romans gemacht werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen